Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Nachdem sich die Star Wars Essentials anlässlich des Herannahens von THE OLD REPUBLIC bereits eingehend mit der Geschichte des Sith Kriegs Exar Kuns beschäftigt haben, wendet sich Panini mit DAS GOLDENE ZEITALTER DER SITH nun dem Großen Hyperraumkrieg zu, der im Erweiterten Star Wars Universum zum Auslöser drastischer Entwicklungen wurde die von TOR bis zu Verhängnis der Jedi-Ritter reichen.
5000 Jahre vor Luke Skywalker befindet sich die Alte Republik in einer glorreichen Phase des Ausbruchs und die Jedi als Hüter des Friedens kämpfen etwa an der Seite der legendären Kaiserin Teta, die gerade dabei ist die letzte der sieben Welten des Koros Systems zu erobern und in ihr mächtiges Reich überzuführen. Um vielleicht schon durch seine bloße Anwesenheit die Feuer des Krieges ersticken und weiteres Blutvergießen vermeiden zu können muss der Jedi Gelehrte Odan-Urr von Ossus aufbrechen, um zusammen mit dem Berater der Kaiserin Memit Nadill die verlustreiche Belagerung Kirreks noch in einen Erfolg zu verwandeln. Währenddessen verlieren Hok und Timar Daragon im Kreuzfeuer zwischen kaiserlichen Truppen und Rebellen ihr Leben, so dass ihre beiden Kinder Jori und Gav mit hohen Schulden auf Cinnagar zurückbleiben. Soweit der Prolog.
Um ihre Schulden beim überraschend gutmütigen Aarba the Hutt wieder auszugleichen stehen die Daragon-Geschwister unter enormen Druck demnächst einen gewinnbringenden Erfolg als Hyperraumforscher zu erlangen, doch ihr letzter Ausflug bringt die Starbreaker 12 einmal mehr in Schwierigkeiten und diesmal will Aarba ihnen keinen großzügigen Kredit gewähren und behält die Starbreaker 12 als Pfand ein. Also stehlen die beiden ihr Schiff aus Aarbas Hanger und brechen ziellos in unbekannte Regionen auf. Dort platzen die Daragons mitten in den Machtkampf der Sith-Lords Ludo Kressh und Naga Sadow, die jeder für sich das Erbe des letzten dunklen Lords Marka Ragnos beanspruchen. Während Kressh darauf drängt die Daragons hinrichten zu lassen und dafür eintritt sich weiter vor der Republik verborgen zu halten, tritt Sadow vehement dafür ein dass nur Expansion für das Sith-Imperium ein Ausweg aus der Stagnation der letzten Jahrhunderte sein kann. Dass viele Lords glauben die Daragons wären als Spione der Republik gesandt worden, um das Imperium zu vernichten, versteht Sadow geschickt zu nutzen und spinnt ein Netz aus Intrigen, das es ihm erlauben soll durch das Schreckgespenst eines äußeren Feindes die Lords hinter sich und nicht Ludo Kressh zu vereinen...
Erzählerisch ist zwar Kevin J. Anderson (Jedi Academy, Young Jedi Knights, Darksaber) für den gesamten Großen Hyperraumkrieg verantwortlich, doch zeichnerisch waren an DAS GOLDENE ZEITALTER DER SITH gleich vier Zeichner beschäftigt, was sich zunächst einmal daran zeigt dass der Prolog von Chris Gossett stammt (der mit einst schon mit Tom Veitch an den Jedi Chroniken gearbeitet hat) und der eigentliche Comic von gleich drei Zeichnern illustriert wurde (in Untergang der Sith sollte es mit Dario Carrasco Jr. dann nur noch einer sein). Daraus entstandene Unterschiede merkt man immer wieder, doch sie fallen nicht wirklich störend auf.
Zwar würde DAS GOLDENE ZEITALTER DER SITH samt Fortsetzung schon aufgrund des hohen Stellenwerts im Erweiterten Universum dafür sprechen den Comic mit Lob zu überschütten, doch dass sich dieser Abschnitt der Jedi Chroniken eines Tages als so bedeutend erweisen sollte war für Kevin J. Anderson nicht absehbar und jahrelang scherte man sich auch nicht sonderlich diese antike Ära mehr in die neueren Romane und Comics einzubeziehen. Lob allein aufgrund dieses neuen Stellenwerts wäre als unverdient, doch Anderson hat mit seinem Auftakt zum Großen Hyperraumkrieg eine Geschichte geschaffen die für sich sprechen kann. Während im Prolog bereits die wichtigsten Protagonisten der "hellen Seite" vorgestellt werden, treten die Sith erst unerwartet spät nach der Flucht der Daragons von Cinnagar in Erscheinung und trotzdem hat man bis dahin nie das Gefühl die Spannung hätte nachgelassen, denn mit dem Bürgerkrieg im Koros-System, der Geschichte Odan-Urrs und Überlebenskampf der Daragons gibt es genügend miteinander verwobene Handlungsstränge die zumindest mich bei der Stange gehalten haben.
