Serie/Reihe: Siebengestirn, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Widerstandskämpfer Chronover durchzieht mit einer exotischen Karawane die öden Wüsten, die vormals brühende Landschaften waren. Besonders verbunden fühlt er sich dem Jungen Aaral und der Tochter des Karawanenführers, Jade. Doch beide wurden von den Schergen seiner Feinde entführt in die Stadt Angusalem. Dort regiert ein Arzt nach Mengele-Manier und testet seine neusten Monstrositäten an den Gefangenen und Kranken. Chronover vermutet zurecht eine Falle, dennoch wagt er den Rettungsversuch. Mehr noch: Er hofft, neue Hinweise auf die Hintermänner zu finden, jene Macht, die sich Siebengestirn nennt.
Wie schon im ersten Band der Reihe besticht Autor André Houot mit einem gelungenen Szenario, das vielleicht ein wenig abgenutzt ist, aber trotzdem funktioniert. Es sind vor allem seine Zeichnungen und die vielen Details, die den letzten Zweifel daran ausräumen, dass man erstklassige Arbeit geboten bekommt. Städte, die halb unter Sanddünen verborgen liegen, Roboter, die mit Fahrrädern mit Ballonreifen durch die Wüste fahren, steampunkartige Orbitallifte oder Höllengefängnisse in alten Eisenbahntunnels. André Houot hat ein gutes Händchen für gelungene Schauplätze und mit wirklich großartigem Können lässt er sie auf dem Papier erstehen. Held dieser Geschichte ist nicht, wie es das Cover vielleicht glauben machen möchte, Jade, sondern Chronover. Wenn Kritik angebracht werden muss, dann vielleicht die, dass er zu einfach beschrieben wird. Er ist der klassische Held, der mit offenem Visier in die Schlacht reitet und immer mit der Jungfrau auf dem Arm wiederkehrt. Aber vielleicht bringen die folgenden Bände andere Aspekte dieser Figur zum Vorschein. Beim Namen Angusalem kommen einem zwei Assoziationen in den Sinn: Zum einen die Sündenstadt Salem und zum anderem natürlich Jerusalem. Das kann aber auch Zufall sein, denn mir ist jetzt nicht speziell aufgefallen, was diese Vermutung bestätigen könnte.
Fazit: Angusalem ist eine gelungene Fortsetzung der Reihe Siebengestirn, die von der Geschichte her nicht ganz das - zugegebenermaßen recht hohe - Niveau des ersten Bandes halten kann, aber immer noch großartige Comickunst bietet. Die Farben von Jocelyne Charrance sind wieder so meisterhaft in Szene gesetzt, dass man sich als Leser sagt: Genau SO will ich es immer haben. Wer sich im ersten Bande bereits an Moebius erinnert fühlte, den wird dieses Gefühl beim Lesen des zweiten Bandes noch häufiger überkommen, aber das ist sicherlich kein Problem, denn Moebius ist unbestritten ein Meister seines Fachs und Houot muss sich vor einem Vergleich mit ihm nicht fürchten.
9 von 10 Punkten