Titel: Starters |
Als ich das Lenkrad fester umklammerte, um auf die Überholspur zu wechseln, begannen meine Hände zu prickeln. Ich bewegte die Finger, aber das half nichts.
Dann wurde mir schwindlig.
Nein.
Wieder überkam mich das Gefühl, ins Nichts zu fallen. Und es verstärkte sich.
Ich raste mit mehr als 100 Stundenkilometern einer Ohnmacht entgegen.
Inhalt:
Seit eine schreckliche Krankheit die Menschen befiel, gibt es nur noch sehr alte und sehr junge Menschen auf der Welt. Die sogenannten "Enders" häufen Geld und Besitztümer an, während viele "Starters" auf der Straße leben und um ihre wenige Nahrung kämpfen müssen. Hilfe verspricht ein neues Unternehmen, die Body Bank, das viel Geld verspricht, wenn der Körper junger Menschen an ältere vermietet wird. Callie, ein junges, ausgemergeltes Mädchen, nutzt diese Chance - und erwacht plötzlich und viel zu früh wieder in seinem Körper. Irgendetwas ist schief gelaufen. Und bald schon findet Callie heraus, weshalb sie wirklich gemietet wurde - und was die Body Bank wirklich im Sinn hat...
Buchaufmachung:
Das Cover wirkt irgendwie gleichzeitig absolut originell und seltsam. Der bläuliche Schatten einer jungen Frau, in dem man vor dem schwarzen Hintergrund keinerlei Gesichtszüge erkennen kann, soll vielleicht auf die Änderung der Körpers/Charakters durch die Übernahme hindeuten. Ein Eyecatcher ist der Umschlag auf jeden Fall. Noch schöner ist das Buch aber ohne: In einem metallisch schimmernden Blau könnte man es gut und gern auch so ins Regal stellen.
Meine Meinung:
"Starters" wurde anfangs sehr, sehr hoch gelobt und bekam in letzter Zeit eher durchschnittliche Kritiken. Durch den Klappentext und die vielen Meinungen war ich sehr gespannt auf den Inhalt - muss nun aber sagen, dass ich maximal nur mittelmäßig begeistert bin.
Lissa Price' Schreibstil ist von Anfang an sehr eindringlich und gut zu lesen, wenn sie auch relativ wenig beschreibt. Die neue Welt, in der die Menschen leben, ist auf der einen Seite grandios und voller Reichtümer, auf der anderen Seite zerfressen von Armut und Tod. In dieser Dystopie sorgten schlimme Sporenkriege dafür, was ich sehr interessant fand - leider wird aber ansonsten wenig zu den Hintergründen erklärt. Weder, was das für Sporen waren, die die mittlere Bevölkerungsschicht auslöschten, noch, wer nun eigentlich Krieg führte. Einige wichtige Details fehlen einfach, was mich doch sehr enttäuschte.
Callie ist eine Protagonistin, deren Handlungen man zu jeder Zeit voll nachvollziehen kann. Sie ist relativ sympathisch und nicht unbedingt leicht unterzukriegen, ansonsten aber eher stereotyp. Sie ist keine Protagonistin, mit der man jetzt unbedingt mitfiebert. Auch Blake, der Junge, den sie kennenlernt, erschien mir viel zu gutgläubig und auswechselbar, auch nach der Enthüllung am Ende. Die Charakterisierungen teilen sich leider größtenteils in Schwarz-Weiß auf, was schnell langweilig wird und kaum Überraschungen birgt.
Spannung ist die gesamte Zeit über da, weil sich die Ereignisse des Öfteren fast schon überschlagen. Das Buch lässt sich ob des flüssigen Schreibstils im Grunde einfach so weglesen. Richtig mitgerissen war ich allerdings kaum, dazu fehlten mir die nötigen Emotionen und Hintergründe. Callies Beziehung mit Blake beispielsweise konnte mich zu keinster Zeit auch nur ansatzweise berühren - dafür ging es viel, viel zu schnell und wirkte viel zu konstruiert. Außerdem scheint Callie die gesamte Zeit über, als würde sie ihn nur ausnutzen: Bittet ihn um dies, dann um jenes, während er wie ein treuer Hund zu allem Ja und Amen sagt. Besonders nach der Entwicklung am Schluss kam mir das nicht mehr glaubwürdig vor.
Die Geschichte selbst ist interessant und weiß auch zu fesseln, denn immer wieder tauchen neue Gefahren und Hindernisse auf. Diese wurden mir aber oftmals zu problemlos gelöst, manchmal auch mit irgendwelchen Personen, die Callie irgendwann getroffen hat und die ja alle sofort ihre Freunde sind. Abgesehen von ein paar Logiklücken und -fehlern [wie beispielsweise, dass Blake neben Callie parkt, er sie ein paar Seiten später aber bis ans Ende des Platzes zu ihrem Auto fährt], gefiel mir der Handlungsverlauf jedoch, denn Langweile kommt kaum auf.
Zum Ende hin spitzt sich die ganze Sache noch einmal zu, es kommt zu einem gut gemachten, mitunter aber auch leicht verwirrenden Showdown, weil man erst mittendrin erfährt, wofür die Vorbereitungen zuvor gedacht waren. Die letzten Seiten wirkten aber vor allem definitiv konfus und schwer zu durchschauen - ich frage mich immer noch, wie das ganze da vonstatten gegangen sein soll und was die letzten Sätze zu bedeuten haben...Ein wirklicher Cliffhanger fehlt mir hier ebenfalls, denn das einzige ungelöste Rätsel reicht mir eigentlich nicht, um Lust auf den nächsten Band zu machen.
Fazit:
"Starters" ist bei den Unmengen von Dystopien eher kein neuer Stern am Himmel. Zwar weist das Buch eine interessante Geschichte und viel Spannung auf, die Charaktere waren mir aber zu einfach gestrickt und die Details zu den Hintergründen zu spärlich. Zusammen mit dem unbefriedigenden Ende werden es so leider nur 3 Punkte.