Reihe: Shadow Ops, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Kontrollpunkt” ist der Auftakt der Reihe “Shadow Ops” von Myke Cole, einem Autor, der, was die militärische Seite angeht, aus erster Hand berichten kann: Beruflich ist er für private Sicherheits- und Militärunternehmen unterwegs.
Das Cover des Buches zeigt drei bewaffnete Männer, die der Betrachter vermutlich schnell als Soldaten identifiziert. Die Hand eines der Männer wird von Blitzen umspielt – er scheint also mehr als nur die “normalen” Waffen zu besitzen. Um die Männer herum wogt der Rauch, während die Patronen nur so aus den Waffen springen. Eine Darstellung, die – abgesehen von den Blitzen – einem klischeehaften Schlachtfeld entspringen könnte.
Oscar Britton ist mit Leib und Seele Soldat. Soldat einer Regierung, die um jeden Preis versucht, die Ordnung aufrecht zu erhalten, nachdem plötzlich immer mehr Menschen anfangen, magische Fähigkeiten zu zeigen – und dafür die Magie streng reglementiert. Als Oscar den Auftrag bekommt, zwei Teenager zu stoppen, die unerlaubt mit Magie hantieren, kommen ihm erste Zweifel. Und als sich bei ihm selbst übernatürliche Fähigkeiten manifestieren, kommt ihm als erstes nur eines in den Sinn: Flucht.
Schon mit den ersten Seiten des Buches lässt Myke Cole beim Leser Zweifel an der Regierung aufkommen: Kann es wirklich sein, dass zwei Teenager als Gefahrenquelle eingestuft werden und mit militärischer und magischer Hilfe gestoppt werden müssen? Der anschließende Einsatz lässt einen ein weiteres Mal darüber nachdenken. Auch Oscar geht der Einsatz nicht aus dem Kopf. Und mit dem Hintergrund des Einsatzes sind seine ersten Handlungen nach der Entdeckung seiner übernatürlichen Fähigkeiten nicht gerade abwegig, wenn auch die Folgen fatal sind. Nicht umsonst wird Magie durch die Regierung strengstens kontrolliert.
Magische Portale erschließen Oscar und dem Leser anschließend eine völlig neue Welt: Eine Welt, in der Magie alltäglich ist. Eine Welt, die erobert werden möchte – zumindest nach Ansicht der irdischen Regierungen, auch wenn die “Eingeborenen” das ganz anders sehen. Ein Eintritt in diese Welt bedeutet damit das Eintreten in ein Kriegsgebiet. Ein Krieg, in denen Helikopter und Maschinenpistolen gegen Magie und riesige magische Kreaturen kämpfen. Bevor es dazu kommt, muss Oscar allerdings erst lernen, seine Fähigkeiten unter Kontrolle zu bekommen. Er kommt daher in den Genuss einer magischen Grundausbildung und dem typischen Militärdrill (wie man ihn sich als Leser so vorstellt) unter einem grimmigen Offizier. Die Verachtung der nichtmagischen Einheiten (inklusive seines Offiziers) schweißt ihn und seine Gruppe dabei schnell zusammen – und zumindest zu einem Einheimischen, dem Goblin Marty, knüpft Oscar auch freundschaftliche Bande.
Durch die jedem Kapitel vorangestellten Zitate aus Nachrichtensendern, von Menschen von öffentlichem Interesse und gängigen Handbüchern zum Umgang mit Magie kann sich der Leser schnell ein Bild von der Situation und der Welt als solche machen. Ein Bild, das stetiger Veränderung unterworfen ist. Mit jedem Kapitel bringt Myke Cole neue Aspekte ins Feld, die Oscars Einstellung immer wieder ins Wanken bringen. Und auch als Leser ist man sich trotz offensichtlicher Missstände – wie eine Art Gefangenenlager für Latente (magische Begabte) oder die medizinischen Experimente an Einheimischen – nicht sicher, ob ihre Handlungen vielleicht doch auf vernünftigen Grundlagen basieren. Dadurch beschäftigt sich allerdings auch ein Großteil des Buches mit Oscars Gedankengängen und Um-Entscheidungen. Natürlich gibt es auch immer wieder Kämpfe – nicht umsonst spielt ein Großteil des Buches im magischen Kriegsgebiet – aber der Schwerpunkt liegt eben auf der Entwicklung, respektive der Entscheidungsfindung, der Hauptfigur. Nach den ersten zwei Dritteln der Geschichte befürchtete ich damit schon ein absolut offenes Ende, da abgesehen von der Ausbildung und der Entscheidungsfindung nicht viel passierte. Tatsächlich fährt Myke Cole gegen Ende jedoch noch alles auf, was er zu bieten hat: Magie trifft auf Munition und Explosionen – und so mancher Protagonist schafft es auch noch, den Leser zu überraschen. Und mit der letzten Seite des Buches hat Oscar sich schlussendlich auch entscheiden können.
Mit dem Ende des Buches kann ich mich allerdings nicht mehr entscheiden, ob ich “Shadow Ops” mag. Die Idee gefällt mir – und soweit ich das beurteilen kann, ist auch das militärische Umfeld wirklich gut dargestellt. Die verschiedenen Fronten waren mir dafür allerdings viel zu weich (zu wenig schwarz-weiß) dargestellt, was durch Oskars stetigen Sinneswandel noch verstärkt wurde – den Leser allerdings auch selbst zum Nachdenken anregt. Mit dem Ende des Buches sind die Fronten schlussendlich geklärt (hoffe ich zumindest) und sowohl Pro- als auch Antagonisten vorgestellt. Damit sollte es im zweiten Band wohl so richtig losgehen – und zumindest ein Reinschnuppern werde ich mir dort bestimmt nicht verkneifen können.