Titel: The Disappeared Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Englands Sozialdramen sind bekannt für die Darstellung düsterer und ausweglos erscheinender Lebenssituationen meist arbeitsloser Menschen. Der junge Regisseur Johnny Kevorkian benutzt die hoffnungslos wirkende Atmosphäre dieses Genres, um es mit den Aspekten eines Horrorfilms zu verbinden. Das Ergebnis ist mehr als nur gut.
Es geht um den Jugendlichen Matt, der sich seit dem spurlosen Verschwinden seines kleinen Bruders mit Schuldgefühlen plagt. Zusammen mit seinem Vater lebt er in einer tristen Londoner Arbeitersiedlung. Eines Tages vernimmt er auf einmal auf einem Videoband die Stimme seines Bruders. Kurz darauf wird er von unheimlichen Visionen heimgesucht. Während ihm sein Vater nicht glaubt, ist es allein seine Nachbarin Amy, die versucht, ihm zu helfen. Dabei findet Matt heraus, dass in der Gegend bereits mehrere Kinder als vermisst gemeldet wurden. Trotz des zunehmenden Konflikts mit seinem Vater, lässt Matt von seiner Suche nicht ab. Schließlich stößt er auf eine erschreckende Spur.
Johnny Kevorkian gelingt es, die düstere, kalte Architektur der Wohngebäude, die kahlen, dunklen Wohnungen sowie die triste Umgebung einzubeziehen in eine unheimliche Geschichte, die aufgrund dessen eine Atmosphäre der Beklemmung entwickelt, wie sie in nur wenigen aktuellen Horrorfilmen zu finden ist. Die Gegend, die gekennzeichnet ist von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit, erweist sich schließlich als ein Ort, in dem das Unheimliche und das Grauen Platz gefunden haben. Den gesamten Film über dominiert ein gefühlloses Grau, das nicht nur die soziale Situation wiedergibt, sondern die Seelenzustände der Protagonisten widerspiegelt. Die kaputten Familienverhältnisse intensivieren sich noch dadurch, dass ein Mitglied auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Das Unheimliche wirkt hierbei nicht wie aufgesetzt, sondern ist von Kevorkian ästhetisch einwandfrei in die Situation eingebunden. So gibt es im Grunde genommen kaum Schnittstellen zwischen Phantastik und Realität, dafür um so mehr Überraschungen, die erzähltechnisch sehr gelungen sind, da sie eigentlich klassisch sind. Somit wird „The Disappeared“ zu einem handwerklich äußerst geschickten Gruselfilm.