Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Nach - zugegebenermassen vorheriger Lektüre - von turon47s Rezension des dritten "New Frontier"-Romanes war ich schon etwas konsterniert. Was erwartet mich da? Wie Sebastian schreibt, ja eher eine Art religiöser Softporno mit humoristischen Einlagen. Insofern ging ich mit grösserer Skepsis an die Lektüre des Buches - und hatte meine Spass!
Worum geht es? Captain Calhoun wird eine recht zweifelhafte Ehre zueigen. Der Zivilisation des Planeten Zondar, auf dessen Oberfläche die beiden Völker Eenza und Unglza leben, wurde von einem Propheten vor 500 Jahren die Ankunft eines Heilandes vorhergesagt, dessen Ankunft den Planeten einen soll. Auf Zondar herrscht seit vielen hundert Jahren Bürgerkrieg und beide Parteien sind so sehr verfeindet, dass eine Einigung von innen heraus kaum möglich scheint. Insofern ist die weisgesagte Ankunft des Heilandes ein Segen für Zondar. Den alten Überlieferungen zufolge passen alle Anzeichen auf Captain Calhoun, der sich nicht sonderlich gegen diese aufgebürdete Rolle strebt. Sein Erster Offizier Shelby ist dagegen - traditionell - erbost, fast schon entsetzt. Sie sieht in Mackenzie Calhoun Spiel eine direkte Verletzung der Ersten Direktive. Dieser ist natürlich grundsätzlich anderer Meinung und erhofft durch sein Rollenspiel die Herstellung des Friedens auf Zondar.
Was er nicht weiß: Nicht nur auf Zondar verbreitet sich Calhouns religiöse Aura, auch auf anderen Planeten beginnt man, den Captain als anbetungswürdiges Wesen zu entdecken. Dies lässt die "Erlöser" aufhochen, eine hochentwickelte Rasse von religiösen Eiferer, die ein überschreiten ihrer eigenen vorgegebenen Glaubensgrenzen mit dem sofortigen Tode bestrafen. Der Excalibur und Calhoun insbesondere ist hier ein erbitterter Feind erwachsen.
Auf Zondar hingegen feiert man die Ankunft Calhouns. Nur ein Mitglied der Obersten Kaste hat andere Vorstellungen von den künftigen Ereignissen. Nach den alten, nicht veröffentlichten Überlieferungen kann der Frieden auf Zondar nur gewährleistet werden, wenn der Heiland getötet wird. Und der betreffende Zondorianer hat dies zu seinem Lebenszweck erhoben...
Im Zentrum des Romanes steht der Konflikt auf Zondor inklusive der aufgezwungenen religiösen Rolle Calhouns. Dieser versucht mit allen Mitteln, eine vernünftige Lösung für den Krieg zu finden, kann aber seine Vorstellungen nur mit den üblichen "Überredungskünsten" durchsetzen. Die Problematik, das ein Sternenflottencaptain eine Heilandsfigur spielen soll, um einen Frieden zu erreichen, wird mit der Figur Elisabeth Shelby versucht, abzuarbeiten - jedoch kommt man trotz des vielleicht positiven Ergebnisses von Calhouns Mission nicht zu einer befriedigenden Lösung, ob das nun ethisch gerechtfertigt sei oder nicht. Grundsätzlich stehen sich mit Calhoun und Shelby zwei gegensätzliche Positionen gegenüber. Der eine macht das, was er aufgrund der Lage für vernünftig hält, die andere appeliert ständig auf die Einhaltung von Vorschriften un Moral. Leider geht das manchmal etwas auf die Nerven. Ich hoffe Peter David entwickelt diesen Konflikt auch einmal weiter, anstatt beide wie ein altes Ehepaar ständig herumzanken zu lassen.
Ein weiterer Schwerpuinkt des Romans liegt in der Aufarbeitung der verschiedensten Sexfragen. Im Mittelpunkt steht Dr. Selar, die immer näher ihrem Höhepunkt des Pon Farr kommt und dringend einen Partner sucht, mit dem sie sich "paaren" kann. Nachdem ihre erste Wahl, der Chefingenieur und Zwitter Burgoyne sich mit dem Piloten der Excalibur, McHenry vergnügt und augenscheinlich nicht mehr zur Verfügung steht, versucht sie Calhoun zu überreden, mit ihr Sex zu haben. Dabei kommt es zu allerlei gegenseitiger und überkreuzender Eifersüchtigkeiten, Prahlereien mit Sexabenteuern und großem Getuschel innerhalb der Besatzung, wer mit wem und wann wielange. Gewohnt ist man das nicht von einem braven Sternenflottenschiff, die Fortpflanzung als solches wurde bislang meist schön brav ausgeklammert und nur angedeutet. Irgendwie machte es immer "Plub" und das weibliche Wesen war plötzlich schwanger. Das es auf einem Raumschiff, welches weit von zuhause entfernt herumschippert und sich immer in potentiell großer Gefahr befindet zu Zweisamkeiten kommt, ist sehr nachvollziehbar. Bei Charakteren wie Calhoun, einem triebgesteuerten Burgoyne, einer brünftigen Selar und einigen anderen nicht abgeneigten Besatzungsmitgliedern rechnet man ehrlich gesagt mit der täglichen Orgie am Abend - zur Entspannung und zum Zeitvertreib. Aber im Ernst. Auf der einen Seite hat Sebastian in seiner Rezension recht, etwas übertrieben hat David schon, hier und da klingen die Abenteuer des Raumschiffs Excalibur wie eine Jugendfreizeit beinm Flaschendrehen. Aber auf der anderen Seite: Wer kann denn gut geschriebenen Zoten widerstehen. ;-)
Peter David hat einen sehr humoristischen und teilweise bezüglich der Religionsthematik auch nachdenklichen Roman geschrieben, der nicht die große Literatur darstellt, sondern lediglich eine möglichst breite Leserschaft unterhalten soll. Diese Mission hat der Roman meines Erachtens erfüllt, auch wenn man vielleicht etwas Stirnrunzeln aufgrund der Moral an Bord der Excalibur wagen darf.
Meine Bewertung: knappe 6 von 10 Punkten.
Für die 6 war der Humor ausschlaggebend, ansonsten wäre es ein ganzer Punkt Abzug. Dafür war literarisch einfach zuwenig geboten.