Titel: Die Seele der Elben Eine Rezension von Sonja Buddensiek |
Er spürte kaum, wie Maris ihn am Arm nahm und aus dem Weidenversteck hinaus ins Freie brachte. Dann lag er am Ufer des Teiches und starrte in den Himmel, während in seinem Inneren der allergrößte Aufruhr herrschte.
"Wann bist du ihnen begegnet?", fragte der Barde leise.
Lluis antwortete nicht. Er hatte die Frage zwar gehört, aber die Worte waren so bedeutungslos und nebensächlich wie das Gezwitscher der Vögel und das leise Plätschern des Teiches.
Irgendwann war der Barde fort und nur noch das Wispern des Windes und das Rauschen der Blätter sprachen zu seinem verwirrten Gemüt.
INHALT
Der junge Halbelbe Lluis sucht sein Glück in der Residenz der Stadt Raakus, nachdem bei ihm zuhause etwas Schreckliches geschehen ist. Doch statt des erhofften Wohlstandes erwartet ihn ein Leben als Gauner mit vielen Schurken bei seinem Boss. Durch einen Zufall gelangt er schließlich auf das Gut des Markgrafen der Residenz - und lernt dort die schöne Chaantrea kennen, der er sofort verfällt. Doch sie hütet ein grausames Geheimnis, das ihn in große Gefahr bringt...
MEINE MEINUNG
SCHREIBSTIL
Susanne Gerdoms Schreibstil ist recht angenehm zu lesen und an die High Fantasy-Geschichte angepasst, denn die Formulierungen und Beschreibungen sind, wie es sich auch mit der Technik und ähnlichen Aspekten verhält, etwas altmodisch. Manchmal wollen Begriffe einfach nicht passen beziehungsweise wirken aufgesetzt, was das Bild der recht feinen Sprache trübt. Außerdem ist es verwirrend, dass die Autorin die meiste Zeit über aus der personalen Sicht erzählt und nur bei einer Figur in die Ich-Perspektive wechselt - warum, ist mir bis zum Schluss nicht klar geworden.
CHARAKTERE
Beschrieben wird die Geschichte hauptsächlich aus Lluigolfs Sicht, einem Jungen, der sein Glück sucht und dabei hauptsächlich nur Probleme findet. Er ist sehr naiv und durch seine schnelle Verliebtheit bei allerlei Frauen oftmals etwas anstrengend. Weiter erzählt auch der Schreiber Tijan, ein besonnener, ruhiger, sehr alter Mann, der mir durchaus sympathisch war. Und zu guter Letzt gehört zu den Hauptcharakteren noch die Prinzessin Vanandel, die ich aufgrund ihrer nervigen Dickköpfigkeit und Arroganz aber nicht wirklich ins Herz schließen konnte. Die Nebenfiguren sind ansonsten zumeist ansprechend gezeichnet, bleiben aber bis auf den Zwerg Trurre und den Elbenbarden Maris nicht wirklich im Gedächtnis.
STORY
Eigentlich steckt die Geschichte voller Ideen und Originalität: Von Seelentrinkern habe ich bisher noch nicht gelesen und auch ähnliches habe ich im High Fantasy nicht gesehen. Die Wesen selbst - wie Elben, Zwerge und Orks - sind nicht neu, in der Konstellation und mit den Eigenschaften aber interessant gestaltet, genauso wie der Ablauf der Geschehnisse. Leider aber kommen die romantischen Gefühle, die Prinzessin Vanandel für einige Männer und Lluis für einige Frauen hegen, einfach nicht beim Leser an, was äußerst schade ist.
SPASSFAKTOR
Dieser Roman war für mich eine geradezu endlose "Qual". Ich habe sicherlich schon schlechtere gelesen - aber selten langweiligere. Ein unwichtiges Gespräch folgt auf das nächste, es passiert kaum etwas und ich musste mich richtig zwingen, weiterzulesen und nicht zwischendurch mal 30 Seiten vorzublättern. Zwar gelingt es der Autorin meisterhaft, den Leser auf die falsche Fährte zu führen, ihn zu fesseln, ist aber zumindest hier definitiv nicht ihre Stärke.
FAZIT
Für "Die Seele der Elben" habe ich beinahe eine Ewigkeit gebraucht, was ich schade finde, hört man für Susanne Gerdom doch so viel Gutes. Die Geschichte war mir zu langweilig, die Figuren oftmals zu anstrengend und der Dreh- und Angelpunkt der Liebe zu einer Seelentrinkerin definitiv zu schwammig, ja, zu unglaubwürdig. Schade! 2 Punkte.