Reihe: Ogregod, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Comic machte mich wegen seines Titelbildes neugierig, weniger wegen des Klappentexts. Die Geschichte ist von Jules Vernes Zwei Jahre Ferien beeinflusst, schreibt Alejandro Jodorowsky selbst. Aber auch so ist der Anfang, eine Gruppe Jugendlicher auszusenden, die Welt und das Leben kennen zu lernen nicht neu. Auch Richard Laymon und andere griffen das Thema auf, Jugendliche in eine andere soziale Umwelt zu stecken und dort auf irgendeine Art überleben zu lassen. Im vorliegenden Band geht es um die Sprösslinge von Reichen und Machthabern, inclusive eines Roboters und eines Sklaven. Es wird deutlich, dass die reichen Jugendlichen nichts können und der Roboter und der Sklave die Jugendlichen aus dem Schlamassel holen müssen. Dabei ist Alejandro Jodorowsky mit der Beschreibung der Einzelnen sehr in Klischees verhaftet.
Brant ist der Sohn eines hochrangigen Militärs, Ordo der Sohn eines Bankiers, Web und Bew (man lese die Namen vorwärts wie rückwärts) die Söhne eines Industriellen. Dalah ist die Tochter eines Waffenfabrikanten, Baxte die Tochter des Propagandaministers, Niphans Eltern arbeiten bei der Geheimpolizei, und Erwise ist die Tochter des Diktators. Während diese Jugendlichen bis auf die Kleinwüchsige Erwise ‚normal’ sind, ist der Sklave ein Vierfüßer mit dem Namen Zeland. Die Zweifüßer haben untereinander Streit, verhalten sich jedoch den beiden anderen Crewmitgliedern gegenüber wie Mitglieder einer Herrenrasse. Dieses Verhalten kommt auch zu Beginn sehr stark zu tragen, als man den laufenden Meter, der sich Diktator nennt, beobachtet. Es kommt, wie es kommen muss, die Jugendlichen verlassen gegen allen Rat nicht nur den Planeten Okkar, sondern auch die Galaxis und verletzen die Grenze zum Nachbarreich. Dieses Reich reagiert abwehrend und die Gruppe wird zu Schiffbrüchigen auf einem fremden Planeten.
Dass sich Alejandro Jodorowsky der üblichen Klischees bedient, erwähnte ich bereits. Bezaubernd sind vor allem die Bilder, die Zoran Janjetov beeindruckend in Szene setzt. Er benutzt eine Technik von Fotovorlagen, um damit vor allem die Gesichter der blauhäutigen Vierfüßler zur Geltung zu bringen. Aber auch die anderen Personen sind durchaus gut gelungen. Der Charakter spiegelt sich in den Körpern der Personen wieder. Erwise ist kleinwüchsig wie ihr Vater. Web und Bew sind Zwillinge, die nur dadurch unterscheidbar sind, dass einer von beiden die größeren Ohren besitzt. Sie sind fett, wie die Eltern, die ein Nahrungsmittelproduzentenehepaar sind. Beachtenswert ist in jedem Fall der unterdrückte Vierfüßler. Zeland ist begabt und kann die Welt um sich herum beeinflussen. Ein aufgewühltes Meer wird in einem Abschnitt ruhig, damit die Schiffbrüchigen festes Land erreichen können, und andere Dinge mehr kann er mittels Gedankenkraft erzeugen.
Blenden wir die Klieschees aus, bleibt ein guter Comic übrig, der mit den Gefühlen von Jugendlichen spielt, welche, ob sie wollen oder nicht, auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden sind und miteinander auskommen müssen. Die moderne Umsetzung von Jules Vernes Zwei Jahre Ferien wird gerade die jugendlichen Leser ansprechen.