Reihe: Collector, Band 2
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Collector war ein fesselndes Buch mit vielen Ideen, Handlungssträngen und Figuren, die aus der Beschreibung heraus lebten. So ein Buch erhoffte ich mir mit dem vorliegenden neuen Band Operation Vade Retro von Markus Heitz ebenfalls. Vor allem, weil in den Justifer-Romanen bereits Teile davon vorabgedruckt wurden. Er entführt uns in seinem neuen Roman wieder in sein Universum voller Ränkespiele und Morde, Industriekomplexe und unterschiedlicher Gesellschafts-schichten, dominiert von profitgierigen Konzernen, die ihr Finger überall haben, vor allem aber in den Taschen ihrer eigenen Kunden, um sie noch ein wenig mehr zu schröpfen. Dazu kommt eine Kirche, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, wie die Heutige, mit ihren Fehltritten und ihrer Doppelmoral, vielleicht sogar mehr. Hinzu kommt als Garnitur und Farbklecks ein Universum mit blutrünstigen Aliens, unbekannten Lebensformen die nicht unbedingt humanoide Form besitzen müssen. Was aber fehlt ist eine einleitende Zusammenfassung. Man setzt stillschweigend voraus, dass der Leser sich des vorangegangenen Buches voll bewusst ist.
Die Collectors werden zurückgedrängt. So kämpft die Menschheit voller Entschlossenheit bis zum Letzten gegen die heimtückischen Aliens. Das Schicksal der Menschen scheint klar, man benötigt sie für die Zucht, um sie zu fressen oder beides. Aber Alien ist nicht gleich Alien, denn innerhalb und zwischen den Alienrassen herrschen Auseinandersetzungen, die die Menschheit nutzen kann. Kann, aber nicht muss, denn ebenso gibt es unterschiedliche Bestrebungen innerhalb der menschlichen Rasse mit ebenso vielen unterschiedlichen Zielen. Die Wyvers etwa, eine den Collectors feindlich gesinnte Alienrasse, besiegte diese in vielen Gebieten. Die Pläne, die sie mit den befreiten Menschen haben, sind jedoch nicht viel besser für die Menschheit, als die der Collectors. Und dann tritt eine weitere Rasse auf, die mal eben so die Collectors und ihre riese Flotte besiegt. Waren im ersten Band die Collectors die übermächtigen Wesen, so sind diese nun andere und stärker. Das Blatt der Collectors wendet sich und sie wollen nun ihre ehemals Sklavenrasse als Verbündete gewinnen. Aus diesem Grund tritt das „Haustier“ Fredinald Zumi als Botschafter den Weg zur Erde an, um dort Verhandlungen aufzunehmen. Fredinalds ehemaligen Herren werden selbst angegriffen und ihr Schiff vernichtet wird. Mit Mühe schafft gelingt es ihm, sich mit einem kleineren Schiff in den Interim-Raums zu retten. Überraschenderweise trifft er dort aber auf Wesen, die den Interim-Raum bewohnen. Die beschweren sich bei ihm, will die durch den Interims-Raum reisenden Raumschiffe ihren Lebensraum zerstören. Diese setzten ihm ein Ultimatum, in dem alle Völker die diesen Transfer nutzen, diesen einzustellen haben (Warum aber erst jetzt, da doch die Raumschiffe bereits seit Jahrhunderten von den raumfahrenden Rassen dort hindurch fliegen?). Entweder wird Ersatz bezahlt, oder die neu aufgetretene Rasse wird die Überlichtraumfahrt lahmlegen. Fredinalds Landung in Paris hat nicht einmal annähernd den Eindruck eines kontrollierten Absturzes. Und so sind seine Probleme plötzlich ein wenig anders gelagert.
Clarissa Fairbanks, eine freiheitsliebende Person, die sich eher als eine Art Freibeuter und Freihändlerin sieht, erhält von der Church of Stars ein lukratives Angebot. Sie soll Taxidienste übernehmen, wobei die ersten Passagiere ein gewisser Nuntius Civer Black & Innocent Uditor White sind. Das ungleiche Ermittlerpärchen aus den Kurzgeschichten von Markus, die in den anderen Justifer-Romanen spielen, sorgt dafür, dass der Erzählung etwas mehr Biss und Humor beschert wird. Die Suche nach einer Priesterin, die Wunder wirkte, und nicht der Kirche angehört ist für die Kirche natürlich nicht hinnehmbar.
So gut mir die Justifers-Romane gefallen haben, das Konzept scheint nicht aufzugehen. Ein grosses Universum mit vielen, vielen Möglichkeiten und doch eine vertane Chance. Jeder bzw. jede der Autoren und Autorinnen schrieb faszinierende Bücher, die mir nicht unbedingt alle sehr gut gefielen, aber doch vor einem gemeinsamen Hintergrund handelten. Die Collectors blieben weitgehend im Hintergrund (schade eigentlich) um den eigenen Geschichten mehr Platz zu bieten. Es fehlte die Verzahnung, die mit den Kurzgeschichten von Markus in den entsprechenden Büchern nicht ganz gelang.
Operation Vade Retroliest sich wie alle Romane von Markus, flüssig und fesselnd. Allerdings fragte ich mich immer wieder, wann die Operation Vade Retro denn beginnen möge. Gleichzeitig verschwinden Figuren aus der Handlung, ohne sich verabschiedet zu haben. Sie werden einfach nicht mehr erwähnt.
Beim vorliegenden Buch habe ich den Eindruck, es musste schnell noch ein Ende gefunden werden. Wurde vorher noch lang erzählt, Markus kann das, so war das Ende doch eher hopplahopp, und ihm recht unwürdig. Markus Heitz strafft den Text und überspringt Zeiträume, um zu einer lapidaren Zusammenfassung zu kommen: „Die Menschheit wurde gerettet“. Ein für mich völlig unbefriedigendes Ende des Romans. Die Erzählung findet mittels eines Zeitsprungs ein sehr schnelles Ende. Das Buch wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet und im Prinzip müssten noch mehr Romane erscheinen. Gerade die Justifers hätten hier noch eine Menge Entwicklungsmöglichkeiten. Etwas mehr die Collectors in den Mittelpunkt gerückt und schon ginge es weiter. Bleibt bei mir die Frage, ob mit dem Nachwort von Markus auch das Ende der Justifers eingeläutet wurde, oder ob es sich lohnt, diese als lockere Serie weiterzuführen.
An vielen Stellen ist die Erzählung abwechslungsreich und fesselnd beschrieben, besteht voller Wort- und Situationswitz, nur um weitere Anspielungen an die Science Fiction anzudeuten. Von daher ist es ein intelligenter Roman, etwas zum Spielen, etwas zum Lesen und etwas zum Nachdenken. Vor allem über das Ende.