Titel: The Call Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Die Studentin Yoko erhält einen unheimlichen Anruf. Als sie die Nachricht abhört, erklingt ihre eigene Stimme. Kurz darauf stirbt sie eines unerklärlichen Todes. Auch zwei weitere Studenten kommen auf diese bizarre Weise ums Leben. Yumi, Yokos Freundin, beginnt Nachforschungen anzustellen. Schließlich klingelt auch ihr Handy. Sie hat nur mehr wenig Zeit, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen...
Bizarre Anrufe - damit fängt auch der Klassiker des modernen japanischen Horrorfilms „Ring“ an. So gesehen bietet „The Call“ eine wenig originelle Story. Jedoch führte bei diesem Film niemand anderes als Takashi Miike Regie, und dies macht den Film wiederum sehr interessant. Normalerweise bewegt sich Miike zwischen Trash, Splatter und Sexpliotation. Gelegentlich gelingen ihm aber auch so wunderbare Filme wie „Audition“ oder solch surreale Meisterwerke wie „Dead or Alive“. Nichtsdestotrotz sind seine Filme nichts für schwache Nerven und schon gar nichts für schwache Mägen.
Bereits mit seinem Thriller „Audition“ lieferte Miike einen der wohl besten Beiträge zum modernen japanischen Horrorfilm. Mit „The Call“ zeigt er uns, dass er auch fähig ist, Filme zu drehen, die weitestgehend ohne Blut auskommen. Zuschauer, die zuvor noch nie einen Miike-Film gesehen haben, werden sich wahrscheinlich ein wenig an den plötzlichen Genrewendungen in „The Call“ stören. Dies jedoch gehört genau zu Miikes Markenzeichen. Alle seine Filme bedienen nie ein einziges Genre, sondern erscheinen stets wie ein Flickenteppich, der aus mehreren Genres zusammengesetzt ist. „The Call“ beginnt (klarerweise) wie ein Horrorfilm, um später in eine Mischung aus Mediensatire und Medienkritik umzuschlagen und darauf wiederum die Rückkehr zum eigentlichen Genre zu schaffen. Die Szenen, in denen Yumis Freundin von einschaltquotengeilen Fernsehleuten in ein Studio gezerrt wird, damit der Sender ihren bizarren Tod life ausstrahlen kann, sind so überzeugend und spannend gemacht, dass sie den restlichen Film in den Schatten stellen.
Gegen Ende droht der Film in einen fürchterlichen Kitsch umzuschlagen, doch zum Glück führte Takashi Miike Regie, was heißt, dass er für die Zuschauer noch ein wirklich fieses Finale parat hält, das sehr schön seinen Sinn für schwarzen Humor widerspiegelt.
Fazit: Miike hat sich zwar große Freiheiten in der Umsetzung des Drehbuchs erlaubt, ist aber seinem altbewährten Motto nicht treu geblieben, das da heißt: ich drehe meine Filme wie ich will, da sie im Kino sowieso niemand ansieht. Aus diesem Grunde werden Miike-Fans enttäuscht sein. Für Freunde des modernen japanischen Horrorfilms ist „The Call“ sicherlich aufgrund seiner Spannung und der teilweise eigenwilligen Umsetzung ein Leckerbissen.