Reihe: Nashira, Band 1 |
Das Cover des Buches zeigt eine junge Frau mit feuerrotem Haar, dessen Enden zu Herbstlaub werden. Dieses Herbstlaub umschwirrt die junge Frau in einem Wirbel und nimmt dabei einen Großteil des Covers ein. Die spitzen Ohren und der filigrane Schmuck, den sie trägt, lassen sie irgendwie magisch wirken, während die Armschiene und das Armband sie kriegerisch wirken lassen. Lauter Einzelheiten, die zumindest mich ziemlich neugierig auf das Buch gemacht haben.
Als Tochter des mächtigen Grafen Megassa mangelt es Talitha nur an einem: Freiheit. Eine Wahl hat sie ebenso wenig wie das versklavte Volk der Femtiten. So muss Talitha nach dem Tod ihrer Schwester ihre Berufung als Gardistin hinter sich lassen und im Kloster die Nachfolge ihrer Schwester antreten. Eine Berufung, die sie und ihren treuen Sklaven Saiph an die Grenzen treibt. Und als Talitha das erschreckende Vermächtnis ihrer Schwester entdeckt, kann sie nichts mehr in den Mauern des Klosters halten: Wenn ihre Vermutungen stimmen, steht nämlich weit mehr auf dem Spiel als nur ihre und Saiphs Freiheit.
Im Prolog lässt Licia Troisi den Leser einen kurzen Blick auf eine Katastrophe unsäglichen Ausmaßes werfen und auf die Verzweiflung, die den letzten Überlebenden ergreift. Der Prolog katapultiert den Leser mitten in die Geschichte hinein und lässt ihn Vermutungen über die Entstehung von Talitha und Saiphs Welt anstellen – inwiefern dieser Prolog noch von Bedeutung ist, bleibt jedoch bis zum ziemlich offenen Ende unklar.
Die Welt, in die Licia Troisi den Leser entführt, ist ziemlich düster, zu düster um mich wirklich begeistern zu können, und die Hauptperson beileibe keine Heldin. Ihre Privilegien als Tochter des mächtigen Grafen Megassa haben sie weltfremd aufwachsen lassen. Sie selbst behandelt die Sklaven ihrer Famile zwar relativ freundlich – allen voran Saiph – den schlechten Umgang mit diesen empfindet sie allerdings nicht als ungewöhnlich. Wie die Welt jenseits ihres Palastes aussieht, weiß sie nur aus Erzählungen – und schon die Kutschenfahrt zum Nachbarreich beschert ihr einige neue Erfahrungen. Dass ihre Freiheit beschränkt ist, merkt sie erst mit dem Tod ihrer älteren Schwester – und den erwzungenen Eintritt ins Kloster.
Schon die Brutalität am Hofe des Grafens hat mich erschreckt, aber auch im Kloster scheinen Mitgefühl und Harmonie fehl am Platz zu sein. Neid, Missgunst und sogar Hass scheinen die Welt hinter den Mauern zu regieren. Die Sklaven werden schlimmer misshandelt als durch den Grafen und die Novizen terrorisiert – selbst von ihren Kindern scheinen die Privilegierten demnach nicht sehr viel zu halten. Zum Glück gibt es auch im Kloster ein paar Lichtblicke in Form der Priesterin Pelei und der Novizin Kora. Talithas und Saips Ausburch aus dieser Welt erschienen mir jedoch unnötig brutal (wie auch der ganze Rest des Buches) und ich fand es sehr schade, wie schnell Licia Troisi die zwei Figuren, die ich dort lieb gewonnen habe, in Vergessenheit geraten lässt.
Ihre gemeinsame Flucht schweißt Saiph und Talitha noch weiter zusammen und lässt Talitha ein wenig erwachsener werden. Das sie Saiph nach ihren gemeinsamen Leiden immer noch als Sklaven bezeichnet hat mich allerdings etwas geärgert – auch wenn man merkt, dass sie es nicht böse meint. Die Menschen, auf die sie treffen sind bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls hart und brutal – sie passen in die Welt hinein, die Licia Troisi beschreibt, machen diese aber beileibe nicht sympathischer.
Licia Troisi versteht es, im Kopf des Lesers ein deutliches Bild ihrer Welt zu zeichnen, zusammen mit ihrem flüssigen Schreibstil hat sie mich “Nashira” in einem Rutsch durchlesen lassen. Wirklich mögen kann ich das Buch aber dennoch nicht. Die Welt, in der das Buch spielt, ist ziemlich grausam und weder Sklaven noch Herrscher versuchen etwas daran zu ändern – und das, obwohl Katastrophen und Leid immer mehr Überhand nehmen. Mir fehlt der kleine Funke von Hoffnung in den Herzen der Menschen, der alles zum Besseren wenden könnte. Talitha versucht, Unheil abzuwenden und dem Vermächtnis ihrer Schwester gerecht zu werden, aber welches Unheil sie damit über andere bringt, scheint sie nicht weiter zu bekümmern. Ich war durchweg froh, dass sie Saiph an ihrer Seite hatte – nicht nur, dass sie es ohne ihn vermutlich nicht weit geschafft hätte, er ist es auch, der zumindest etwas an Moral aufrechterhält. Dass er an der Sklaverei seines Volkes (und seiner eigenen) nichts auszusetzen hat, war für mich allerdings ebenfalls nicht wirklich zu verstehen.
Insgesamt ist die Geschichte damit zwar durchaus lesenswert, kommt aber aufgrund der nicht ganz so sympathischen Heldin (und ihrer Welt) nicht annähernd an “Die Drachenkämpferin” oder “Die Feuerkämpferin” heran. Fans werden auf “Nashira” sicher nicht verzichten wollen, Einsteigern würde ich allerdings eher die anderen beiden Reihen der Autorin empfehlen. Nach “Nashira” ist der zweite Band damit für mich definitiv kein Muss, einen Blick ins Buch würde ich allerdings vermutlich trotzdem wagen.