Titel: Ocean
6-teilige Miniserie
Story: Warren Ellis
Zeichungen: Chris Sprouse
Farben: Randy Mayor von WSFX
Wildstorm Comics (DC)
Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer
(weitere Rezensionen von Jürgen Eglseer auf fictionfantasy findet man hier)
Nathan Kane, Waffen-Inspekteur der Vereinten Nationen, wird zu einer Forschungsstation über dem Jupiter Mond Europa gerufen. In den bislang kaum erforschten Tiefen des Ozeans unter der dicken Eisschicht des Mondes hat man unzählige Sarkophage gefunden, die menschenähnliche Wesen verbergen.
Wie Kane nach seinem ersten Eindruck auf der chaotisch geführten Station feststellt, wird die wissenschaftliche Mannschaft durch eine andere Installation - eine Raumstation einer Computerfirma - immer wieder behindert und offensichtlich dazu gedrängt, den Fund der Firma zu überlassen. Wie Kane bei einem Tauchgang auf Europa entdeckt, haben die Menschenähnlichen, deren Alter auf etwa eine Milliarde Jahre geschätzt wird, nicht nur ihre immer noch in Stasis lebenden Körper hinterlassen, sondern auch unglaubliche Waffensysteme - was das Interesse der Firma erklärt. Deren Stationsleiter führt eine Horde seelenloser Arbeiter, die er durch Funkimpulse steuert und Befehle überträgt. Nachdem er und Kane die Fronten geklärt haben, versucht der "Manager" den UN-Inspekteur zu töten - und am besten gleich die ganze hinderliche Forschungsstation dazu.
Womit er aber nicht rechnet: durch die Versuche der Computerfirma, in die Systeme der Aliens zu hacken, wurden nicht nur die Waffensysteme aktiviert, sondern auch die Sarkophage dazu gebracht, ihre Besitzer aufzuwecken. Der Hintergrund, der sich Kane und der Besatzung der Forschungsstation hier enthüllt, stellt nichts geringeres dar, als die Herkunft der Menschheit...
Die Miniserie "episch" zu betiteln, wäre falsch - hinsichtlich der oft benutzten und allzu bekannten Handlungsstränge wie ein vernichteter Planet zwischen Mars und Jupiter, eine Art Stargate zum zeitlosen Transport per Wurmloch und die Herkunft der Menschheit durch eine viel ältere Rasse, die nicht auf der Erde aber in unserem Sonnensystem entstanden ist.
Jedoch besitzt die Serie Elemente, die sie zu einem wirklichen Leckerbissen macht. Zwar sind die Nebendarsteller nur sehr oberflächlich ausgeprägt, jedoch kämpft Kane, als sei er aus einem Matrix-Film entsprungen und der "Manager", als stelle er den Terminator selbst dar.
Die technischen Darstellungen sind sehr gelungen und faszinierend, die Handlung glaubhaft und mitreissend - was das ganze jedoch auf eine besondere Ebene hebt, sind die Zeichnungen in Verbindung mit den opulenten Farben, die eine düstere und gleichzeitig zauberhafte Atmosphäre schaffen und den Comic zu einer wahren Augenweide machen.
Müsste ich Noten vergeben dann bekäme die Handlung eine 2 plus, die grafischen Umsetzung eine glatte 1 mit Stern!