Reihe: Rex Mundi, Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Arvid Nelson bringt in Deutschland seinen Comic-Mystery-Thriller zum Abschluss. Für das Original benötigte er achtzehn Alben und zehn Jahre. Da ist es gefälliger, nur ein paar Jahre zu investieren und somit den Thriller in kürzerer Zeit zu genießen. Genießen ist der richtige Begriff, denn die Bilder sind eine Pracht und die verwobene und zu Überraschungen neigende Erzählung überaus fesselnd. Arvid schuf eine Welt, in der die Geschichte seit dem Mittelalter anders verlief. Der Adel und der Klerus regieren Europa und die Inquisition sorgt für Recht und Ordnung. Magie und Zauberei funktionieren. Hier ist es Frankreich, das große Pläne schmiedet und mit Kaiser David I. ein neues Frankenreich ausrief. Hinter all dem steckt eine Suche nach dem Heiligen Gral. Es beginnt damit, dass Dr. Julien Saunières, ein französischer Arzt, dem Diebstahl eines verlorenen Dokuments auf den Grund geht. Er will den Tod eines Freundes aufklären und findet sich unvermittelt in einer gigantischen Verschwörung wieder. Dabei gerät er in die Fänge einer Geheimgesellschaft. Diese Gesellschaft behütet den Gral. Unter der Führung des Oberhauptes gründete man eine Art französische SS, auch Judendeportation ist ein Thema.
Das Geheimnis, das den Gral und seine Hüter umgibt, kann das Europa, das sich bereits in einem Krieg befindet, gänzlich ins Chaos stürzen. Frankreich kämpft gegen das osmanische Reich, ebenso das zaristische Russland. Preußen/Deutschland ist nicht der Rede wert, denn Frankreich und Russland grenzen aneinander. Gleichzeitig gelingt es den Truppen des Frankenkaisers, nach Jerusalem vorzudringen. Der Größenwahnsinnige will aus der Stadt von Jesus Christus die Welt beherrschen. Der eigentliche Kampf findet jedoch weitab von der Öffentlichkeit in einem kleinen Pyrenäendorf statt. In der dortigen Burg wird der Heilige Gral aufbewahrt. Der sich Kaiser Daniel I. nennende Herzog von Lorraine will Julien töten. Seine Frau Gunieve bekommt ein Kind, das aber auch von Dr. Saunières sein könnte, denn auch mit ihm war sie zusammen. Dr. Julien Saunières erhält überraschend Verstärkung. Ausgerechnet Isabelle, von Herzog Lorraine verstoßen, stellt sich gegen ihren Vater. Gemeinsam dringen die beiden in die gewaltige Festungsanlage von Montsalvat ein. Die Suche gilt dem Heiligen Gral, um damit Lorraine aufzuhalten. Hier stellt sich auch heraus, wer der geheimnisvolle Kuttenträger ist, der Saunière bisslang unerkannt half.
Nach dem Prolog Ismael wird dem Leser eine Zusammenfassung der ersten Bücher gegeben. Somit ist der Leser sofort wieder in der Geschichte und muss nicht erst die anderen Comics zur Hand nehmen.
Die spannende Geschichte enthält alles, was ein spannender Roman benötigt: Mystery, Tod und Teufel, große Gegner, Geheimnisse und einiges mehr. Dazu kommen die hervorragend umgesetzten Bilder. Im Abschluss des Comics erkennt man die leidenschaftliche Handschrift des Autors. Das Werk findet ein fulminantes, würdiges Ende.
Die Zeichnungen stammen hauptsächlich von Juan Ferreyra. Gerade die ganzseitigen Bilder, etwa der Gral oder gar die Bilder der riesigen Festung Montsalvat, stellen eine phänomenale Leistung dar. Erst wenn der Leser den Blick innerhalb der Festung nach oben erhebt, erkennt er das Ausmaß des Gebäudes. Damit erscheint das Problem des Hauptdarstellers klein und sein Ziel riesig.
Der Comic lebt von seinen Bildern und den zusätzlichen Informationen, die dort zum Teil verborgen liegen, wenn man das Buch nicht genau ansieht. Eine zusätzliche Information erhält der Leser aus den Seiten der Pseudo-Zeitung „Le Journal de la Liberté“. Rex Mundi zehrt an den Nerven, bis es zur Auflösung kommt. Vor allem die letzen Bilder, ein Mann, ein Esel und eine schwangere Frau, die in eine Stadt einziehen ...
Ein kleiner Leckerbissen ist der Kurzkrimi am Ende des Buches, der zwar in derselben Welt spielt, jedoch nicht mit der Geschichte zusammenhängt.