Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Im östlichen Europa gibt es die zwei Städte Beszel und Ul Qoma, die eigentlich eine Stadt sind. Irgendwann in der gemeinsamen Geschichte fand eine recht willkürliche Teilung in zwei Hälften statt, die jedoch die Stadt nicht geographisch teilte, wie das bei Berlin der Fall war, sondern eine kulturelle Trennung darstellt. Die Bewohner der einen Stadt haben gelernt, die der anderen einfach zu „übersehen", und so leben die Bewohner beider Städte nebeneinander, ohne die Nachbarn wahrzunehmen. Dann taucht in Beszel eine Frauenleiche auf, aber keiner kann die Frau identifizieren. Kommissar Borlú erhält einen anonymen Anruf, dass die Frau aus Ul Qoma stammt, und so führen die Ermittlungen über eine Grenze, die man so ohne weiteres nicht überschreiten kann, denn sonst gerät man in das Visier der „Ahndung“, einer allmächtigen Institution, die im grauen Bereich die Einhaltung der Grenzen überwacht.
Zu Beginn hält Autor China Miéville lange die Details der Trennung beider Städte zurück und erst nach so 100 Seiten beginnt sich abzuzeichnen, welcher Natur die Grenze tatsächlich ist. Das Buch ist eine Metapher für die Grenzen in den Köpfen. Der Autor treibt die absurde Teilung der Stadt tatsächlich auf die Spitze und entwickelt das absurde, nebeneinander geführte Leben der Menschen in beiden Städten bis ins kleinste Detail. Darin liegt die Stärke des Werks, denn der Leser erlebt in allen Lebenslagen das Leben in der geteilten Stadt und kann Borlùs Verstörtheit nachvollziehen, als er in Ul Qoma fast vor der Tür seiner Wohnung steht und diese dennoch unerreichbar ist. Keine andere Situation in dem Buch stellt diese Trennung so gut dar wie diese und wieder einmal zeigt sich China Miévilles Gespür für stimmungsvolle Szenen.
Doch der Roman ist auch ein Krimi, und hier muss Kritik geübt werden. Das Plot ist zu einfach und zu eindimensional. Man gewinnt als Leser zu Beginn den Eindruck, all das sei nicht unwichtig und die Trennung der Stadt stehe im Zentrum der Geschichte. Doch das Krimi-Plot ist wichtig für die Geschichte und auch die Reise Borlús nach Ul Qoma mit der Zusammenarbeit mit den dortigen Ermittlern bereichert das Krimi-Element nicht wirklich. Dafür entfernt sich der Autor zu wenig von den gängigen Klischees und biegt am Ende alles hin zu einem überraschenden Twist. Das Ganze war dann aber doch zu abrupt und zu wenig vorbereitet, und so lässt das Krimiplot den Leser ein wenig enttäuscht zurück.
Fazit: Die Stadt und die Stadt ist eine Geschichte mit einer verrückten Grundidee, auf die sich der Leser einlassen muss. Man darf nicht jeden Satz auf seine Logik hin untersuchen, denn sonst stößt man mehr und mehr auf Ungereimtheiten. Stattdessen sollte man die Erzählung mit den tollen Beschreibungen (eine von Miévilles Stärken) auf sich wirken lassen. Das Krimiplot sollte man nicht überbewerten und den Roman schon gar nicht aus diesem Grunde heraus kaufen, denn dann ist eine Enttäuschung vorprogrammiert. So kann man sagen, dass der Autor nicht das Maximum aus der wirklich hervorragenden Idee herausgeholt hat. Weitere Protagonisten wären gut gewesen und vielleicht ein besser durchdachter Krimi. Insgesamt als ein leicht überdurchschnittlicher Roman, der den Leser etwas enttäuscht zurücklässt. 6 von 10 Punkten.
Anmerkung: Der Roman erhielt den Hugo Award 2010 als bester Roman.
Zu Beginn hält Autor China Miéville lange die Details der Trennung beider Städte zurück und erst nach so 100 Seiten beginnt sich abzuzeichnen, welcher Natur die Grenze tatsächlich ist. Das Buch ist eine Metapher für die Grenzen in den Köpfen. Der Autor treibt die absurde Teilung der Stadt tatsächlich auf die Spitze und entwickelt das absurde, nebeneinander geführte Leben der Menschen in beiden Städten bis ins kleinste Detail. Darin liegt die Stärke des Werks, denn der Leser erlebt in allen Lebenslagen das Leben in der geteilten Stadt und kann Borlùs Verstörtheit nachvollziehen, als er in Ul Qoma fast vor der Tür seiner Wohnung steht und diese dennoch unerreichbar ist. Keine andere Situation in dem Buch stellt diese Trennung so gut dar wie diese und wieder einmal zeigt sich China Miévilles Gespür für stimmungsvolle Szenen.
Doch der Roman ist auch ein Krimi, und hier muss Kritik geübt werden. Das Plot ist zu einfach und zu eindimensional. Man gewinnt als Leser zu Beginn den Eindruck, all das sei nicht unwichtig und die Trennung der Stadt stehe im Zentrum der Geschichte. Doch das Krimi-Plot ist wichtig für die Geschichte und auch die Reise Borlús nach Ul Qoma mit der Zusammenarbeit mit den dortigen Ermittlern bereichert das Krimi-Element nicht wirklich. Dafür entfernt sich der Autor zu wenig von den gängigen Klischees und biegt am Ende alles hin zu einem überraschenden Twist. Das Ganze war dann aber doch zu abrupt und zu wenig vorbereitet, und so lässt das Krimiplot den Leser ein wenig enttäuscht zurück.
Fazit: Die Stadt und die Stadt ist eine Geschichte mit einer verrückten Grundidee, auf die sich der Leser einlassen muss. Man darf nicht jeden Satz auf seine Logik hin untersuchen, denn sonst stößt man mehr und mehr auf Ungereimtheiten. Stattdessen sollte man die Erzählung mit den tollen Beschreibungen (eine von Miévilles Stärken) auf sich wirken lassen. Das Krimiplot sollte man nicht überbewerten und den Roman schon gar nicht aus diesem Grunde heraus kaufen, denn dann ist eine Enttäuschung vorprogrammiert. So kann man sagen, dass der Autor nicht das Maximum aus der wirklich hervorragenden Idee herausgeholt hat. Weitere Protagonisten wären gut gewesen und vielleicht ein besser durchdachter Krimi. Insgesamt als ein leicht überdurchschnittlicher Roman, der den Leser etwas enttäuscht zurücklässt. 6 von 10 Punkten.
Anmerkung: Der Roman erhielt den Hugo Award 2010 als bester Roman.