Reihe: Shadow Falls Camp, Band 1 Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
In Kylies Leben geht alles schief: Ihre Eltern lassen sich scheiden, ihr Freund hat Schluss gemacht, und ihre Mutter schickt sie auch noch in ein Sommercamp. Doch Shadow Falls ist anders: Hierher kommt nur, wer übernatürliche Kräfte hat – Feen, Hexen, Vampire, Gestaltwandler und Werwölfe. Auch Kylie soll besondere Fähigkeiten haben – wenn sie nur wüsste, welche … Doch plötzlich wird das Camp bedroht. Nur, wenn sie alle ihre besonderen Kräfte gemeinsam einsetzen, werden sie die übermächtigen Feinde besiegen können.
Zitat:
Als Kylie endlich eingeschlafen war, hatte sie geträumt. Verrückte komische Träume, in denen Lucas Parker vorkam. Er war mit ihr schwimmen. Er hatte kein T-Shirt an und sie auch nicht. Sie war atemlos aufgewacht und sie fühlte sich kribbelig. Kribbelig auf eine Art, wie sich bei Trey gefühlt hatte, wenn sie sich lange küssten. Wie konnte ihr Körper sie nur noch hintergehen und Lucas Parker anziehend finden? Sie hatte nicht vor, ihren Körper dieses Spiel gewinnen zu lassen. (Seite 157)
Meine Meinung:
Die Jugendliteratur lebt derzeit von paranormalen Geschichten, die sich gerne hinter den Mauern eines Internats oder einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche abspielen. Mysteriöse Vorfälle gilt es aufzuklären und mit der zumeist neu entdeckten Begabung umzugehen. Unterdessen bekommt das bis dato (un)erfahrene Herz ebenfalls allerhand zu tun. Ja, auch bei "Shadow Falls Camp: Geboren um Mitternacht" hat man es augenscheinlich mit genau dieser Sorte von phantastischer Unterhaltung zu tun. Das dachte ich zumindest!
An sich weicht C. C. Hunters Trilogie-Auftakt in den ersten Kapiteln nicht großartig von dem oben genannten Raster ab. Da gibt es dieses 16-jährige Mädchen, namens Kylie (personaler Erzählstil in der 3. Person), dessen Leben plötzlich einen herben Rückschlag erleidet. Ein familiärer Todesfall, ein fummelfreudiger Exfreund und ein elterlicher Rosenkrieg gewähren einen raschen Einblick in Kylie´s überhaupt nicht perfekte Welt, die aus jungfräulicher Unschuld & einem gefühlten Unverständnis für die eigene Person besteht. Wenn schon Probleme, dann auch mit geballter Kraft! Fehlt nur noch ein guter Grund, damit Kylie wiederwillig in das "Shadow Falls Camp" eingewiesen werden kann, um dort allerhand schaurige Abenteuer zu erleben. Ein körperloser Soldat nimmt schließlich diese Rolle ein und sorgt eingangs für ein geistreich-grusliges Erlebnis. Uha!
Ich muss sagen, auf den ersten Seiten war ich durchaus angetan und neugierig wie es mit Kylie und ihrer ungewollten Gabe weitergehen mag. Der jugendbuchtypische wie simple Schreibstil verleiht den Seiten eine übersinnliche Schnelligkeit und man will schon wissen, welch widernatürliches Wesen tatsächlich in Kylie schlummert. Und was hat es überhaupt mit dem uniformierten Stalker auf sich? Fragen, die absolut nach einer Antwort verlangen. Nun denn! So freute ich mich auf fabelhafte Abende am Lagerfeuer sowie unheimliche Entdeckungen in den umliegenden Wäldern. Eine kleine Liebesgeschichte war ebenfalls erwünscht. Ähm ja, meine Vorstellung kollidierte dann doch etwas stark mit der Realität. Denn statt gespenstischer Camp-Atmosphäre, lagen plötzlich allerhand jugendliche Hormone in der Luft. Aus dem "Shadow Falls Camp" wurde zunehmend ein "Speed"-Dating-Camp, nur eben mit Feen, Vampiren, Werwölfen & weiteren übersinnlichen Geschöpfen. Unterdrückte Gefühle überall!
