| Serie: Die Legende von Malemort, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Auf das unschöne Vorkommnis hin beschließen die drei Freunde, den alten Lehrmeister des Grafen, Joachim de Peyrac, aufzusuchen, einen in den magischen Künsten bewanderten Edelmann, der Colbus einst jene Worte lehrte, die ihn in ein Geschöpf der Dunkelheit verwandelten, weil sie hoffen, mit de Peyracs Hilfe den Fluch brechen können.
Die Reise zum in einer Sumpflandschaft gelegenen Anwesen des Ritters erweist sich - wie nicht anders zu erwarten - als beschwerlich und gefährlich. Nicht nur, dass unterwegs Banditen den Gefährten auflauern, die allerdings dank eines aufgeräumten Colbus, der sich nach zwei Tagen zu den dreien gesellt, als sei nichts gewesen, besiegt werden können, auch der Sumpf selbst birgt ein dunkels Geheimnis, denn de Peyrac und seine Gefolgsleute erweisen sich nicht als das, was sich Anthea, Arnulf und Malperthuis erhoffen.
In Band 4 setzt sich das fort, was sich im dritten Album schon andeutete: der Bruch in den Figuren und in deren Beziehungen. Aus Colbus wird ein Waschlappen, der zwar permanent über sein ach so schreckliches Schicksal jammert, welches er bis in alle Ewigkeit zu tragen habe, der aber nicht die Cojones besitzt, seinem Leiden durch ein ausgiebiges Sonnenbad ein Ende zu setzen. Zugleich werden die Handlungen des Grafen für den Leser weniger nachvollziehbar - eben noch ein mordlustiges, ungerechtes Monster, im nächsten Augenblick ein eloquenter „Spassekenmaker“ - und scheinen eher vordergründiger Action als intelligenter, plausibler Figurenentwicklung geschuldet.
Anthea erfährt ebenfalls eine Wandlung, und zwar von einer mutigen, etwas orientierungslos im Leben stehenden jungen Frau zu einem naseweisen, altklugen und ebenfalls egozentrischen Nerv-Gör, dem man zunehmend weniger Sympathie entgegenbringt. Dass der Autor ihr nun auch noch einen fahrenden Ritter als Vater angedeihen lässt, macht die ganze Sache weniger erfreulicher als vielmehr platter und klischeehafter. Während die Figuren also deutlich zu schwächeln beginnen, erhält allerdings die Handlung selbst mit den Geschehnissen innerhalb des Sumpfes einen weiteren, spannungssteigernden Spin ins Metaphysische und Unheimliche.
Auch wenn die Story unterm Strich die Qualität der ersten beiden Bände nicht erreicht, ist das Artwork Eric Stalners und Jean-Jacques Chagnauds nach wie vor äußerst gefällig, wobei besonders der Sumpf als Handlungshintergrund detailreich, lebendig und atmosphärisch äußerst stimmig in Szene gesetzt ist.
Fazit: Trotz einiger Ungereimtheiten bzw. Unsicherheiten in der Story nicht zuletzt wegen des dekorativen Artworks ein unterhaltsames, empfehlenswertes Comic-Album.