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Serie: Red Sonja, Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Red Sonja ist tot. Sie hat sich selbst im Kampf gegen eine Geißel der Menschen, den dämonischen Zauberer Kulan Gath, geopfert.
Doch in der Welt der hyrkanianischen Kriegerin bedeutet der Tod nur einen Anfang, den Anfang einer Reise, die in Sonjas Fall in die Unterwelt führt. Auf einem kleinen Nachen treibt sie auf dem düsteren Fluss Styx in Begleitung und Obhut eines finsteren Fährmanns ihrem letzten Ziel entgegen: dem Urteil des Todes über das Schicksal ihrer Seele.
Gemeinsam lassen die Kriegerin und ihr unheimlicher Begleiter Stationen aus dem Leben der Kämpferin Revue passieren, blicken auf den Tod der Diebin Daneeka zurück, für den Red Sonja als deren Partnerin und Freundin einst verantwortlich zeichnete, sinnieren über Sonjas große Liebe, König Teran, um dessen Sicherheit Willen sie dem gemeinsamen Glück entsagte, oder philosophieren darüber, was aus Sonja geworden wäre, wäre sie nicht geschändet worden und wären ihre Eltern nicht Kulan Gaths Schergen zum Opfer gefallen. Und die Ergebnisse der gemeinsamen Überlegungen sind nicht unbedingt vielversprechend in Hinblick auf Red Sonjas Richtspruch.
Schließlich erreichen die beiden ungleichen Reisenden die erste Etappe auf dem Weg der Kriegerin: einen tiefen, surrealen Abgrund, auf desse Boden die Heerscharen derjenigen, die sie im Laufe ihres Lebens getötet hat, auf sie warten, um sich an Sonja blutig zu rächen. Doch nicht nur alte Feinde harren ihrer in der Unterwelt, denn auch die Seelen alter Gefährten und Freunde hat es in dieses Reich verschlagen, Seelen, die ihr nach wie vor treu zur Seite stehen.
Zugegeben, die durch eine mytholgieschwangere Rahmenhandlung zusammengehaltenen Episoden aus Red Sonjas Leben sind für sich genommen weniger originell als vielmehr klischeebeladen und stereotyp. Dennoch stellen sie insofern einen gefälligen, unterhaltsamen Exkurs dar, als zum einen die Hauptfigur signifikant an Menschlichkeit gewinnt, zum anderen nach all der Epik und den großen götterschweren Handlungsbögen kurze Episoden die Dramaturgie der Serie grundsätzlich auffrischen und dem Leser Raum zum Ausruhen geben.
In künstlerischer Hinsicht sind auf Grund der zahlreichen Beteiligten die stilistischen Unterschiede im in toto klassischen, mainstreamhaften Fantasy-Artwork zwar auf den ersten Blick erkennbar, aber es sind weder in positiver noch in negativer Hinsicht extreme Ausreißer dabei, sodass das Ganze visuell einen runden und stimmigen Eindruck hinterlässt.
Fazit: inhaltlich ein stimmiger und gefällig inszenierter Story-Arc, dem es zwar an Originalität fehlt, in dessen Verlauf aber Sonjas menschliche Seite näher beleuchtet wird; künstlerisch alles in allem und trotz der deutlichen Unterschiede im Artwork der beteiligten Kreativen gleichermaßen überzeugend, wenn auch nicht in jedem Teil hochklassig und visuell spannend. Eines der besseren Tradepaperbacks der Serie.