Titel: Quantico Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Vereinigten Staaten von Amerika werden von terroristischen Anschlägen heimgesucht. Es sind dabei nicht nur islamistische Attentäter, die Angst und Schrecken verbreiten. Fast alle Gruppierungen versuchen mit diesen Mitteln ihre Ansprüche bekannt zu machen und durchzusetzen. Bald schon ist jeder Amerikaner paranoid veranlagt, das Misstrauen den Mitmenschen gegenüber wächst. Einer dieser Bombenleger ist der "Patriarch", ein Schwerverbrecher der unter dem Namen Chambers bekannt ist, der sich zum Führer einer christlich-militanten Sekte ernannte. FBI-Sonderagent Erwin Griffin wird beauftragt, den Schwerverbrecher hinter Schloss und Riegel zu bringen. Das misslingt, da der Festnahme ein tödlicher Schusswechsel vorausgeht. Tödlich getroffen stirbt der Patriarch. Der Hof in Washington, wo der Patriarch in Vielehe mit einer Schar Kinder und Enkel lebte, ist ansonsten leer. Zeit zum Handeln. Als ein Sonderkommando eine Scheune auf dem Hof untersucht, in der biologische Kampfstoffe vermutet werden, explodiert das Gebäude und Griffin wird dabei getötet. Sein Sohn William absolviert gerade die letzte Phase an der FBI-Schule in Quantico. Von seinem schwerverletzten Vater erhält er nach der Explosion wichtige Hinweise, die er jedoch zuerst nicht ganz versteht. Ein Ort in Ohio, wo es keine Juden geben soll? Etwa zur gleichen Zeit wird Williams Kollege Fouad nach seinem Abschluss einer streng geheimen Abteilung zugeordnet. Die BuDark genannte Einheit soll einen Mord an im Irak getöteten Juden aufklären. Da Fouad al-Husam irakischer Herkunft ist, sollte es möglich sein, ihn dort unbemerkt einzuschleusen. Was Fouad dort entdeckt, übersteigt seinen Erfahrungshorizont bei weitem. Kann es eine Waffe geben, die nur Juden tötet?
Kurz darauf verfallen ganze Städte in Demenz; ein Virus, der auf das Gehirn der Menschen einwirkt, löscht deren Bewusstseinsinhalte.
Greg Bear geht bei diesem Roman auf Nummer sicher, indem er dem Hauptbösewicht persönliche Gründe unterstellt. Der Hauptbösewicht benutzt verschiedenste religiöse Gruppierungen, um sein Ziel zu erreichen.
Eine Frage, die sich zu Beginn des Romans stellt, ist sicherlich: Kann denn das alles wahr sein / wahr werden? Ehrlich gesagt, ich bin der Meinung, es könnte jetzt, in dieser Minute losgehen. Ein Angriff mit biologischen Waffen ist nicht neu. Im ersten Weltkrieg starben Hunderttausende Soldaten, Saddam Hussein setzte sie ein im Kampf gegen die Kurden, in Japan in der U-Bahn wurde entsprechend gehandelt ... Es gibt noch mehr große und kleine Schauplätze. Natürlich gibt es den beschriebenen Virus (noch) nicht. Aber das muss nichts heißen. Und die Art und Weise, wie der Virus eingesetzt wurde - mit Tintenstrahldruckern, mit Feuerwerksraketen und Ähnlichem - zeigt doch nur, dass die einfachsten Mittel die erfolgversprechendsten sind. Greg Bear lässt seine Leser und seine handelnden Personen lange im Dunkeln tappen. Und denkt man, einen Funken der Erkenntnis gesehen zu haben, so stellt sich das als Fehler heraus.
Der vorliegende Roman ist sicherlich kein Roman, den man unbedenklich in die Schublade Science Fiction einordnen kann. Es ist ein Thriller, ein sehr guter sogar, der mit manch einem SF-Roman mithalten kann, nicht wegen des Schreibstils, sondern weil das Thema, ein biologischer Krieg, dort immer wieder angesprochen wurde. Wer sich zudem die Mühe macht, das Buch ganz zu lesen, wird sicherlich ein paar sehr interessante Anspielungen finde.
Was mir persönlich noch gut gefiel, war das Glossar, das sich dem Buch anschloss. Wer also keine Ahnung von dem hat, was hier beschrieben wurde, kann es locker nachlesen, ohne Fachliteratur zu wälzen.
Der Roman war spannend - ohne Frage -, abwechslungsreich und vielschichtig. Und vor allem eines. Aktuell. Das ist selten.