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Titel: Road Rage Eine Rezension von Martin Wagner |
Was man auf keinen Fall tun sollte, zumindest als Fahrer eines kleinen Autos, ist den Fahrer des LKWs provozieren, denn wozu das führen kann, hat uns Steven Spielberg 1971 mit seinem Regiedebüt, Duell, 1971 gezeigt. In diesem Film dreht ein Truckerfahrer durch und hetzt einen Vertreter, der nichts getan hat, über die Straßen. Diesem Film und der Geschichte von Richard Matheson, auf die der Film basiert, haben sich Stephen King und Joe Hill, sein Sohn, angenommen und zusammen eine Graphic Novel, Road Rage, geschrieben, die sie dann von Nelson Daniel und Rafa Garres haben Zeichnen lassen. Ein berühmter Schriftsteller und zwei durchaus anerkannte Zeichner versprechen jede Menge und machen Lust auf das Lesen der Graphic Novel.
Diese beginnt dann mit einem gelungenen Cover, das viel Blut verspricht. Bevor es aber losgeht, wird der Leser von Stephen King begrüßt und über die Entstehung der Novel, seine Zusammenarbeit mit seinem Sohn und den Bezug zu Mathesons Geschichte aufgeklärt. Anschließend beginnt die Graphic Novel mit der Geschichte „Vollgas“, in der eine Motorradgang nach einem schief gelaufenen Coup auch noch Probleme mit einem durchgeknallten Truckerfahrer bekommt. Der Truckerfahrer hat aber, anders als im Film, tatsächlich einen Grund die Gang zu jagen, was diese aber erst viel zu spät erfahren, sie wurden bis dahin schon stark dezimiert, und selbst dann bringt ihnen das nichts mehr. Viel zu schnell ist diese Geschichte dann vorbei, das Buch aber zum Glück noch nicht. Jetzt kommt aber erst einmal Joe Hill zu Wort und beschreibt seine Sicht auf das gemeinsame Arbeiten mit seinem Vater und sein Bezug zu Mathesons Geschichte. Diese Geschichte ist es dann auch, die in der zweiten Geschichte als Graphic Novel verarbeitet wird und als Hommage den Titel „Duell“ trägt. Wie bereits erwähnt, dreht sich in dieser Geschichte alles um einen unschuldigen Vertreter und einen durchgeknallten Truckerfahrer, der eben diesen Vertreter aufs Korn nimmt. Bevor das Buch dann tatsächlich zu einem Ende kommt, kommt noch Verantwortliche für das Buch, Chris Ryall zu Wort, der über seine Rolle bei der Entstehung und über die Zusammenarbeit mit den Kings und den beiden Zeichnern spricht. Diese Zeichner sind es dann auch, die dem Buch den letzten Stempel aufdrücken und den Leser mit tollen Illustrationen verabschieden.
Zwei spannende Geschichten von den Meistern des Horrors und der Thriller in einem wirklich tollen Format, damit hätte man alles gesagt, was man zu dieser Graphic Novel sagen müsste, um zu zeigen, dass sie jeden Cent wert ist. Damit würde man der Graphic Novel aber noch nicht gerecht werden, denn man würde vieles unterschlagen. Beide Geschichten in Road Rage sind, wie bereits erwähnt, spannend. Diese Spannung geht auf zwei Dingen zurück, zum einen ist die Geschichte durchdacht und mit tollen Dialogen und Beschreibungen ausgestattet, zum anderen ist sie so gut gezeichnet, dass die Bilder selbst auch Spannung und dazu noch die passende Stimmung erzeugen. Für die Stimmung sorgen dabei vor allem die kruden Zeichnungen der Gesichtszüge der fast schon bemitleidenswerten Gangmitglieder, die trotz allem sehr aussagekräftig sind. Auch die zweite Geschichte kann vollkommen überzeugen. Als Hommage gedacht, ist sie genau das und macht deutlich, wie toll Mathesons Idee damals war und heute noch ist. Auch hier harmonieren die Geschichte und die Bilder, wobei diese hier noch düsterer und kruder sind, als in der ersten Geschichte, was aber klar als Mittel erkannt werden kann, die Zeichnungen als aus einer anderen Zeit stammend aussehen zu lassen. Neben diesen tollen Geschichten, sind es aber vor allem die Illustrationen am Ende des Buches, die zeigen, dass die Zeichner wirklich gut sind, denn in diesen Zeichnungen zeigen sie ihr ganzes können und auch, dass sie auch weniger krude zeichnen können. Interessant sind auch die schriftlichen Beiträge der Kings und des Verantwortlichen, wobei man hier natürlich nicht viel über die Personen, aber viel mehr über den Einfluss, den verschiedene Künstler auf die drei hatten und nach wie vor haben. Hier lassen sich einige Literatur- und Filmtipps finden. Ein überzeugendes Gesamtprodukt, von dem man gerne noch mehr sehen möchte, vielleicht auch von anderen Autoren, aber vor allen von King und Hill.
Fazit: Road Rage ist eine Hommage an Richard Matheson und seine Geschichte über einen durchgeknallten Trucker auf einem amerikanischen Highway. Zwei Geschichten werden darin mit eindrucksvollen Zeichnungen von guten Zeichnern erzählt und beide Geschichten überzeugen komplett. Die erste auch deswegen, weil sie ein Gemeinschaftsprojekt von Stephen King und seinem Sohn Joe Hill ist, die zweite, weil in ihr Mathesons Werk wieder entsteht.