Reihe: Die Legende der roten Sonne, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Unter einer sterbenden roten Sonne harrt Villjamur, die Hauptstadt eines einstmals mächtigen Reiches, der heranrückenden Eiszeit. Ströme von Flüchtlingen sammeln sich vor den Toren und drohen die ganze Stadt zu überfluten. Da ereignet sich eine furchtbare Tragödie, und die älteste Tochter des Kaisers, Jamur Rika, gelangt auf den Thron. Gleichzeitig ruft der grausame Mord an einem Ratsherrn Inspektor Rumex Jeryd auf den Plan. Im Laufe seiner Ermittlungen deckt Jeryd eine geheime Verschwörung auf, die nicht nur das Leben der Königin, sondern die Zukunft von ganz Villjamur bedroht. (Verlagstext)
Liest man den Verlagstext, ist man erst einmal nicht sonderlich beeindruckt. Dieser Text könnte für jedes x-beliebige Buch gelten. Folgt man dem 1981 geborenen Autor Mark Charan Newton in seine Welt, findet man exotische Beschreibungen und interessante Gesellschaftsstrukturen. Damit greift Newton lediglich die Idee von Brian W. Aldiss auf, der mit seinem dreibändigen Werk Helliconia, einen Meilenstein der Social Science Fiction schuf. Die Sonne stirbt wäre auch ein passender Titel für diesen Band geworden. Während die Winter länger und kälter werden, darben die Menschen. Ständig kürzere Pflanzphasen sorgen für eine Nahrungsmittelknappheit. Eine neue Eiszeit bedroht die Welt und in ihr die herrschenden Reiche mit dem Untergang. Es findet nur noch ein Aufbäumen der Menschen statt, um festzustellen, wer länger überlebt.
Der herrschende Rat von Villjamur hat die Zeichen der Zeit erkannt und die Stadt von der Welt abgeschottet. Bewaffnete Wachen sind für Ruhe innerhalb der Stadt zuständig, in der eine Lebensmittelknappheit und eine allgemeine Unzufriedenheit herrschen. Zudem kommt es zu brenzligen Situationen, die den Frieden erheblich stören. Etwa wenn Ratsmitglieder ermordet werden, Tote verschwinden und letztlich auch noch der König von den Klippen stürzt (freiwillig oder mit Nachhilfe).
Dieselben Wachen sind es auch, die dafür Sorge tragen, dass niemand mehr in die Stadt kommt. Außer leuten, die genügend Geld mitbringen. Die restlichen Menschen, die aus allen Gegenden des Reiches nach Villjamur flohen, müssen in Zelten vor den Stadtmauern frieren und hungern.
In der Erzählung geht es zu einem großen Teil um Brynd, den ungeliebten Anführer der Nachtwachen. Brynd ist ein Albino und folglich auch ein Außenseiter. In seinen Dienstjahren beim König arbeitete er sich von einem einfachen Soldaten hoch. Dies fiel ihm umso schwerer, da er als Albino diversen Anfeindungen ausgesetzt war. Trotz seiner Stellung als Leiter der militärischen Stadtpräsenz muss er nach wie vor mit der Ausgrenzung kämpfen, neumodisch Mobbing genannt.
Brynd vermutet Verrat in den höchsten Kreisen. Auf zwei der von ihm geleiteten Expeditionen wurden Anschläge verübt. Sei es durch Barbaren von den Inseln, die immer mehr das Land erobern, auf der Suche nach Über-Lebensmöglichkeiten. Sei es durch Untote, durch Magie belebt, die ihn und seine Männer angriffen. Jemand mit Einfluss, Macht und Geld, der in der Stadt lebt, versucht seinen Willen durchzusetzen. Dieser Unbekannte muss zudem auch Zugang zu geheimem Wissen, Geheimnissen und Ähnlichem verfügen. Inquisitor Rumex Jeryd, Angehöriger einer langlebigen Rasse, soll zur gleichen Zeit die Morde in der Königsstadt untersuchen und den Täter finden. So kommt es, dass die beiden sich nicht nur über den Weg laufen, sondern auch gemeinsame Interessen verfolgen.
Wer nun, wie bereits eingangs erwähnt, einen einfachen Roman erwartet, unterliegt einem Irrtum, der sich schnell aufklärt. Es wird nicht wenige Fantasy-Leser geben, die den Band enttäuscht aus der Hand legen. Die anderen Leser werden mit der Beschreibung einer Welt beglückt, die kompliziert ist. Jeder der Bewohner handelt nur noch nach dem Motto „Hauptsache ich“. Anhand der unterschiedlichen Bewohner erhalten wir ein Bild der Stadt mit all ihren Unterschieden. Mit der Beschreibung von Villjamur lernen wir im Gegenzug weitere Personen kennen, die zwar nicht wichtig für die Erzählung sind, aber der Stadt Leben verleihen. Mark Charan Newton weiß hier zu beeindrucken. Er hat einen fesselnden Roman erschaffen. Der Leser weiß dies zu schätzen und wird sich auf das nächste Werk des Autors freuen.