Serie: Bunker, Band 2/5 |
Aus den eisigen Höhen des Ulu-Wardak-Massivs, wo vom "Bunker 37" aus Soldaten Velikiistoks über die Damarkacia – die Verteidigungslinie gegen das feindliche Nachbarreich Jeretiks – wachen, wurde der junge Gefreite Aleksi Stassik in die Wüste des südlichen Territoriums versetzt.
Die Mission der Soldaten ist hier diplomatischer Natur: Prinz Aberrahman Derlth Al-Hazin, der Herrscher des Reiches, soll überzeugt werden, Velikiistok mit Ressourcen in Form von Öl im Kampf gegen die Jeretiks zu unterstützen. Auch wenn die Verhandlungen von Beginn an unter keinem guten Stern stehen, da die gegenseitige Geringschätzung gleichsam mit Händen greifbar ist, trifft man ein Übereinkommen, mit dem beide Seiten vorgeblich leben können.
Unruhe macht sich zwischen den Parteien breit, als während des Banketts aus Anlass des Paktes die Priester-Prophetin den Saal betritt und eine düstere Prophezeiung ausstößt, in der es um die Notwendigkeit des Zusammenhaltes der Menschen gegen ein in der Finsternis und Leere lauerndes Wesen geht. Genau dieser Zusammenhalt der Menschen des südlichen Territoriums und Velikiistoks existiert jedoch nicht, da beide Seiten entgegen aller Friedensbekundungen planen, den jeweils anderen zu betrügen und letztlich zu vernichten.
Als Aleksis Einheit am nächsten Tag in ihren gepanzerten Fahrzeugen in die Wüste aufbricht, ahnen die Soldaten daher nicht, dass es für sie eine Reise in den Tod wird. Während der Rest des Konvois geradewegs in eine Falle fährt, bleibt das Fahrzeug des jungen Gefreiten in Folge eines Sabotageaktes auf Geheiß der Priester-Prophetin und des Prinzen zurück und entgeht zwar so der unmittelbaren Vernichtung, jedoch zeigen Aleksis Gefährten - im Gegensatz zu ihm - alle Anzeichen einer tödlichen Vergiftung. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Sterben in der kleine Gruppe Überlebender Einzug hält.
Indessen macht man sich in Velikiistok insbesondere um das Überleben Stassiks große Sorgen, denn für den jungen Soldaten ist ein ganz besonderes Schicksal vorherbestimmt, ein Schicksal, in das in der Stunde der Gefahr auch Wesenheiten von jenseits der Welt einzugreifen versuchen.
War das erste Album der auf fünf Bände angelegten Reihe erzählerisch wie künstlerisch ein regelrechtes Highlight, so kommt dieser zweite Band deutlich schwächer daher. Nicht nur dass die Verlagerung der Handlung von "Bunker 37" in das südliche Territorium – freundlich ausgedrückt – schwer nachvollziehbar ist, die gesamte Geschichte wirkt konventionell, vorhersehbar und uninspiriert, verliert sich in stereotypem Politik-Kleinklein, vordergründigem Mystizismus und etwas Military-Action. Das Spannungsmoment resultiert damit in erster Linie und fast ausschließlich aus den Geheimnissen, die sich in der Erlöser-Figur des Aleksi Stassik bündeln.
Die schwächelnde Story wäre leichter zu verschmerzen, würde das Artwork Nicola Genzianellas an die intensiven, atmosphärisch dichten Zeichnungen des ersten Albums heranreichen. Bedauerlicherweise erreichen die Bilder im vorliegenden Band zu keinem Zeitpunkt den Detailreichtum, die Ausdruckskraft und die Tiefe, die Christophe Bec so vorzüglich beherrscht. Während Genzianellas Figuren lediglich vergleichsweise flach wirken, kommen seine Darstellungen der architektonischen Hintergründe – des Prinzen-Palastes, aber auch der seltsamen Bergfestung oder des imperialen Sitzes – geradezu angestrengt schematisch und tot daher.
Fazit: In Story und Artwork deutlich schwächer als der erste Band. Bleibt zu hoffen, dass Autor und Künstler lediglich eine kurze Auszeit genommen haben und die Reihe im dritten Album wieder anzieht. In Bezug auf das Artwork ist diese Hoffnung allerdings eher gering, da Genzianella sowohl zu weit von Becs dokumentarisch-dichtem Stil entfernt ist, als auch zu wenig eigene Handschrift an den Tag legt.