Serie / Zyklus: Scheibenwelt, A Story of Discworld #1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Seit Ratten seltsam versuchten Müll gefressen haben, sind sie intelligent geworden und da der Kater Maurice einige von diesen Ratten gefressen hatte, wurde auch er intelligent. Von da an zieht der Kater mit den Ratten umher und ergaunert sich mit verschiedenen Betrügereien das tägliche Brot. Dafür haben sie sich einen Jungen auserkoren, der mit einer Flöte einen unschlagbaren Rattenfänger mimt. Das ganze Spiel funktioniert bestens, bis die Gaunergruppe ein Städtchen namens Bad Blintz erreicht. Dort ist einiges im Argen und die Rattenplage dort ist so schlimm, dass die Bürger am Rande des Hungers sind und die Rattenfänger vor ort scheinen der Plage nicht Herr zu werden. Der Verdacht des Betrugs, der sich in Maurice regt, wird schnell bestätigt, doch es zeigt sich bald, dass dies nur die halbe Wahrheit ist, denn in den Kellern der Stadt lebt etwas unsagbar böses.
Terry Pratchett gelang mit seinem ersten „A Story of the Discworld“ Jugendroman eine erstaunliche Geschichte. Zentrale Figur ist Maurice, ein mit allen Wassern gewaschener Kater, der sowohl die recht naiven Ratten als auch den Jungen für seine Zwecke ausnutzt. Die Geschichte wird vollkommen aus seiner Sicht erzählt, was insofern interessant und witzig ist, weil Maurice längere Dialoge mit seinem erwachten Gewissen führen muss. Aber auch die Ratten sind interessant und besonders Gefährliche Bohnen und Pfirsiche sind dem Kater mehr als gewachsen. Während ersterer eine Albinoratte mit einem unglaublich großen Verstand ist, die sogar Maurice überlegen ist, gelingt es der anderen immer wieder hinter die Lügen von Maurice zu blicken und den Kater wiederholt in Bedrängnis zu bringen. Die Ratten an sich träumen von einem eigenen Staat in einem fernen Land. Das ergaunerte Geld wollen sie nutzen um damit eine Überfahrt zu einer unbewohnten Insel zu bezahlen (Maurice hat natürlich ganz andere Pläne). Interessant sind aber auch die Spannungen zwischen der älteren Generation von Ratten und den jungen Ratten, die nach der Müllsache geboren wurden, denn die Alten können sich nicht immer mit der neuen Lebensweise anfreunden (vor allem nicht mit der Denkweise von Gefährliche Bohnen).
Die Frage, ob dieses Buch ein Jugendbuch ist oder nicht stellt sich nur insofern, dass es auch für erwachsene Leser wegen seiner Hintergründigkeit sehr gut lesbar ist. Aber auch die jüngeren Leser werden an dieser Geschichte ihre Freude haben, denn Terry Pratchett fand eine sehr gelungene Mischung aus witzigen und nachdenklichen Passagen und ich bin der Meinung, dass man junge Leser keinesfalls unterschätzen sollte.
Maurice der Kater ist eines der besseren Scheibenweltbücher und obwohl es als Jugendbuch gedacht ist, enthält es den für Pratchett so typischen hintergründigen Humor.
8 von 10 Punkten.
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