Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Muegge |
Kurt Vonnegut verarbeitet in diesem Roman seine Erlebnisse während des zweiten Weltkrieges, wo er die Bombardierung und nahezu vollständige Zerstörung Dresdens miterlebt hat. Daraus sollte man aber keine Rückschlüsse auf den Inhalt ziehen, denn der Roman entzieht sich einer normalen Genreeinteilung.
Im Mittelpunkt steht Billy Pilgrim der die Fähigkeit hat, in der Zeit hin und herzuspringen, ohne es aber beeinflussen zu können. Er ist "unstuck in time", eine sehr merkwürdige Sache, wodurch seine Lebensgeschichte nicht linear erzählt wird sondern unverhofft zwischen allen Lebensepochen gewechselt wird.
Diese Fähigkeit hat einen gewaltigen Einfluss auf seine Lebensphilosophie, er weiß dass er die Geschehnisse nicht beeinflussen kann weil sie schon passiert sind (!), so dass der häufigste Satz lautet: "So it goes." In diesen drei Worten liegt eine Wahrheit, die Probleme gar nicht erst aufkommen lässt. Wieso sich Sorgen machen, wenn man es nicht ändern kann. Für sein eigenes Leben ist diese Philosophie vielleicht nicht die beste, aber man reagiert damit viel gelassener auf Situationen und Entscheidungen, auf die man keinen Einfluss hat - ich ertappe mich immer öfter dabei, wie ich genauso handle.
Durch die Zeitsprünge liest sich das Buch wie eine Sammlung von Episoden, was der Atmosphäre aber keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil, der Charakter Billy ist sehr ungewöhnlich und erlebt verrückte Sachen. Am merkwürdigsten ist die Episode, wo Außerirdische ihn entführen und mehrere Jahre in einen Zoo stecken. Durch die Manipulation der Zeit vergingen für die Menschen auf der Erde nur Millisekunden und keiner glaubt ihm. Ebenfalls sehr verrückt ist die Suche nach einem SF Autoren, der zwar sehr viele Bücher geschrieben hat aber trotzdem nahezu unbekannt ist. In manchen Szenen entdecken wir sogar Kurt Vonnegut selbst wenn er plötzlich sagt "Das war ich!".
Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Das Springen in der Zeit funktioniert überraschend gut und Billys Charakter erhält eine ganz andere Dimension, weil sein ganzes Leben "gleichzeitig" sichtbar ist. Ein längerer Abschnitt beschäftigt sich mit einem interessanten Aspekt der amerikanischen Gesellschaft: wer kein Geld hat kann nicht auf eine Gemeinschaft aller Leute hoffen, die ebenfalls kein Geld haben. Stattdessen bekämpfen sie sich gegenseitig und versuchen, einen besseren Status zu erlangen. Je länger ich darüber nachdenke umso mehr macht diese Feststellung Sinn. In der Tat scheint es keine "alten Weisen" zu geben, die wenig Geld haben aber trotzdem anerkannt sind. Es regiert das Motto "wenn du so smart bist wie du denkst - wieso machst du dann nichts draus?"
Nicht nur SF Fans werden ihre helle Freude an diesem Buch haben, ohne Einschränkungen empfehlenswert!
Bewertung: 10 von 10 Punkten