Reihe: Splitterwelten, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext:
Gildenmeisterinnen bewahren den fragilen Frieden auf den Welteninseln. Dort haben die Menschen die Vorherrschaft über Animalen und Chimären gewonnen, die als niedere Geschöpfe betrachtet werden. Und die Unterdrückten begehren auf. Es kommt zu tödlichen Angriffen – und die Hinweise mehren sich, dass die Verschwörer sich den endgültigen Sturz der Meisterinnen zum Ziel gesetzt haben. Die Gildenschülerin Kalliope begibt sich mit ihrer undurchsichtigen Meisterin Cedara auf eine Mission, die sie zu den gefährlichsten Geheimnissen der zersplitterten Welt führen wird. Und alle Zeichen deuten darauf hin, dass der Untergang kurz bevorsteht
Meine Meinung:
Auch wenn die Ideen, die in diesem Buch kombiniert werden, nicht gänzlich neu sind, sind sie doch auch nicht so oft gebraucht worden, dass sie schon ihren Reiz verloren hätten: eine Welt, die aus Splittern besteht. Jeder Splitter ist nur fliegend zu erreichen. Es gibt nicht nur Menschen, sondern auch Animale, die eine Mischung aus Mensch und Tier zu sein scheinen. Und das Ganze dann eingebettet in eine mittelalterliche Welt, die durch ein eigenes Magiesystem aufgewertet wird. Klingt äußerst vielversprechend und die Geschichte kann auch überzeugen. Sie bietet genau das, was man von High-Fantasy erwartet: Viele Charaktere, mehrere Handlungsstränge, die nur lose oder sehr spät miteinander verknüpft sind und ein unmittelbarer Beginn. Der Leser braucht auf jeden Fall einige Zeit, um sich zurecht zu finden in dieser Geschichte.
Besonderen Reiz üben natürlich die Animalen aus. Es gibt, wie es scheint, alle Tiere. Ständige Begleiter wird ein menschliches Chamäleon und ein Panther. Leider bleiben die Informationen über diese Wesen lange Zeit bruchstückhaft. Gleichzeitig macht das Gesellschaftssystem äußert neugierig. Während die Gilde diese Animalen verabscheut und die Menschen für die Krone der Schöpfung halten, werden die Menschen in anderen Regionen der Welt von eben jenen Animalen als Sklaven gehalten. Diese krassen Gegensätze fördern natürlich das Konfliktpotenzial.
Schwierigkeiten hatte ich mit der Sprache. Immer wieder kam das Gefühl auf, dass der Autor zwischen zwei Stühlen schwebt. Einerseits einem klaren Stil, das einfach, aber eindringliche Bilder zeichnet. Andererseits aber der Versuch mehr poetische Wendungen oder fast schon vergessene Wörter in seine Geschichte mit aufzunehmen. So sind mir die Adjektive "feist" und "tumb" zwar durchaus geläufig, aber lassen den Lesefluss doch stocken, wenn sie immer mal wieder völlig unerwartet die sonst einfach, klare Sprache durchbrechen.
Die Illustrationen, die allem Anschein nach mit Bleistift gezeichnet wurden und mal einen Charakter zeigen, mal aber auch gewisse Gebäude oder Fortbewegungsmittel, sind mit ergänzenden Notizen versehen und natürlich schlicht ein Hingucker. Dadurch erscheinen die einzelnen Personen viel schneller vor dem inneren Auge. Die Aufmachung des gesamten Buches ist besonders, denn niemand man von der eckigen Form her an, dass es ein Taschenbuch ist, wird man mit einem Hardcover überrascht, das ich in dieser Art vorher noch nicht gesehen habe.
Kritisiert werden muss die Charakteraufteilung. Über weite Teile wird die Geschichte in drei Handlungsstränge aufgeteilt. Soweit so gut. Jeder Handlungsstrang wird in der Hauptsache von einem Protagonisten getragen und hier kommt das Problem: Alle drei waren mir zu ähnlich untereinander. Sie waren alle drei relativ jung und unerfahren. Zwei Gildeschülerinnen, beste Freundinnen bis sie getrennt werden, haben schon grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen. Dazu kommt ein Sklavenjunge, der ebenfalls unerfahren ist und in die Situation hineinstolpert ohne zu wissen, wie ihm geschieht. Alle drei machen jeweils ihre eigene Entwicklung durch, das sollte klar sein. Trotzdem hätte ich es Spannender gefunden, wenn zumindest eine Perspektive sich mehr auf eine der älteren Charaktere konzentriert hätte, die jetzt eher zu Nebenrollen degradiert wurden.
Fazit:
Alles in allem ein gelungener Auftakt für eine neue Saga, die voraussichtlich drei Bände umfassen soll. Sie bietet nicht völlig Neues, setzt es aber neu zusammen und schafft damit eine spannende Welt, in die man gerne abtaucht. Über die Schwächen kann man in den meisten Fällen ganz gut hinwegsehen.