Serie: Grablicht, Band 2 Eine Rezension von Judith Gor |
Emily will immer noch nicht so recht wahrhaben, dass sie nun ein Vampir ist. Arglos begibt sie sich ins Sonnenlicht und erleidet schwere Verbrennungen. Der Schock sitzt tief – umso überraschter ist sie von Davids Fürsorge. Der Vampir bemüht sich sehr um seine junge Schöpfung und erntet dafür Zuneigung von Emily. Doch als Emilys Wunden geheilt sind, fangen die Probleme erst richtig an: David soll für die unrechtmäßige Erschaffung von Emily mit dem Tode bestraft werden. Außer sich vor Sorge sucht Emily Hilfe bei Davids Schöpferin. Nicht ahnend, welch hinterlistiges Miststück diese ist …
Mit ihrer tollpatschigen und naiven Art hat Emily bereits im ersten Band die Leserherzen erobert. In ihren puppenhaften Gothicoutfit ist sie wie dafür geschaffen, ein mit seiner Natur hadernder Vampir zu sein. Ihre extreme Abneigung gegen das Blutrinken ist allerdings eher weniger förderlich für ihre neue Existenz. Immerhin nimmt sie Davids Blutspenden an und kann sich auf diese Weise regenerieren. Vampire mit Selbstzweifeln gibt es inzwischen zur Genüge, eigentlich ist das Übermaß längst überschritten. Doch Emily ist schlichtweg so süß, dass eine gedankenlos mordende Natur überhaupt nicht zu ihr passen würde. David gibt sich im zweiten Band emotionale als noch im ersten. Er überspielt zwar immer noch vieles mit seiner coolen Art, doch man spürt, dass seine Gefühle für Emily echt sind. Umso schwieriger wird es, als die beiden verurteilt werden sollen.
Die Lovestory kommt allmählich in Fahrt, auch wenn die großen Liebesszenen ausbleiben. Die Annäherung von Emily und David ist zart uns romantisch, wobei David doch etwas eindeutiger zeigt, was er möchte. Emily ist allerdings noch zu sehr mit ihrer neuen Natur und ihren Schattenseiten beschäftigt, um sich auf ihn einzulassen. Hinzu kommt, dass Davids Schöpferin versucht, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. Davids Freunde stehen dafür hinter den beiden und wollen sich für sie vor dem vampirischen Gesetz einsetzen. Darüber hinaus erfährt man wie auch im ersten Band nicht allzu viel über sie. Es wäre schön, wenn sich die Mangaka in Zukunft etwas mehr um ihre Nebencharaktere kümmern würde.
Der Zeichenstil von Daniela Winkler hat sich ein wenig verbessert, wobei schon der erste Band recht gut aussah. Für ein Manga ist ihr Stil doch etwas eigen, aber besitzt dadurch einen gewissen Wiedererkennungswert. Die starken Kontraste passen gut zum Setting, insgesamt ist die Atmosphäre düster und ein wenig verspielt. Bei den Outfits zeigt sich die Mangaka kreativ, auch wenn manches ziemlich knapp bemessen scheint. Auch der Humor kommt dieses Mal nicht zu kurz und äußerst sich ebenfalls in lustigen und entsetzten Gesichtsausdrücken. Insgesamt wird viel Wert auf Mimik und Gestik gelegt, was das Manga recht lebendig macht. Viele Seiten sind nur mit ein bis zwei Panels gefüllt, die oftmals keinen Text aufweisen. Dadurch liest sich dieses Manga ziemlich schnell weg und bietet für die Seitenzahl relativ wenig Inhalt.
Erwähnen muss man hier unbedingt die schönen Farbseiten zu Beginn des Mangas, bei denen man sich wünschen würde, das gesamte Buch wäre farbig gestaltet. Emily sieht in dunklen Blautönen einfach viel besser aus als in schwarz/weiß. Als Extra gibt es am Ende des Mangas ein paar Fanarts, die sich durchaus sehen lassen können. Dieser Trend darf sehr gerne beibehalten werden!
Fazit
„Grablicht – Schlaflied der Sonne“ ist eine wunderschöne Fortsetzung der zarten Liebesgeschichte zwischen Emily und David. Humorvoll und dramatisch gestaltet sich das Leben der neugeschaffenen Vampirin, die nicht zubeißen will. Viele ganzseitige Zeichnungen sind zwar schön anzuschauen, aber der Umfang des Inhalts lässt wieder etwas zu wünschen übrig. 3,5 von 5 Sternen.