Reihe: Thursday Next, Band 4 Eine Rezension von Martin Wagner |
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele wirklich gute Bücher sich in den Buchhandlungen, seien sie elektronisch oder irgendwo außerhalb unserer vier Wände, zwischen all den Werken durchschnittlicher Art verstecken. Zum Glück gelangen solche gelungenen Werke irgendwann auch in die Hände der Kritiker und die freuen sich dann ebenso sehr wie die bereits vorhandenen Fans, wenn es nach einem guten Roman einen weiteren vom selben Autoren gibt und dann noch einen und noch einen.
Bei Jasper Fforde freut man sich immer wenn etwas neues veröffentlicht wird, denn seine Thursday Next-Reihe ist nicht nur spannend und mit einer tollen Protagonistin ausgestattet, sondern auch noch eine Hommage an die Literatur und die vielen Autoren und deren Figuren selbst. Auch im vierten Band der Reihe, „Es ist etwas faul“, der wieder beim Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen ist, sind es neben Thursday vor allen Dingen die Figuren anderer Autoren, teilweise nur im Roman selbst existent, die die Geschichte vorantreiben beziehungsweise unterstützen.
Thursday ist mit ihrem zweijährigen Sohn Friday zurück in der Außenwelt. Als Leiterin der Jurisfiktion muss sie sich zwar immer wieder in der Buchwelt blicken lassen, aber das wirkliche Leben, sofern man dies so nennen kann, und auch ihr kleiner Sohn, der endlich auch die seine Heimat sehen soll, zwingen sie dazu, ihren Lebensmittelpunkt zurück ins Haus ihrer Eltern zu verlegen. In zwei Jahren ist sowohl in der Buchwelt als auch in der Außenwelt viel passiert und Hamlet, der sie in die wahre Welt begleitet, ist dort nicht unbedingt sicher, denn Yorrick Kaine, der Bösewicht aus dem zweiten Band ist zurück und strebt wieder ein politisches Amt an. Diesmal will Diktator von England werden. Gemeinsam mit der Goliath Corporation schürt er dabei den Hass auf die Dänen mit den verrücktesten Lügen, die man ihm aber trotz allem glaubt. Gleichzeitig hat die Goliath Corporation ihre Pläne der Erlangung der Macht auf einen anderen Sektor verlegt, nämlich den Sektor der Religion. Die Corporation strebt den Status als Religion an und muss dementsprechend Wiedergutmachung leisten. Eine Chance für Thursday ihren genichteten Landen, den Vater ihres kleinen Fridays, zurückzubekommen, aber wie sehr hat sich Goliath wirklich geändert und kann man der Firma überhaupt trauen? Das klingt schon alles nach genug Abenteuern, aber daneben gibt es noch einen Attentäter der es auf Thursday abgesehen hat, eine Prophezeiung, eine Krocketspiel, Käse und Aufruhr in der Buchwelt. Es ist also wieder für jeden etwas geboten und Thursday muss sich regelmäßig um Babysitter für Friday bemühen, wenn sie den vielen Gefahren auf Augenhöhe begegnen will.
Jasper Fforde kann immer noch spannende Geschichten schreiben, die am Ende überraschen und Dinge aufklären, die einen schon seit einigen Bänden verwirren beziehungsweise im Kopf herumschwirren und den Leser plagen. Wie im letzten Band der Reihe finden sich auch in diesem Band gelungene Werbeanzeigen, diesmal beziehen sie sich aber auf Thursdays Realität und nicht auf die Buchwelt. Wieder einmal werden die auftauchenden berühmten Figuren unterschiedlichster Romane und anderen Werken der Weltliteratur gekonnt neu interpretiert. Alle Handlungsstränge, und davon gibt es einige, sind durchdacht und werden am Ende alle perfekt aufgelöst, ohne irgendwo zwischendurch jemals unlogisch gewesen zu sein. Eine besondere Würdigung muss die überspitzte Darstellung der Reden der Politiker erhalten. Es ist überspitzt, aber dennoch erinnern die Szenen an Szenen, die man aus den Reden und Debatten real existierender Politiker kennt. Hier muss man nicht nur schmunzeln, hier schüttelt man auch den Kopf und man lacht, über die Dreistigkeit der Politiker in Thursdays Welt, wohl wissend, dass es in unserer Welt sehr ähnlich zugeht. Jasper Fforde wie man ihn kennt und doch besser, was man nach drei Romanen, die alle irgendwie anders und besser waren als die Bände davor, auch erwartet. An diesem Buch ist so rein gar nichts faul.
Fazit: „Es ist etwas faul“ ist der vierte Band der Thursday Next-Reihe und Jasper Fforde hat sich mit diesem Roman wieder einmal selbst übertroffen. Eine spannende Geschichte, tolle Figuren und jede Menge Humor, der sich diesmal intensiv der Politik und den Politikern zuwendet. Ein Buch, das inhaltlich zwar zwei Jahre später an den letzten Band aber ansonsten nahtlos an die anderen Bände anschließt und eine tolle Reihe, die die Literatur selbst in den Blick nimmt, fortsetzt.