Titel: Schlüsselherz Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Die Gestaltung des Covers ist gelungen anders. “Schlüsselherz” ist ein Steampunk-Roman, aber anstelle von den üblichen Zahnrädern ist der Hintergrund des Covers von Tänzerinnen und Schlüsseln sowie einem einzelnen Schloss durchzogen. Eine Abweichung, die wirklich gut zu der Geschichte passt. Die Farbwahl ist etwas gewöhnungsbedürftig, verleiht dem Buch aber auch etwas Einzigartiges, das es vor anderen Büchern hervorhebt – mich jedenfalls würde es neugierig genug machen, um es in die Hand zu nehmen.
Die Bitte, die die mechanische Puppe Cera an den konservativen Buchhändler Valender richtet, ist ebenso ungewöhnlich wie ihre erste Begegnung, die für Valender in einem Krankenhausaufenthalt gipfelt: Valender soll sich als Privatdetektiv ausgeben, um ihr dabei zu helfen, ihre verschwundene Freundin zu finden.
Wie schon das Cover ist auch der Roman deutlich anders als die Steampunk-Romane, die ich bisher gelesen habe. Es fängt schon damit an, dass die Geschichte zum Teil aus der Sicht eines mechanischen Wesens erzählt wird – aus Ceras Sicht. Cera ist kein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern bis zu ihrem mechanischen Herz vollständig künstlich. Ihre Gedankengänge sind jedoch ziemlich menschlich – und wären da nicht die winzigen Zahnräder und der Schlüssel, mit dem sie jeden Tag aufgezogen werden muss, würde sie auch locker als ein Mensch durchgehen.
Die zweite Hauptperson, der Buchhändler Valender, wird von Liv Abigail gleich doppelt in den Fokus gerückt. Sein Teil der Geschichte wird nicht nur aus seiner Sicht, sondern auch durch Briefe an seine behinderte Schwester Melissa erzählt. Er ist ein Zyniker, jemand, der konservative Literatur verkauft, obwohl ihm selbst Unterhaltungsliteratur lieber ist. Jemand, der seine eigene Magie versteckt und möglichst großen Abstand zu den magisch Begabten und magisch Geschaffenen hält. Seine und Ceras erste Begegnung war Zufall, die zweite bleibt nur dank eines Trotzanfalls länger als ein paar Minuten. Und ich habe keine Ahnung, was ihn dazu bewogen hat, Cera zu helfen. Warum er anfängt sie zu mögen ist allerdings völlig eindeutig: Cera hat mehr Lebensfreude als so mancher “echter” Mensch – und damit reißt sie Valender langsam aber sicher aus seiner Griesgrämigkeit.
Und während die beiden Protagonisten Hinweise sammeln und Spuren nachgehen wird der Leser langsam mit Hintergrundinformationen zu ihrer Welt versorgt. Zu der Beschaffenheit der Puppen, den magischen Fähigkeiten, die einige Menschen besitzen und der Seele, die in jedem Menschen und auch einigen Puppen – so auch Cera – steckt.
Die Kriminalgeschichte ist dafür relativ einfach gehalten und der Mörder schnell entlarvt (zumindest für den Leser), auch wenn sich die Beweisbeschaffung etwas schwieriger gestalten. Sie bringt allerdings auch einige amüsante Szenen mit sich. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt aber auf den beiden Hauptpersonen, eigentlich sogar auf Cera. Sie ist es, die den Leser durch die Seiten zieht und schnell deutlich macht, dass eine Persönlichkeit eben mehr ausmacht als nur ihre Hülle. Eine Tatsache, die man als Leser deutlich schneller begreift als so mancher konservative Starrkopf im Buch.
Den Charme des Buches machen zum einen Liv Abigails magisch-mechanische Welt, zum anderen ihre künstliche und doch überaus lebendige Hauptperson aus. Die Frage nach der Seelen eines jeden (Lebe-)Wesen ist damit deutlich wichtiger als die kriminalistischen und romantischen Teile der Geschichte. Cera schafft es eben einfach, Blicke und Gedanken (vermutlich auch von Leser und Autor) auf sich zu ziehen. Ob mir das gefallen hat? Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Für meinen Geschmack war der Plot zu einfach, auch wenn mich Cera und ihre Welt wirklich schnell (und bis zur letzten Seite) in den Bann gezogen haben.
Meiner Meinung nach ist “Schlüsselherz” damit nicht unbedingt ein Must-Read, allerdings eine nette Geschichte mit ein paar guten Ideen und einer wirklich sympathischen Hauptfigur – wirklich verkehrt liegt man mit Buch damit also nicht.