Titel: Stolen Mortality Eine Rezension von Christel Scheja |
Jennifer Benkau gehört wohl zu den fleißigsten Autorinnen Deutschlands. Die Spezialität der 1980 geborenen Autorin, die heute mit ihrer Familie in einem Haus im Rheinland lebt, sind eindeutig die paranormalen Romanzen, in denen entweder einer oder beide Protagonisten nicht ganz von dieser Welt sind, auch wenn die Geschichte ganz in der Gegenwart spielt. Das ist auch bei „Stolen Mortality“ der Fall.
Jamie und sein Bruder Junias sind Kienshi – ebenfalls übernatürliche, aber durchaus sterbliche Wesen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, über die Menschen zu wachten und sie vor dem Zugriff der Vampire zu schützen. Die meiste Zeit belauern sie sich – machen auf Geheiß des Senates nur dann Jagd auf die Blutsauger, wenn sie es all zu wild und brutal treiben.
Durch einen Fehler seines Bruders verliert jedoch ein Mensch sein Leben. Jamie nimmt die Schuld auf sich und erleidet so die schwerste Strafe, die man einem Kienshi angedeihen lassen kann – man macht ihn mittels Vampirgift unsterblich. Das heißt, er kann nicht mehr altern und wird alle überdauern, die er liebt.
Das ist jedoch nicht alles. In dem kleinen schottischen Ort, in dem er mit seinem Bruder mehr schlecht als recht lebt und sich durchschlägt, taucht überraschend eine fremde Vampirin auf. Laine ist gleichzeitig tödlich und faszinierend, wie Jamie schon kurz vor seiner ersten Wandlung am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Doch noch sind ihm die Sorgen um seinen Bruder, der immer mehr über die Stränge schlägt, weil er gerade in der Schule nicht länger das Opfer sein möchte und in einer Klassenkameradin eine Vertraute findet, wichtiger und das Hadern mit seinem Schicksal alles beherrschend, dass er gar nicht mitbekommt warum sie eigentlich hier ist.
Laine jedoch weiß genau, wen sie gerade sucht.
Liebesgeschichten mit Vampiren und anderen übersinnlichen Wesen gibt es wohl inzwischen zu genüge, und die meisten lesen sich recht gleich. „Stolen Mortality“ ist da jedoch eine löbliche Ausnahme.
Natürlich prickelt es auch gehörig zwischen Jamie und Laine, beide sind fasziniert voneinander und kommen sich auf auf intime Weise näher – aber das ist nur ein Aspekt der Erzählung, der dem eigentlichen Abenteuer besondere Würze gibt.
Die Autorin nimmt sich eher Zeit, die Welt, in der Jamie und sein Bruder leben, ausführlich aufzubauen und auszufeilen. Das beginnt mit der normalen Welt und setzt sich im übernatürlichen Kosmos fort, der nicht nur von den Vampiren beseelt wird.
Man erlebt, wie sich die Geschwister immer wieder zusammenraufen müssen, weil für sie viel mehr auf dem spiel steht, als ihnen lieb ist, wie sie sich mit normalen Menschen herumschlagen und gleichzeitig mit ihrem Schicksal als Kienshi hadern. Tatsächlich reift im Laufe der Ereignisse nicht nur Jamie, auch sein Bruder lernt endlich die Verantwortung zu verstehen, die seine Kräfte mit sich bringen und wird dadurch ebenfalls erwachsener.
Treibende Kraft wird letztendlich eine Geheimnis, dass die Vampirin Laine hütet, und sie überhaupt erst in den Ort getrieben hat.
So entsteht eine spannende und abwechslungsreiche Handlung, in der Protagonisten agieren, mit denen man fühlt und leidet. Freundschaft und Abenteuer spielen ebenso eine Rolle wie die Liebe und auch das ungewöhnliche Ende weiß zu gefallen.
Alles in allem ist „Stolen Mortality“ ein überzeugender Roman, der auch den Lesern gefallen könnte, die ansonsten eher vor Vampir-Romanzen zurückschrecken. Denn die Geschichte bietet wesentlich mehr als seichtes Liebesgesäusel – nämlich auch Action, Drama und viele Geheimnisse.