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Verfilmungen von Videospielen bzw. Comics erfüllen nur selten höhere Ansprüche: Ob Dumm Raider, Sly Stallones Quatsch Blöd, Belgiens Schließmuskel-Export Van Dammes Creed Fighter oder diverse XYZ-Superduperhypermen-Megalomanien. Das Ergebnis ist fast immer dasselbe: Abgesehen von Fans erfreut sich der von dieser speziellen Materie unbeleckte Cineast kaum des Leinwandresultats der jeweiligen Adaptionen.
Das Problem solcher Verfilmungen deckt sich mit jenen beliebter Romane: Einerseits darf man die Fans nicht um den Genuss bringen, 'ihr' Lieblingsbuch werkgetreu verfilmt zu sehen; andererseits muss der Stoff genug hergeben, um Nicht-Fans gleichfalls ins Kino zu locken. Ein Spagat, der meist aisgerechnet dort aufschlägt, wo's maskulinen Exemplaren der Spezies Homo sapiens am meisten weh tut.. Also im Hirn.
Um so erstaunlicher (und erfreulicher!), dass Paul Anderson, der aus dem an sich faszinierenden Basis-Plot zu Event Horizon einen grauenhaft schlechten SF-Schmus drehte, ein durchaus ansehnliches Machwerk zu Stande brachte. Inhaltlich bietet RE natürlich nichts wirklich Aufregendes: Alice (Milla Jovovich) wacht ohne Erinnerung in der Badewanne einer Villa auf. Sie wird von einer militärischen Spezialeinheit aufgegriffen und dazu gezwungen, in die Laboratorien der Umbrella Corporation hinabzusteigen, die tief unter der Erde der Stadt Racoon City liegen. Dass sich das gesamte Personal nach einem Biohazard mit einem Virus infizierte, der Menschen zu Zombies mutieren lässt, wirkt sich in abnehmender Anzahl der Menschlein aus.
Mehr an Handlung gibt es im Wesentlichen nicht, auch wenn versucht wird, diverse 'menschliche Konflikte' einzubinden. Ein widerspenstiger, allmächtiger Computer namens "Red Queen" (zweite Anspielung auf Alice im Wunderland) trägt das Seine dazu bei, die kleine Truppe zu dezimieren.
Dreh- und Angelpunkt des Films ist Alice, die im Laufe des Films ihre Erinnerung zurückerhält und zu ihrem eigenen Erstaunen Killerinstinkt beweist, etwa, indem sie einen Zombie-Dobermann mit ihren Beinen zermanscht.
Woran der Film (fast zwangsläufig) scheitert, ist, eine tatsächlich gruselige Atmosphäre zu schaffen. Dazu wäre es natürlich erst einmal nötig, die Charaktere des Films dem Zuschauer näher zu bringen, etwa wie es James Cameron in Aliens (der unübersehbar in einigen Sequenzen Pate stand) zu Wege brachte. Aber James Cameron ist nun mal James Cameron...
Und deshalb bietet RE nicht mehr (aber auch nicht weniger!) als gute Unterhaltung, die nicht viel Hirnschmalz erfordert. Die Effekte sind State of the Art, reichen jedoch nicht an die wirklich großen Filmkaliber heran. Einzig das letzte Monster, dessen wir angesichtig werden (nein, Britney Spears spielt nicht mit), ruckelt mäßig animiert über die Leinwand. Der durchaus überraschende Schluss leidet wie schon T3 an der Überlänge. Die Idee war gut, die Ausführung viel zu breit ausgewalzt.
Bietet RE dramaturgisch wenig Anspruchsvolles, so passen sich die darstellerischen Leistungen dem Niveau mühelos an: Hauptpersonen sind ohnedies Alice und die maskuline Rain Ocampo (Michelle Rodriguez), zwischen denen eine unterschweillige, homo-erotische Atmosphäre herrscht.
Der Rest des Fußvolkes ist - dies zu verraten nimmt die Spannung keineswegs fort - kaum mehr als wandelndes Frischfleisch für die Zombie-Society. Entsprechend dröge sind deren Darbietungen. Michelle Rodriguez übertreibt es meiner Meinung nach mit dem 'Coolsein' und wirkt ein bisschen wie Vasquez aus Aliens ohne Stirnband. Davon abgesehen, dass sie den Eindruck macht, alle zwei Sekunden von einer Tse-Tse-Fliege gestochen zu werden.
Absolut tadellos die Leistung von Milla Jovovich: Nun bekleckern sich ehemalige Models meist nicht gerade mit Leinwand-Ruhm. Dem entgegen steht das schauspielerische Talent der gebürtigen Ukrainerin, die bereits in Jeanne d'Arc sehr zu gefallen wusste. Es wäre interessant, sie im Umfeld 'guter' Schauspieler zu beobachten.
Fazit: netter, harmloser Zombie-Reißer (diesen Kalauer konnte ich mir nicht verkneifen) mit in jeder Hinsicht gefälliger Hauptdarstellerin.