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Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Kommissar Ian Gabriel wäre eigentlich reif für den Ruhestand, doch davor will er dem mysteriösen „Grim Reaper“ das Handwerk legen. Mit seinen seltsamen Kräften – wie das Erzeugen von Blitzen – ist das Phantom der Polizei immer wieder entwischt. Dabei stellt und bestraft der Grim Reaper Verbrecher, sprich, er tut eigentlich etwas Gutes. Doch Ian kann diese Selbstjustiz nicht dulden. Die einzige Spur führt zu Freya, die immer wieder von Grim gerettet wird. Auch als Freya zusammen mit anderen Geiseln in einem Lagerhaus festgehalten wird, schreitet der Grim Reaper ein. Wie es der Zufall will, ist auch Ian dort. Der Kommissar wurde bei seinen Ermittlungen entdeckt und angeschossen. Jetzt, da er Grim in Aktion erlebt, wandelt sich sein Bild von dem mörderischen Phantom. Ian erfährt, wer hinter der Maske steckt – und steht fortan dem Grim Reaper bei. Auch, als ein Sonderkommando auf das Phantom angesetzt wird …
Tempest Curse bietet einen hochspannenden Krimiplot mit einem düsteren Protagonisten, der mit seinen besonderen Kräften etwas an einen Superhelden erinnert. Warum der Grim Reaper Blitze erzeugen und Strom leiten kann, wird bislang nicht erklärt, doch das Phantom ist zumindest nicht unbesiegbar. Schon in den ersten Kapiteln macht die deutsche Mangaka Martina Peters deutlich, dass Grim für seine Fähigkeiten einen hohen Preis bezahlen muss. Auch wenn das Phantom zunächst wie ein Superheld erscheint, wirkt Grim schnell sehr menschlich. Zu Freya, die sich aufgrund ihres Jobs immer wieder in Gefahr begibt, scheint der Grim Reaper eine besondere Beziehung zu pflegen, was schließlich auch der Polizei auffällt. Über die sympathische Freya erfährt man dabei leider noch recht wenig.
Ian ist ein typischer harter Hund, der nach vielen Jahren als Kommissar verbittert und zynisch daherkommt. Er kann mit der Jugend und modernen Ermittlungsmethoden wenig anfangen, das heißt aber nicht, dass er kein guter Bulle wäre. Ian hat ein sehr gutes Gespür und ist durchaus bereit, seine Meinung zu revidieren. Der Grim Reaper ist anfangs sein letzter großer Fall und damit einer seiner größten Feinde, doch als er hinter die Fassade des Phantoms blickt, ändert Ian seine Haltung gegenüber Grim und unterstützt ihn sogar, wenn es brenzlig wird. Die neue Sonderkommission ahnt nicht, dass Ian dem Grim Reaper hilft, da sie ihn schlicht für einen gescheiterten, alten Mann hält. Dabei verrennt sich der Kopf der Sondertruppe in Erinnerungen an einen alten Fall und dichtet dem Grim Reaper Absichten an, die dieser gar nicht haben kann.
Der Leser selbst begreift natürlich recht früh, wer wirklich hinter der Maske steckt, doch um die Spannung zu erhalten, soll dies hier nicht verraten werden. Das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei funktioniert auch so wunderbar und ganz sicher, wer der Grim Reaper ist, kann man sich erst am Ende des ersten Bandes sein. Die Spannung bleibt dabei konstant hoch, wobei die Übergänge zwischen den einzelnen Kapiteln etwas abrupt sind. Für einen Auftaktband schreitet die Story nämlich sehr schnell voran. Hier und da hätte etwas mehr Raum der Geschichte gut getan, doch das ist nur ein kleines Manko. Sehr gelungen sind dafür die Dialoge, die teilweise herrlich doppeldeutig sind. Wie gesagt, man ahnt früh, wer der Grim Reaper ist, aber dazwischen wird man immer wieder verwirrt, vor allem, wenn es um Freya geht.
Tempest Curse wartet mit einem moderaten Einsatz von Rasterfolie und diversen Grauschattierungen auf, die viel Atmosphäre erzeugen. Der kantige Zeichenstil passt sehr gut zum Krimiplot und die Persönlichkeit der Charaktere spiegelt sich auch in ihrer Optik. Der Grim Reaper sieht noch am manga-typischsten aus, Ian wirkt dagegen sehr kantig und hart (beim Zeichnen der Bartstoppeln hatte Martina Peters bestimmt viel Spaß). Mimik und Gestik wurden authentisch und natürlich umgesetzt und die Kampfszenen entfalten eine schöne Dynamik. Tempest Curse sieht schlichtweg toll aus und beweist, dass sich deutsche Produktionen nicht hinter der Konkurrenz aus Fernost zu verstecken brauchen.
Fazit
Tempest Curse bietet einen hochspannenden Krimiplot, einen geheimnisvollen Anti-Helden und einen harten Hund als Kommissar, der sich als echter Sympathieträger entpuppt. Die Geschichte entwickelt sich sehr schnell und bietet bereits im ersten Band einige Wendungen und Überraschungen. Dazu punktet Martina Peters mit kantigen Zeichnungen, die viel Atmosphäre schaffen, und so freut man sich auf eine coole Mysteryreihe aus deutscher Feder. 4 von 5 Punkten.