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Titel: Der Sämann
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nachdem der Kampf gegen die Fäulnis gewonnen scheint, durchstreift Alec Holland die Welt, in ständiger Kommunikation mit dem Grün, sinnierend, ob seine Loyalität den Menschen oder dem Pflanzenreich gehört. Den seltsamen Spuren von Grün dort, wo keines sein sollte, die er auf seinen Reisen findet und dem Namen –Sämann - den er an diesen Orten hört, misst er –noch - weniger Bedeutung bei, als der Sinnsuche in seinem Leben.
Hilfe bei seiner persönlichen Quest erhofft sich Swamp Thing von Superman, von dem er glaubt, dass er ständig Entscheidungen treffen muss, die das Leben von Menschen grundlegend beeinflussen. Kaum als er Metropolis erreicht hat, wir Holland jedoch ein Opfer des Verbrechers Scarecrow, der mit seinen Drogen das Bewusstsein des Streiters des Grüns so beeinflusst, dass dessen botanischen Fähigkeiten, die Stadt und die Menschen darin in tödliche Gefahr bringen.
Zurück in Louisianas Sümpfen, die Holland als Heimat empfindet, steht plötzlich eine fremde Frau in altertümlicher Lederbekleidung - Capucine - vor ihm, die seinen Schutz, das sogenannte Sanctuarium Folium Viride, für sich einzufordert, obgleich sie selbst eine wehrhafte, tödliche Kämpferin zu sein scheint. Ein in das Parlament eingegangener Vorgänger-Avatar erläutert Swamp Thing daraufhin die Hintergründe eins uralten Paktes zwischen dem Grün und Menschen, die vor mehr als 800 Jahren ob ihrer Zuneigung zur Botanik als Hexen verfolgt wurden.
Bevor Holland jedoch endgültig entscheidet, ob und inwieweit er Capucine unter seinen Schutz stellt, fordert der Sämann erneut seine Aufmerksamkeit, denn in einem kleinen irischen Dorf lässt er Bäume wachsen, die Whisky als Frucht tragen. Das Ganze ist weniger fröhlich, als es sich zunächst ausnimmt, denn dieser Whisky lässt die Menschen bösartig werden. Und so stehen sich unversehens Swamp Thing und John Constantine, welcher ebenfalls diesem Ereignis nachgeht und der seiner Natur gemäßdem Whisky nicht widerstehen kann, als Todfeinde gegenüber, wobei Holland der Magie des Hellblazers zunächst nichts entgegenzusetzen hat.
Schlussendlich trifft er jenen, der für all das Chaos verantwortlich zeichnet: den Sämann. Und dieses Treffen bietet einige überraschende Wendungen.
Das Momentum, der erzählerische und künstlerische Schwung, den Swamp Thing mit dem 52'er-Relaunch erhalten hatte, beginnt zu verblassen. Verstörend uninspiriert und bemüht wirkende Cameo-Auftritte anderer Helden degradieren die Serie zu einer unter vielen beliebigen, das Artwork hat nicht nur seine organische Lebendigkeit und Originalität der Anfangshefte verloren, sondern kommt teilweise in seiner Ausführung, der Atmosphäre und visuellen Intensität regelrecht schwach daher und die Handlung selbst wirkt eher putzig –insbesondere der Whisky-Baum und das Sanctuarium Folium Viride haben etwas lächerlich Bizarres und Bemühtes an sich -, denn ernst zu nehmend. Das interessanteste Element der Storys ist nicht Alec Hollands plakativ und vordergründig inszenierter Selbstzweifel, sondern tatsächlich und überraschenderweise der Antagonist, der Sämann, der mit seiner ambivalenten Moralität zumindest nachdenkliche Momente in die Geschichte einbringt.
Fazit: Sowohl künstlerisch, als auch erzählerisch der bisher schwächste Teil der Reihe. Gäbe es nicht die diskussionswürdige, ambivalente Moralität des Gegenspielers –des Sämanns –würde Band 4 der Reihe der vollkommenen Belanglosigkeit und dem schnellen Vergessen anheim fallen.