Als Fan von romantischen Geschichten, hätte mich das eigentlich nicht stören dürfen. Tat es aber! Zumindest wenn ich Schatten erwarte, dafür aber eine Überdosis Gefühle verpasst bekomme. Das Problem: drei handlungsstörende Faktoren namens Trey (der Ex-Freund), Derek und Lucas. Kylie muss schon einen EXTREM langen Weg gehen, damit sie bei sich selbst und ihrer neuen Umgebung ankommen kann. Das macht nicht wirklich Laune! Der lange Pfad der Erkenntnis führt nämlich hauptsächlich über drei äußerst attraktive Zeitgenossen (siehe oben) deren raue/dunkle/tiefe Stimmen sich gerne mal an Kylies Ohr schmiegen. Gefolgt von der Bewunderung faszinierender Oberkörper und einladender Lippen, die zum Küssen gemacht sind.
Es mag ja durchaus erfrischend sein, einmal weniger von der Liebe auf den ersten Blick zu lesen. Richtig funktionieren mag dieses merkwürdige dreiecks-Konzept allerdings auch nicht. Was teilweise daran liegt, dass alle drei Kandidaten einer Modelkartei entsprungen sein könnten, die zwar mit schmackhaften Bildern versehen wurde, über die Persönlichkeit hingegen nur spärlich informiert (klappt man den Buchdeckel vorne & hinten auf, ist man bestens im Bilde). Das Kylie dann noch zu einem hormongesteuerten Mädchen mutiert, sobald einer von ihnen in der Nähe ist, macht sie nicht durchweg sympathisch. Ihre (oftmals konstruiert wirkenden) Entscheidungen/ Motivationen treffen entsprechend nicht immer auf ein leserliches Verständnis. Schade!
Könnte wenigstens der Plot überzeugen, wäre zumindest ein kleiner Lesespaß garantiert. Fehlanzeige! Auf den circa 500 Seiten passiert nichts außergewöhnlich Spannendes. Es gibt durchaus kleine Hinweise, die andeuten, dass irgendwas im Busch ist und zwei streitende Mitbewohnerinnen sorgen für etwas Schwung. Der Sinn hinter den ständigen Plänkeleien der "zauberhaften" Schwestern im Geiste erschließt sich zwar kaum, unterhält aber an mancher Stelle. Nur, bedauerlicherweise ist Kylie dermaßen mit Familien-, Freundschaft- und Männerproblemen beschäftigt, da bleibt für unheimliche Momente einfach kein Platz - von winzigen Ausnahmen und einem lauen Zoobesuch zum Ende hin einmal abgesehen. Viel zu spät! Wie es sich für einen Trilogie-Auftakt dann schließlich gehört, bleiben schlussendlich einige Fragen offen. Folglich ist man in einigen Belangen (Kylie´s Begabung) genauso schlau wie zuvor. Eine leichte Unzufriedenheit wie beispielsweise in Lauren Kate´s "Engelsnacht" ist somit nicht auszuschließen.
Schlussendlich kann ich also sagen: lobe niemals den Tag vor dem Abend! Was für mich vielversprechend und optimistisch begann, endete leider in einem Gefühls-Dessaster mit reichlich Müdigkeitserscheinungen. Deshalb musste ich leider aus dem "Shadow Falls Camp" auschecken und meinen nächsten Besuch canceln. Selbst die enthaltende Leseprobe zum zweiten Band "Erwacht im Morgengrauen" vermochte das nicht zu ändern. SCHADE! Sicherlich werden einige Leser eine kurzweilige Unterhaltung mit dieser Lektüre finden, wer allerdings ein schattenreiches Camp erwartet, könnte eventuell ernüchtert werden. Man bekommt eher eine paranormale Seifenoper geboten, die mich stark an die frühere TV-Sendung "Herzblatt" erinnerte. Nur ohne die Trennwand, und alle drei Kandidaten dürfen vorab getestet werden - in der lippenbekennenden Praxis. Wer so etwas mag, ist hier richtig!
Kurz gesagt:
Der Trilogie-Auftakt um das "Shadow Falls Camp" liest sich, dank des simplen Erzählstils, sehr flott weg und der etwas schaurige Anfang macht neugierig auf mehr. Nur leider verliert die Handlung stetig an Fahrt und mündet irgendwann in einem Platten. Vergebens wartet man auf den Abschleppdienst, der sich lediglich in Form von drei blässlichen Verehrern zu erkennen gibt, die zwar gerne flirten, aber keine Ahnung haben wie man einen Reifen wechselt, damit es endlich wieder vorwärtsgehen kann. Da wissen auch ein geistreicher Stalker & zwei paranormale Streithähne keinen Ausweg. Hilft nur Daumen rausstrecken und auf eine aufklärende Mitfahrgelegenheit hoffen. Das macht auf Dauer einfach nur Müde und drückt die Lesefreude! "Shadow Falls Camp" oder Lovecamp? Das ist hier die Frage!