Kaum treten die Sith in Erscheinung tritt das Ringen Kaiserin Tetas um Vorherrschaft im Koros-System deutlich in den Hintergrund, doch aufgrund der Visionen der Jedi über eine aufkeimende dunkle Bedrohung bleibt man nicht untätig. Der Machtkampf Naga Sadows mit Ludo Kressh entpuppt sich zudem als (vielleicht für heutige Verhältnisse) unerwartet langwierig und doch wendungsreich, denn Sadow zieht alle Register um sich als neuer dunkle Lord durchzusetzen.
Der Große Hyperraumkrieg gilt nicht von ungefähr als Antike des Star Wars-Universums. In einer Zeit als noch rechtschaffene Kaiserinnen als treue Vorkämpferinnen der Republik regierten, Jedi Meister wie antike Philosophen eine Schar von Schülern unterrichteten, wagemutige Hyperraumforscher erst daran arbeiteten der Galaxis ihre Haupthandelsrouten zu erschließen und man erst allmählich in die Weiten der Galaxis vorzudringen begann, da waren die Sith und die dunkle Seite noch eine Bedrohung die man nur aus den Geschichtsbüchern und alten Sagen kannte. Und diese Zeiten spiegeln sich auch zeichnerisch wieder. Sith-Schlachtschiffe erinnern an Dreadnaughts aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und eine Drohnenbarke wie sie Handelsherr Ssk Kahorr entsendet hat wirkt mit ihren segel- und ruderähnlichen Aufbauten nicht von ungefähr an antike Handels- oder Kriegsschiffe. Kommt noch hinzu dass etwa die Daragons stets in an klischeehaften Darstellungen des antiken Ägyptens erinnernden weißen Gewändern mit goldenem Schmuck gekleidet sind, während man auf Coruscant tatsächlich Pyramiden errichtet und die Waffen wie Schwerter, Hellbarden und Äxte allgegenwärtig sind. Im Gegensatz zu den Sith Lords, die selbst noch auf Schwerter zurückgreifen müssen tragen die Jedi wenigstens schon Lichtschwerter mit Kabel.
Seit sich der Blickwinkel jüngerer Veröffentlichungen im Erweiterten Universum (Gegenwind, Lost Tribe of the Sith, The Old Republic, Verhängnis der Jedi-Ritter) immer mehr in Richtung des Großen Hyperraumkrieges verschoben hat wurde nun Teil 1 dieser Geschichte endlich auch auf deutsch wieder neu aufgelegt. Eine kluge Entscheidung, die zeigt dass bei Panini durchaus auf Trends und Interessen der Fans Rücksicht genommen wird. Manchen Fans wird auch aufgefallen dass sich die Essentials bei der Wiederveröffentlichung der so genannten JEDI CHRONIKEN (Der Sith-Krieg und nun der Große Hyperraumkrieg) und des DUNKLES IMPERIUM-Zyklus am Originalveröffentlichungsablauf orientiert haben. So entstand Dunkles Imperium (mit einigen Bezügen auf die Geschichte des Sith Krieges) unter der Ägide Tom Veitchs, der dabei die Idee zu den Jedi Chroniken und der Geschichte Ulic Qel-Dromas aufs Tapet brachte. Als Veitch sich nach Dunkles Imperium (Dark Empire für die Puristen) dann den Jedi Chroniken (Tales of the Jedi) zuwandte und damit ein Prequel (eine Vorgeschichte) zum Rückkehr der Jedi-Ritter-Sequel schuf gesellte sich Kevin J. Anderson zum Team und brachte ein, dass er für die JEDI ACADEMY Trilogie den Geist eines dunklen Lords zu verwenden überlegte, so entstand Exar Kun. Nachdem Veitch sich dann von Star Wars verabschiedete lag es an Kevin J. Anderson die Geschichte fortzuführen und er schuf mit Das goldene Zeitalter der Sith und Der Untergang der Sith eine Vorgeschichte zur Vorgeschichte, die allerdings auch erst nach dem Abschluss des Sith-Kriegs erschien. Trotzdem ist es Anderson und Veitch sehr gut gelungen durch "Gastauftritte" und Querverweise eine Verbindung zwischen diesen chronologisch Jahrtausende auseinander liegenden Werken zu schaffen, so trifft man Odan-Urr zu Zeiten Ulic Qel-Dromas auf Ossus wieder und auch Luke Skywalker gelangt auf Ossus in den Besitz wertvoller Jedi Artefakte um damit seinen neuen Jedi Orden zu begründen. Im Großen Hyperraumkrieg wird Odan-Urr jedoch erst beschließen die Bibliothek auf Ossus überhaupt zu gründen.
Fazit:
Ein klassisches Stück Pflichtlektüre und Must-Have für Sammler.