Titel: Stephen King's N. Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Der Psychiater John Bonsaint ist tot! Selbstmord! … nachdem er mit dem Patienten N. mehrere Therapie-Sitzungen durchführte. Dabei fing alles ganz gewöhnlich an:
N. suchte Hilfe wegen seiner Schlaflosigkeit und einer Zwangsstörung, die ihn vielerlei Dinge zählen und Zahlen in gute und schlecht klassifizieren ließ. Nach N.'s Aussage begannen seine Probleme nach einem Besuch von "Ackermans Field", einem Ort inmitten der beschaulichen Landschaft Maines nahe dem Androscoggin River gelegen. Hier hockten sieben düstere monolithische Steine im Sonnenuntergang, zeigten dem Besucher auf ihren dunklen Oberflächen Gesichter von Bestien und Dämonen. Das eigentlich Beängstigende jedoch war der achte Stein, der für N. nur sichtbar war, wenn er durch den Sucher seiner Kamera schaute. Kurz nach der Entdeckung begannen dann die Visionen und Albträume, die N. immer mehr in seinen angstvollen Wahn abgleite ließen und die ihn schließlich zu John führten, dem Menschen, dem er sein Wissen anvertrauen konnte.
Als sich N. eines Tages scheinbar erleichtert aus der Sitzung verabschiedete, um kurz darauf Selbstmord zu begehen, beschloss John, persönlich den unheimlichen Ort schon deshalb aufzusuchen, um sich vom Wahn N.'s distanzieren zu können. Als er schließlich auf "Ackermans Field" steht, erkennt der Psychiater jedoch, dass sein Patient mitnichten wahnsinnig gewesen ist und das zwischen den düsteren Stein ein monströses Ding lauert, das nur darauf wartet, die Grenze in unsere Welt zu überschreiten.
Daraus, dass ich Stephen King für einen der langweiligsten und überschätztesten Autoren der modernen phantastischen Literatur halte, will ich keinen Hehl machen; und in der Tat atmen viele Comic-Adaptionen seiner längeren Werke – wie bspw. "The Stand" oder "Der dunkle Turm" - die Zähigkeit, die Umständlichkeit, die Hölzernheit der belletristischen Vorlagen. Dennoch hat sich King gerade in früheren Jahren mehr als einmal als begnadeter Kurzgeschichten-Erzähler erwiesen und auch in "N" schimmert das zweifellos vorhandene Talent für das Unheimliche, das Makabre durch. Trotz des kingtypischen umständlichen Story-Aufbaus mit Rückblenden in Rückblenden sind das Abgleiten der Protagonisten in den Irrsinn sowie das Erwachen des Unheimlichen vergleichsweise stringent, plastisch und – vor allem – kurz und prägnant inszeniert, ohne dass es der unheimlichen, bedrohlichen Atmosphäre, zu der sicher auch Maleevs düster-realistisches Artwork sein Scherflein beiträgt, einen Abbruch tut.
Fazit: Eine kurz und knackig inszenierte, unheimliche Geschichte, die alleine schon deshalb zu den besseren Comic-Adaption king'scher Werke zählt, weil ihr die kingtypische ausufernde Schwafeligkeit fehlt. In Verbindung mit der düsteren, atmosphärischen stimmigen Visualisierung verdient dieses Tradepaperback ein dickes "Geht doch!".