Serie: Doctor Who, Season 28 Special 2005 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Mit "The Christmas Invasion" begann Russell T. Davies (RTD) die Tradition der alljährlichen Weihnachtsspecials, über die man sich anfangs freute, jedoch über die Jahre schnell in Verdrossenheit geriet. Dieses erste Special beginnt dort, wo die vorherige TV-Folge "The Parting of the Ways" endete - der neunte Doctor ist gestorben und hat sich in seine zehnte Inkarnation verwandelt. Die TARDIS landet an Weihnachten mitten in London, die Mutter Rose Tylers, Jackie, sowie Roses Ex-Freund Mickey spurten heran, um sowohl die verschollen geglaubte Verkäuferin als auch den bewusstlosen Timelord in Empfang zu nehmen. Während der Doctor noch mit den Nachfolgen seiner Regenerierung zu kämpfen hat, bahnt sich in London eine Katastrophe an. Die britische Raumsonde "Guinevere One" landet nicht wie geplant auf dem Mars, sondern in einem Hangar eines heranrasenden, gigantischen Raumschiffes und überträgt sogleich an die verdutzte Premierministerin Harriet Jones und ihren Stab die Aufforderung, die Erde an die Rasse der Sycorax zu übergeben. Praktischerweise wird diese Übertragung auch noch live im Fernsehen verbreitet, sodass Panik in den Straßen ausbricht. Harriet Jones behauptet, trotz der Proteste des amerikanischen Präsidenten, für die Bewohner der Erde zu sprechen und wird auf das Raumschiff "gebeamt". Kurz darauf entdecken die Sycorax auch die TARDIS, in der sich inzwischen Rose Tyler und der Doctor versteckt hatten, und transportieren sie ebenso auf das Mutterschiff. Nachdem die diplomatischen Fähigkeiten der Premierministerin scheiterten und die hilflosen Versuche des Companions des Doctors, die Sycorax zum Aufgeben zu zwingen, ins Leere gelaufen sind, scheint das Schicksal der Erde besiegelt ...
David Tennant spielt den neuen Doctor anders - im Rückblick auf die erste Folge mit dem neuen Darsteller erkennt man zwar das typische hyperaktive Herumspringen und -wuseln, das in späteren Folgen nur noch tierisch auf den Geist geht, jedoch ist in "The Christmas Invasion" ein neuer Ansatz begonnen worden, der leider nie weiterverfolgt wurde. Der Doctor, bislang ein überaus grundlegender Pazifist, greift selbst zur Waffe und nimmt auch in Kauf, dass durch diese sein Gegner zu Tode kommt. In früheren Zeiten hätte es das nicht gegeben. Diese weitaus dunklere Facette des Doctors ist allerdings nicht negativ zu sehen, ich persönlich empfinde sie als Bereicherung des Charakters. Leider beschränkte sich diese auf die "Christmas Invasion" und wurde von der Zappelei verdrängt. Der Companion Rose Tyler kämpft mit ihrer großen Unwissenheit über die Werkzeuge des Doctors und versucht verzweifelt aufgrund der Bewußtlosigkeit ihres Leithammels und der drohenden Gefahr durch die Sycorax, des Doctors technische Spielereien zu nutzen. Hier hätte man sicherlich mehr Fun in die Geschichte einbauen könne, die entsprechenden Episoden bleiben jedoch kaum haften. Harriet Jones als Premierministerin hat in der "Christmas Invasion" mittlerweile ihren zweiten Auftritt (nach der Doppelfolge "Aliens of London" / "World War Three"), reicht ihren Running Gag mit dem Personalausweis auch in dieser Folge weiter und kann dadurch gut amüsieren. Ihre tragische Rolle gegen Ende des Films wirkt überzeugend. Apropos überzeugend: Ganz und gar nicht war ich mit den seltsamen Predator-Verschnitten namens Sycorax zufrieden, deren Gesellschaft und Technik mit einem "ja, ist vorhanden" im Drehbuch steht und zu der keinerlei Hintergrund geboten wird. Das war mir weitaus zu oberflächlich, auch wenn RTD beim Auftauchen des Mutterschiffes reichlich SF-Filme zitiert, wie etwa "Independence Day".
Schlussendlich ist "The Christmas Invasion" ganz gut gelungenes Popcorn-KinoTV, das vor allem von der Neugierde auf den neuen Doctor zehrt. Leider kann es weder die dort abgegebenen Versprechen für den zehnten Timelord halten noch mit einer hintergründigeren Geschichte aufwarten. Nachdenken sollte man also nicht; Doctor-Who-Fans werden ihre Schwierigkeiten mit dem Film haben, sich aber meines Erachtens ganz gut unterhalten.