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Titel: Schwarzes Blut Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung/ Klappentext:
Sie hat gerade die Ruinen des alten Roadhouse erreicht, als sie das dunkle Grummeln eines Motors hinter sich hört. Scheinwerfer beleuchten den Sand zu ihren Füßen. Sie geht schneller, während der Fahrer gerade so viel Gas gibt, um mit ihr mitzuhalten. Sie spielen mit ihr. Sie lassen sie rennen, halten sich immer dicht hinter ihr. Der Wagen beschleunigt erst, als sie die Straße verlässt, um hinaus in die Wüste zu fliehen. Da weiß sie, dass es kein Entkommen gibt. Das Unvermeidbare wird geschehen. Ihre Verfolger werden sterben.
Kritik:
Es kommt selten vor, dass ich einen Klappentext für die Inhaltszusammenfassung verwende. In diesem Fall ist es aber notwendig, da wir hier ein wunderbares Beispiel dafür haben, dass die vom Verlag angegebenen Infos die Lust auf ein Buch absolut wecken – dabei aber rein gar nichts über den tatsächlichen Inhalt wiedergeben. Was in diesem Fall tatsächlich einmal sehr positiv zu sehen ist, da “Schwarzes Blut” unmittelbar nach dem Klappentext einsetzt.
Was also zunächst nach einem klassischen Terror-Roadtrip klingt, entwickelt sich schon direkt zu Anfang zu etwas komplett anderem. Die angedeutete Verfolgungsjagd durch die Wüste ist tatsächlich nicht viel mehr als ein Teil des Prologs, der dem Leser sehr schnell klar macht, dass Wilde hier alles andere an den Tag legt, nur keinen subtilen Suspence. Stattdessen bekommt man schon vom Start weg einen knallharten Horror-Roman präsentiert. Ich rede absichtlich nicht von einem Horrorthriller, denn zu einem solchen würde vor allem eines gehören: Spannung – und die, so muss ich leider sagen, habe ich über weite Strecken vermisst. Zwar ist “Schwarzes Blut” nicht unbedingt langweilig, die Motivation zum Weiterlesen zieht man aber nicht aus einer dichten Atmosphäre oder einem sich langsam aufbauenden Spannungsbogen. Der Autor hat eine Grundspannung, die den Leser stellenweise begleitet, aber hier und dort immer mal wieder abflacht. Dummerweise ist die Story selbst dabei nicht übermäßig innovativ oder gar von interessanten Wendungen gezeichnet, vielmehr ist sie vorhersehbar und vor allem das Ende wirkte auf mich recht konstruiert und aufgesetzt. Schade.
Auch was die Charaktere angeht konnte der Roman mich nicht vollends überzeugen. Zwar gelingt es Wilde recht gut, die innere Zerissenheit seiner Hauptfiguren Gene und Skye aufzuzeigen, das sind jedoch auch schon die einzigen echten Highlights. Die anderen Figuren sind zumeist stereotyp und nicht sonderlich aufregend gezeichnet. Potential wäre zwar schon da gewesen, dennoch beschränkt sich “Schwarzes Blut” meistens auf althergebrachtes und oberflächliches.
Mir zu Wildes Stil eine Meinung zu bilden fällt mir gelinde gesagt etwas schwer, schließlich steckt hinter diesem Pseudonym ein gewisser Roger Smith, dessen Südafrika-Thriller wohl aber in eine gänzlich andere Richtung gehen sollen. Hier hat man es nun aber mit einem Horrorschinken zu tun, dessen größte Stärke in den Augen der Genrefans wohl in den blutigen Schauwerten liegen dürften. Die sind tatsächlich ziemlich heftig ausgefallen und überrollen den Leser dabei in einer recht hohen Frequenz. Und genau hieraus zieht der Splatterfreund seine Motivation, das Buch nicht bei Seite zu legen. Schade, denn mit einer etwas besseren Story in Kombination mit dem Gore-Element wäre “Schwarzes Blut” tatsächlich ein rundum gelungener Roman.
Fazit:
“Schwarzes Blut” blieb leider hinter den Erwartungen zurück. Deftige Splatter-Sequenzen schaffen es nicht, die mitunter langatmige und allenfalls durchschnittliche Geschichte zu kaschieren oder gar über die schwache Figurenzeichnung hinweg zu täuschen. So bleibt ein Buch für den Splatterfreund, wer auf spannungsgeladenen, abwechlsungsreichen und überraschenden Grusel steht, wird hier leider enttäuscht werden.