Reihe: Band 1 Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Mana träumt immer wieder von Kriegsherrn aus der Zeit der Streitenden Reiche. Sogar tagsüber sieht sie die Krieger auf dem Schlachtfeld oder bei geheimen Besprechungen. Und einer von ihnen sieht einem berühmten Sänger zum Verwechseln ähnlich. Vielleicht beeinflussen sie die Schwärmereien ihrer geschichtsbegeisterten Schwester? Als Mana hilft, einen kleinen Jungen zu suchen, entdeckt sie im Park ein weinendes Mädchen, das in einer Quelle sitzt. Als sie dem Kind helfen will, versinkt Mana im Wasser und erscheint vor Uesugi Kenshin – jenem Kriegsherrn, den ihre Schwester verehrt. Ihr unerwartetes Auftauchen rettet Kenshin das Leben und zum Dank nimmt er sie mit an seinen Hof. Mana glaubt, einen besonders lebendigen Traum zu haben und spielt erst einmal mit. Doch bald erkennt sie, dass sie tatsächlich in die Vergangenheit gereist ist …
Schon auf den ersten Seiten von Schwur der Zeit wird der Leser mit einer Vielzahl von Charakteren konfrontiert, die man erst einmal einordnen muss. Mana landet binnen eines Kapitels in der Zeit der Streitenden Reiche und gerät in ein Attentat auf den Kriegsherrn Kenshin, der von seinen Ninja begleitet wird. Kaum ist die Gefahr abgewendet, stürzen sich die Ninja auf Mana, die sie für eine Spionin halten. Mana ist von der Situation vollkommen überfordert, doch Kenshin erklärt sie zu seiner Lebensretterin und gewährt ihr Schutz. Der große Kriegsherr wirkt eigentümlich sanft und scheint Mana ohne Vorbehalte zu vertrauen. Er erklärt sie sogar zur Botin seines Gottes Bishamonten und lässt Mana an seinem Hof wie eine Prinzessin behandeln. Seine Ninja sind da kritischer, wobei sie sich den Wünschen ihres Herrn fügen.
Die Krieger sind allesamt sehr unterschiedliche Charaktere: Akatsuki sieht einem Popstar der Gegenwart ähnlich und hegt die größte Skepsis gegen Mana, allerdings scheint er sie auch anziehend zu finden. Suien ist der ruhende Pol der Gruppe und stets bemüht, Streitigkeiten zu schlichten. Dann gibt es da noch Rurimaru, ein lebhafter Junge, und Shuya, der kaum spricht. Diese vier werden Mana als Leibwache zur Seite gestellt, wobei am Ende nochmals zwei Krieger hinzukommen. Zudem scheint einer der Gegenspieler Mana zu kennen. Reichlich Verwicklungen also, die man erst einmal überblicken muss. Der erste Band ist damit ein wenig überladen, allerdings auch durchweg spannend. Der Cliffhanger am Ende ist dabei besonders fies.
Schwur der Zeit wird vor allem durch die Mischung aus Fantasy und Historik interessant. Welche Rolle Manas Träume dabei spielen, bleibt vorerst ein Geheimnis. Auch das Mädchen, das Mana in der Zeit zurückschickt, bleibt ein Rätsel. Stattdessen werden die politischen Verhältnisse der Vergangenheit kurz umrissen. Einzelne Begriffe werden kurz erklärt, allerdings fallen die Anmerkungen für den westlichen Leser insgesamt zu knapp aus. Doch genaue Geschichtskenntnisse sind auch nicht nötig, um an diesem Manga seine Freude zu haben. Der Fokus liegt ohnehin auf den Charakteren.
Zeichnerisch wurde vor allem die historische Kleidung der Charaktere sehr gut umgesetzt und auch die Hintergründe vermitteln ein historisches Flair. Die Protagonisten sind gut auseinander zu halten und ihre Bewegungen wirken lebendig – allerdings sind die Gesichtsausdrücke manchmal etwas missglückt. Vor allem Mana sieht oft gelangweilt und müde aus, wo sie eigentlich unglücklich wirken soll. Insgesamt dennoch ein schön gezeichneter Manga mit Wiedererkennungswert und großem Potential.
Fazit
Schwur der Zeit startet mit einen spannender Auftakt, der seine Leser mit den vielen historischen Figuren etwas überfordert. Man braucht etwas Zeit, um in die Geschichte hineinzufinden, erkennt dann aber schnell das große Potential, das in ihr steckt. Optisch wurde der Manga äußerst stimmungsvoll umgesetzt, sodass man gerne zum zweiten Band greifen wird.