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Titel: The Secret World Eine Rezension von Martin Wagner |
In den letzten Jahren haben das Dark-Fantasy, das auch manchmal als Near-Dark-Future bezeichnet wird, in allen Medien ein hohes Aufkommen. Dabei spielen in den meisten Fällen Monster eine Hauptrolle, die aus der Feder Lovecrafts, Gigers und Kings stammen, nämlich schleimige Bestien, undurchsichtige bösartige Manipulatoren und Zombies mit starkem Appetit. Das erstaunliche ist, dass diese Medien, seien es nun Filme, Serien oder Spiele, sehr erfolgreich sind und dies wiederum dazu führt, dass das Genre bei der breiten Masse Anklang findet.
Als Massive Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG) war diese Genre bisher gar nicht vertreten, da wurde Fantasy in seiner Ursprungsform eher angeboten. FunCom und EA haben das Potential dieser Genres aber erkannt und mit dem Norweger Ragnar Tørnquist als Kreativdirektor einen fähigen Designer gefunden, der ein MMORPG auf Basis dieses Genres auf die Beine stellen kann. Dieses MMORPG trägt den Namen „The Secret World“ und legt den Fokus auf den Kampf der guten Mächte der Welt, Geheimgesellschaften, gegen die Wesen des Bösen. Dieses Böse, in der Form unterschiedlichster Monster und Götter, die man aus den Geschichten Lovecrafts und Kings, aber auch aus anderen Computerspielen, deren Protagonisten zum Beispiel Edward Carnby oder Jill Valentine heißen, und aus Legenden kennt, gelangte durch ein Ereignis auf die Welt, das als das Tokioter U-Bahn Ereignis bekannt wurde. Die Charaktere, Menschen mit magischer Kraft und Mitglieder einer von drei Geheimgesellschaften, den Illuminaten, den Drachen und den Templern, kämpfen dabei zusammen oder auch alleine gegen das Böse.
Bevor der Kampf aber beginnt, gilt es für den Spieler das Spiel zu installieren und die ersten Updates herunterzuladen. Bei einem Onlinekauf bedeutet das ein Datenpaket von knapp 20GB herunterladen zu müssen. Zu beachten sind die minimalen Systemvoraussetzungen, diese sollte man erfüllen, denn sonst leidet der Spielspielspaß darunter. Ist das Spiel dann installiert und auf den aktuellen Stand gebracht, gilt es eine der drei Geheimgesellschaften auszuwählen und einen Avataren zu gestalten. Ersteres ist recht simpel, ein klick genügt, letzteres ist schon etwas aufwändiger, denn es gibt eine große Auswahl an Gesichtsformen, Körperformen, Frisuren, Kleidung und noch einiges mehr. Nach der Erstellung des Avatars beginnt das Spiel mit drei individuellen Intros. Individuelle, weil der neugebaute Avatar die Hauptrolle spielt, individuell aber auch, weil jede Geheimgesellschaft ein eigenes Intropaket erhalten hat. Den Anfang macht das Verschlucken einer Fliege und den Abschluss das Erlebnis des Tokioter U-Bahn Ereignisses, bei dem man als Spieler den ersten wirklichen Kontakt zur einfachen Steuerung und dem Kampf macht.
Ist das überstanden, beginnt die Ausbildung des Charakters, bisher wurden keine Werte verteilt und der Charakter besitzt an Ausrüstung nur, was er am Leibe trägt. Die Ausbildung findet im jeweiligen Hauptquartier der Geheimgesellschaft statt, also entweder in New York, London oder Seoul. Hier wählt man dann seine primäre und sekundäre Wasser, entweder tatsächliche Waffen, zum Beispiel Pistolen, Schrotflinten oder den Hammer, oder Magie, Chaos, Elemente oder Blut. Je nach Auswahl erhält man schließlich einige Erfahrungspunkte zum Steigern dieser Fertigkeiten und einige Punkte für das Erlernen von speziellen Kräften für die Auswahl. Hier offenbart sich die erste Besonderheit des Spiels. Nicht Stufen oder Klassen geben Dinge vor, sondern allein die Auswahl der Fertigkeiten und die Auswahl von Kräften. Ersteres ist noch recht einfach, man wählt die beiden Fertigkeiten für die Angriffswaffen aus und fertig, letzteres ist etwas komplizierter, aber auch viel offener als bei anderen Spielen. Das Kraftrad, so der Name dieses Mechanismus bietet nämlich viele unterschiedliche Kräfte und die Auswahl sorgt dafür, dass jeder Charakter ein tatsächliches Individuum ist und sich, dank weiterer Erfahrungspunkte, auch sehr individuell weiterentwickelt.
