Serie: Storm Collectors Edition, Band 17 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Ein monumentaler Zug rast durch eine Wüste der Stadt Halberwege entgegen; an Bord nicht nur unzählige Reisende aller Rassen, Spezies und Professionen auf dem Weg zu den berühmten Festspielen der Stadt, sondern auch die drei Freunde Storm, Rothaar und Nomad. Den Höhepunkt der Festivitäten soll die Exekution der berüchtigten Mörderin Boforce bilden. Doch die grausame Frau, die angekettet in einem städtischen Kerker auf ihren Tod wartet bzw. warten soll, hat andere Pläne für ihr Leben und Sterben. Als der Zug in Halberwege ankommt, wurde die Schwerverbrecherin längst von ihrer Bande befreit und entführt das von den Passagieren mittlerweile verlassene Gefährt, nicht ahnend, dass sich außer dem notwendigen Personal zufällig eine Fremde an Bord befindet: Rothaar! Zum Entsetzen der Obrigkeit fliehen Boforce und ihre Kumpane mit dem Zug nicht zurück in die Wüste, sondern durchbrechen mit dem stählernen Ungetüm jene schützende Mauer, die Halberwege von der sogenannten Wendewelt trennt, einer anderen Dimension, in der die normale Physik auf den Kopf gestellt ist. Als Nomad und Storm das Verschwinden der Freundin bemerken, machen sie sich, die angstvollen Warnungen der Einheimischen ignorierend, mittels einer Draisine unverzüglich an die Verfolgung der Verbrecher und stellen schnell fest, dass nicht nur gefährliche Wesen die bizarre Sphäre bevölkern, sondern die Topologie des Raumes selbst seltsam verzerrt ist. Während sich die beiden Helden mit der Geometrie der Wendewelt rumschlagen, beginnt für Rothaar innerhalb des Zuges der Kampf ums Überleben, da Boforce als gnadenlose Mörderin jede "Störgröße" ohne zu zögern ausmerzt. Glücklicherweise findet die Entführte Unterstützung von unerwarteter Seite, denn an Bord befinden sich zwei Wesen, die als Kuriositäten während des Festes vermarktet werden sollten. Das qualitative Auf und Ab innerhalb der Storm-Reihe geht munter weiter. War das Vorgängeralbum storyseitig fast schon eine Beleidigung jedes halbwegs erwachsenen Lesers, so wartet Band 17 erneut mit einer Geschichte auf, die zwar – wie zu erwarten - in Dramaturgie und Charakterzeichnungen keinen vom Hocker reißt, die aber mit zahlreichen originellen Elementen, Erklärungen und Ideen in ein buntes, schräges Universum führt, das durchaus eine weitergehende Betrachtung und Beachtung rechtfertigte, als sie ihm Lodewijk hier angedeihen lässt. Immerhin lässt ein offener Handlungsstrang auf eine Fortsetzung hoffen. Lawrences Artwork ist diesmal ohne Fehl und Tadel und bietet von stimmungsvollen Panoramen, über hochdynamische – fast schon cineastische - Action bis hin zu exotischen Kreaturen und ehrfurchtgebietender Technik alles, was der Fan an Storm so schätzt. Zudem scheint Lawrence in der Koloration nunmehr ein angenehm ausgewogenes Verhältnis zwischen lebhafter, exotischer Farbenpracht und Atmosphäre schaffender Farbreduktion gefunden zu haben.
Fazit: Ein originelles, abgedrehtes Setting sowie ein routiniertes, vielseitiges und – schichtiges Artwork machen "Die Wendewelt" zu einem weiteren Höhepunkt der Serie und in Lawrences Schaffen.