Serie/Reihe: Siebengestirn, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Längst haben Ausbeutung und Umweltzerstörung das Antlitz der Erde für immer verändert. Ein totalitäres Regime regiert die hoffnungslosen Massen mit eiserner Hand. Ein Siebtel der Erde ist verseucht und unbewohnbar. Diese Zonen werden von der Regierung geschützt, das Betreten mit schweren Strafen belegt. Chronover ist ein Flüchtling, der vor dem langen Arm der Justiz flieht. Als er einem alten Mann hilft, der von Polizisten wegen einer zu offenen Ansprache festgenommen wird, gerät auch er in die Mühlen der Justiz. Den Tod des Mannes kann er nicht mehr verhindern, aber die Flucht aus den Händen des gnadenlosen Polizeiapparats, zusammen mit dem Jungen Aaral, gelingt ihm. Er stößt auf Nomaden, die durch die endlosen Wüsten der verbotenen Zone ziehen, und bald zeigt sich, dass dies alles einstmals blühende Landschaften waren.
Siebengestirn ist eine Reihe von vier Bänden, die eine dystopische, endzeitliche Welt beschreiben. Die Menschen sind vollkommen in den Händen einer Macht, die sich Siebengestirn nennt. Man weiß nicht viel über die Drahtzieher, doch sie haben ein großes Interesse an Chronover, den sie unerbitterlich jagen. Siebengestirn ist auch ein weniger bekannter Name für den Sternenhaufen der Plejaden, der im Sternbild des Stiers knapp 400 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. Möglicherweise ist das ja auch ein Hinweis. Die Geschichte wird sehr dicht erzählt und enthält viele Details, die eine grausame und zynische Welt beschreiben. Es gibt noch Technik und es gibt vor allem Biotechnik, die Menschen die grausamsten Dinge antun kann. Ungewöhnlich ist, dass André Houot sowohl Texter als auch Zeichner ist, aber noch ungewöhnlicher ist, dass er beide Aufgaben hervorragend erledigt. Seine Gesichte ist wohldurchdacht und spannend erzählt. Die vielen Details, in Verbindung mit wirklich reichhaltigen Panels, erzeugen eine wunderbar schaurige Stimmung. Der Leser wird in eine extreme Welt versetzt, die etwas an die frühen Storm-Abenteuer erinnert, die Zeichnungen aber bestechen durch Klarheit. Der Stil erinnert ein wenig an Moebius, auch wenn Houot viel stärker ins Detail geht und seine Hintergründe viel stärker ausarbeitet, ohne das Geschehen im Vordergrund zu überdecken. Das ist sicherlich auch der Verdienst von Jocelyne Charrance, die mit viel Feingefühl die Seiten einfärbte und hierbei eine gesunde Mischung fand. Man kann es heute ja nie mehr wirklich genau sagen, aber mein Eindruck ist, dass sie größtenteils mit Aquarellfarben ans Werk ging, und ich muss sagen, dass solche Künstler immer noch mehr Können zeigen als jene, die das mit dem Computer machen.
Fazit: Sowohl inhaltlich als auch vom Artwork her ist Die gelbe Zone ein sehr gelungener Auftakt zu der Serie Siebengestirn. Ganz den alten Traditionen eines Bilal, Moebius oder Gimenez verhaftet, schuf André Houot eine faszinierende, aber auch originelle Science-Fiction-Geschichte, die jedem Genrefreund ans Herz gelegt sei. 10 von 10 Punkten.