Serie: Star Trek. Deep Space Nine, Band 8.05 |
Mehrere Handlungsfäden werden in dem ersten der vier "Mission Gamma"-Bände angerissen. Im Vordergrund steht die Mission der Defiant. Das mittlerweile umgerüstete ehemalige Kriegsschiff soll eine dreimonatige Erforschungsmission auf der anderen Seite des Wurmloches, dem Gamma-Quadranten, durchführen. Als Captain des Schiffes wurde Elias Vaughn auserkoren, der Erste Offizier von Deep Space Nine. Jedoch sind schon vor dem Abflug einige persönliche Hindernisse zu bewältigen. Vaughn muss sich mit dem Konflikt mit seiner Tochter Prynn Tenmei auseinandersetzen, die ihrem Vater den Tod ihrer Mutter anlastet. Die Beziehungskrise beider zieht sich durch den ganzen Roman und entwickelt sich konsequent zu einem zu erwartenden Ergebnis weiter.
Amüsant die Probleme von Ensign Shar, der von seiner extra angereisten Mutter aufgefordert wird, endlich mit den ebenso erschienenen drei Bündnispartnern eine Vereinigung einzugehen und nach Andor zurückzugehen. Shar muss sich angesichts einer bevorstehenden Forschungsmission kurzfristig zwischen seinen Familienpflichten und der Sternenflotte entscheiden.
Die Defiant dringt in den Gamma-Quadranten vor und trifft nach kurzer Zeit auf die Zivilisation der Vahni. Diese hochgewachsenen, nur mithilfe von Farben und Licht kommunizierenden Wesen sind ein recht interessanter Einfall des Autors, jedoch in ihrem Wesen leider zu kurz beschrieben. Ich hoffe, sie in einem späteren Roman noch näher kennen lernen zu dürfen, denn ich denke, man sollte jeder Spezies, die nicht gleich humanoid durch die Gegend läuft und mal fremdartiger als Breen und Ferengi wirkt, eine wirkliche Chance im Star-Trek-Universum geben. Der anfangs sehr harmonische Kontakt mit den Vahni artet zur Katastrophe aus, als deren Mond durch einen unbekannten Energieimpuls buchstäblich pulverisiert wird. Ihrer Heimatwelt droht der Untergang und Rettung scheint nicht in Sicht, da die Vahni erst am Anfang ihres Raumfahrtzeitalters stehen. Vaughn beschließt, dem Energieimpuls auf den Grund zu gehen und möglichst zu verhindern, dass ein weiterer auf die Heimatwelt der Vahni trifft.
Zur gleichen Zeit, auf Deep Space Nine muss sich Colonel Kira mit einem sehr undurchsichtigen Fleet Admiral der Sternenflotte herumschlagen, der eine von der bajoranischen Regierung lang ersehnte Konferenz vorbereiten soll: Der Föderationsbeitritt Bajors steht am Horizont. Kira ist durch das eigenmächtige Veröffentlichen einer bei Ausgrabungen gefundenen, umstrittenen Abschrift eines Heiligen Buches von ihrer Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen worden und gilt nun als "Befleckt". Auf Bajor selbst hat die Veröffentlichung des Textes großen Wirbel verursacht, die bajoranische Religion steht vor einem Schisma.
Gleichzeitig muss Kira sich mit den Eskapaden des Jem´Hadar Taran'atar herumschlagen, der vom Gründer Odo den Auftrag bekam, die Bewohner des Alpha-Quadranten zu studieren und ihr Wesen zu verstehen. Das sieht bei Taran'atar so aus, dass der Furcht erregende Krieger meist überraschend irgendwo in einer Ecke auftaucht und Leute anstarrt. Dass er dabei Quarks Bar leert, da die Besucher voller Angst fliehen, oder zum Beispiel bei Nog eine regelrechte Panikattacke hervorruft, scheint ihm nicht ganz klar zu sein. Besonders erwähnenswert ist sein Auftritt in einem Kindergarten - die Reaktion der Kinder auf ihn, im Vergleich zu den Erziehern, ist einer der emotionalen Höhepunkte des Buches.
Etwas seltsam mutet die beginnende Romanze zwischen der Sicherheitschefin Ro Laren und Quark an. Zwar mutet es "süss" an, wenn sich die beiden wie zwei verliebte Teenager umkreisen, ob das Ganze jedoch glaubwürdig ist, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht bin ich zu sehr xenophob, wenn ich nicht verstehe, wie sich eine attraktive Frau wie Ro in einen gierigen Giftzwerg wie Quark verlieben kann.
Die Mission der Defiant und die Konferenz um den Beitritt Bajors sind nur Aufhänger für das eigentliche Anliegen des Romanes: die Figuren zu entwickeln. So kommen im Laufe der fast 600 eng bedruckten Seiten fast alle bekannten Gesichter der Serie zu ihrer Charakterentwicklung: Kasidy Yates-Sisko, Nog, Bashir und seine Beziehung zur Ezri Dax, Quark und sein Stammgast Morn und so weiter und so fort. Dabei kommt David R. George III manchmal etwas ins Labern, bevor er abrupt ein Kapitel beendet, um etwas den Spannungsfaden hinüberzuretten. "Zwielicht" ist sicherlich ein gelungenes Buch, in dem alle Protagonisten ihren entsprechenden Raum bekommen, jedoch ist der Roman eines nicht: wirklich spannend. Während das Ergebnis der anberaumten Konferenz abzusehen ist und Kiras Konflikt mit dem Admiral nur Gezänk darstellt, wird die erste Erkundungsmission der Defiant mehr oder weniger nebenher erledigt. Schade eigentlich. Vielleicht hätte man hier dem Spannungsteil mehr Raum geben und die Charakterentwicklung auf mehrere Bücher verteilen sollen. Nein, "Zwielicht" ist nicht schlecht, jedoch auch nicht unbedingt das, was man erwartet.
Zwielicht - die Rezension von Erik Schreiber