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Titel: Das Schiff Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Ein Mann wird jäh aus dem Schlaf gerissen und fühlt sich sofort einer beißenden Kälte ausgesetzt. Ein Mädchen, seine Retterin, drängt ihn zur Eile, und obwohl er eben noch geschützt in einer Art Blase ruhte, muss er nun um sein Leben rennen, denn die Bedingungen verschlechtern sich dramatisch und all die anderen Menschen, die er gesehen hat, sind zwangsläufig zum Tode verurteilt. Nur allmählich begreift er, dass er sich in einem gewaltigen Raumschiff befindet, auf dem alles schief zu laufen scheint. Einrichtungen und Lebensformen, die der Wartung und der Reinigung des Schiffes dienten, wenden sich gegen den Erwachten, dessen oberstes Ziel zunächst ist, Nahrung und Kleidung zu finden. Das Mädchen bezeichnet ihn als Lehrer und verlangt Antworten auf die Situation, aber genau diese kann er noch nicht liefern, denn sein Gedächtnis kehrt nur allmählich zurück. Es fällt einem auch schwer, sich zu erinnern, wenn man ständig um sein Leben kämpfen muss.
Das Szenario, das Greg Bear beschreibt, ist interessant. Ein Generationenraumschiff ist während der langen Reise verunglückt und der Erwachte findet sich in einer lebensfeindlichen Welt wieder, die nur eines will: ihn töten. Die Fragen, die sich Leser und Protagonist gleichermaßen stellen, werden im Laufe des Buchs beantwortet, wobei sich der Autor damit Zeit lässt. Leider gelingt es ihm kaum, eine Brücke zwischen dem Leser und dem Erzähler des Romans zu bauen. Der Protagonist bleibt dem Leser die meiste Zeit entrückt, und so entfaltet die Geschichte nicht den Grad an Intensität, der möglich gewesen wäre. Statt dessen versteift sich der Autor auf Splatter-Effekte und beschreibt wiederholt, wie Körperteile oder verweste Torsos an den Helden vorbeitreiben. Ein, zwei Mal war das gut zu lesen´und der Geschichte zuträglich, aber viele Szenen glichen sich dann doch zu deutlich. In der zweiten Hälfte des Romans nimmt die Geschichte deutlich an Schwung zu. Es kommen die ersehnten Antworten und am Ende wird der Leser mit einer Wahrheit konfrontiert, die verblüfft und den Leser für einige der Längen im Lauf des Romans entschädigt. Dennoch bleibt der Roman deutlich hinter den Möglichkeiten zurück. Schade, denn dieses Szenario hätte Grundlage für einen deutlich besseren Roman werden können.
6 von 10 Punkten