Nach dem ersten Kontakt mit dem Kraftrad und der Bewaffnung, wird der Charakter auf seine erste Mission geschickt. Diese führt ihn nach über die Hohlwelt nach Solomon Island, genauer in die Stadt Kingsmouth. Allein der Name der Stadt macht schon deutlich, welche Art von Horror dort vorherrscht, nämlich der lovecraftsche Horror. Dort angekommen gilt es Überlebende, die spannende und auch lustige Geschichten zu erzählen haben, zu finden und die Geheimnisse der Stadt und der Insel zu lüften. Dort angekommen gilt es Zombies zu töten, die Umgebung zu erkunden und Rätsel zu lösen, die es in sich haben und die auch den Einsatz der spielinternen Suchmaschine, dem Internet selbst oder auch mal den Griff zum Buch der Bücher erforderlich machen. Hier finden sich viele Aufträge und Missionen für Einzelspieler und auch für Teams, die sich natürlich Rollen aussuchen können, die MMORPG-Spieler aus anderen Spielen kennen. Bis man diesen Standort komplett erkundet hat, vergeht viel Zeit, ohne das jemals Langeweile aufkommt. Andere aktuelle Ziele sind Ägypten, das stark durch den berühmtesten Archäologen aller Zeiten angehaucht wurde, und Transsylvanien, zu dem man sich wohl jegliche zusätzliche Aussage sparen kann. Andere Ziele sind geplant, aber auch diese Ziele sorgen bereits für viele Stunden Spielvergnügen.
Doch nicht nur die Mechanismen der Charakterentwicklung, die Rätsel, die Kämpfe und die düstere Umgebung der möglichen Örtlichkeiten sorgen für das Spielvergnügen, auch die Grafik, der Sound und die Möglichkeit des Miteinander leisten ihren Beitrag. Die Grafik ist wirklich gelungen, man merkt deutlich, dass die neueste Technik zur Programmierung verwendet wurde, die dafür sorgt, dass die Bewegungen absolut realistisch aussehen, und dass man leistungsstarke Server in der Hinterhand hat, die dafür sorgen, dass ein Ruckeln oder ein Haken nur vorkommen, wenn der Spieler seinen PC gerade selbst sehr fordert. Der Sound ist im ganzen Spiel absolut stimmig, sehr düster und die Geräusche schaurig, und auch die Synchronsprecher wurden gut ausgewählt und schaffen es ihre Texte absolut perfekt vorzutragen und dadurch ebenfalls für düstere Stimmung zu sorgen, wobei auch der eine oder anderen lustige Anteil nicht fehlt. Der letzte Punkt, das Miteinander, ist für ein MMORPG sicherlich der entscheidendste Punkt und auch damit kann das Spiel überzeugen. Nicht nur kann man anderen immer bei Kämpfen helfen und mit ihnen sprechen, man kann natürlich auch Kabalen bilden, und dann gemeinsam Gruppenmissionen durchführen, die man alleine nur mit viel Glück, wenn überhaupt, überleben könnte. Neben dem Gemeinsamen Spiel, gibt es aber auch die Möglichkeit in Arenen gegen andere Spieler anzutreten, um zu trainieren und sich zu verbessern, aber auch, um die Weltherrschaft für die eigene Geheimgesellschaft an sich zu reißen. Kurzum, „The Secret World“ bietet alles, was ein gutes MMORPG bieten kann und übertrifft dabei auch andere Spiele.
Fazit: „The Secret World“ ist das düsterste MMORPG das bisher erschienen ist und kann durch stimmigen Sound, stimmige Grafik, eine stimmige Story und vor allen Dingen durch überzeugende Spielmechanismen, die man so bisher noch in keinem MMORPG hatte, überzeugen. Neben diesen Hauptgründen das Spiel zu kaufen, sind es aber vor allem die tollen Rätsel, die Missionen und die angebotenen Örtlichkeiten, die mich überzeugt haben länger als nur zum Testen, wie ich es sonst handhabe, dem Spiel treu zu bleiben. Kaufen, spielen und nicht mehr aufhören wollen.