Reihe: Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Sophia Tepe |
Klappentext:
Nacht für Nacht hat die 17-jährige Michele denselben Traum: In einem Spiegelsaal steht sie einem jungen Mann mit saphirblauen Augen, rabenschwarzen Haaren und einem geheimnisvollen Lächeln gegenüber. Kurz bevor sie erwacht, sagt der Fremde stets: »Ich warte auf dich.« Aber als ein furchtbares Unglück Micheles Leben für immer verändert, begegnet sie dem Mann ihrer Träume plötzlich in der Wirklichkeit ...
Als die Mutter der 17-jährigen Michele Windsor bei einem Unfall ums Leben kommt, verliert Michele auf einen Schlag alles, was ihr lieb war: ihre Familie, ihre Freunde, ihre gewohnte Umgebung. Denn sie muss zu ihren Großeltern, die sie nie kennengelernt hat, nach New York ziehen. In deren luxuriösem Appartement fühlt Michele sich verloren – bis sie bei ihren Streifzügen durch die mit Antiquitäten vollgestellten Räume auf das Tagebuch eines ihrer Vorfahren stößt. Was Michele nicht ahnt: Das Tagebuch ist ein magisches Portal in die Vergangenheit. Ehe sie sichs versieht, findet sie sich plötzlich auf einem Maskenball im New York des Jahres 1910 wieder. Dort begegnet sie einem jungen Mann, den sie nur zu gut kennt. Nacht für Nacht blickt sie in seine tiefblauen Augen, ist gebannt von seinem umwerfenden Lächeln – in ihren Träumen. Dass Michele ihm jetzt leibhaftig gegen-übersteht, verändert alles. Sie begibt sich auf eine abenteuerliche Reise zwischen Gegenwart und Vergangenheit, um eine unmögliche Liebe wahr werden zu lassen.
(Quelle: Heyne)
Meine Meinung:
Erster Satz: Michele stand allein in der Mitte eines Spiegelsaals.
"Ich betrachte New York City als die eigentliche Hauptfigur von Timeless, denn diese Stadt bildet nicht nur das Rückgrat der Geschichte, sie ist auch eine sich ständig verändernde, komplexe Gestalt. [...]" Dies schreibt Autorin Alexandra Monir in ihrem Nachwort und ich finde, die Aussage passt sehr gut zu ihrem Romandebüt, denn gerade diese Kulisse ist es, die es geschafft hat, mich stetig zu verzaubern und das sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Durch genaue Beschreibungen von Straßen und Gebäuden merkt man richtig, wie sich die amerikanische Großstadt in den unterschiedlichen Zeiten verändert.
Insgesamt ist der verwendete Schreibstil sehr beschreibend und bildlich, wodurch dieses erst möglich ist. Alexandra Monir schreibt meiner Meinung nach sehr passend für diese Art von Roman. Locker und leicht erzählt sie von Micheles Geschichte und die ohnehin schon wenigen 350 Seiten scheinen, kurz nachdem man "Timeless" aufgeschlägt und beginnt zu lesen, auch schon zuende zu sein. Man liest einfach immer weiter, auch wenn dieses Buch nicht durchgehend spannend ist.
Genauso wie auch die oben beschriebene Darstellung von New York, sowohl im 19. als auch im 21. Jahrhundert sehr gut zu einem Zeitreiseroman passt, so habe ich auch an der Art des Zeitreisens an sich großen Gefallen gefunden. Die Autorin beschreibt dies sehr künst-lerisch, geheimnisvoll oder gar märchenhaft, von jeglicher Technik sieht sie ab. Mit einem alten Tagebuch ihrer Vorfahrin und einem Gegenstand aus dem Jahr in das sie möchte, ist es Michele möglich in lang vergangene Zeiten zu reisen.
Sichtbar ist sie dort jedoch nicht für jedermann, ausschließlich vereinzelte Personen sind in der Lage, sie zu sehen und mir ihr zu reden. Grundsätzlich finde ich diese Idee nicht schlecht, hätte aber auf eine Erklärung gehofft, warum dies so ist und wieso es gerade diese Personen betrifft - vielleicht ja in Band 2?
Was mir neben diesen Merkmalen noch sehr gut gefallen hat sind die Charaktere, insbe-sondere Protagonistin Michele. In den ersten Kapiteln wird man mit ihrem Leben vertraut gemacht und erlebt gleichzeitig mit, wie sie ihre Mutter durch einen Autounfall verliert. Durch diesen Abschnitt, den man als Einleitung in die wirkliche Geschichte ansehen kann, erfährt man genug über ihre aktuelle Situation und man versteht sie, jedoch wird es weder zu viel noch wirkt es zu mitleiderregend oder aufgesetzt. Gegen ihren Willen wird sie zu ihren Großeltern ins weit entfernte New York gebracht, wo sie mit für sie unbekanntem Reichtum und Ansehen konfrontiert wird. Und obwohl sie eine Windsor ist und man ihre Familie als mächtigste, vermögendste und einflussreichste Familie von New York bezeich-nen kann, bleibt sie bodenständig, lehnt die aufgesetzten High Society-Mädchen ihrer Schule ab und freundet sich lieber mit der Tochter einer Angestellten ihrer Großeltern an. Trotz der Tatsache, dass sie nun ein völlig anderes Leben führen könnte, bleibt sie wie sie war: freundlich, keineswegs überheblich oder eingebildet und sympathisch!
Auch wenn die Liebesgeschichte zwischen Michele und Philip nicht der einzige Hand-lungsstrang ist, den Alexandra Monir behandelt, dominiert sie einige Male die Handlung.
Schon etwas unrealistisch finde ich die Tatsache, dass Michele zufällig auf dem gleichen Maskenball landet, wie Philip, der Mann von dem sie schon ihr Leben lang träumt und dieser sich schließlich von seiner Verlobten trennt. Trotzdem passt auch das gut zum märchenhaften Rest der Geschichte und hat mich in diesem Fall nicht ganz so gestört wie es in manch anderem Buch der Fall gewesen wäre. Es ist glücklicherweise aber auch keine Liebe auf den allerersten Blick, denn die beiden verbringen schon etwas Zeit miteinander und fallen nicht direkt übereinander her und gestehen sich ihre Liebe, wie es schon in dem ein oder anderen Jugendbuch der Fall ist. Sie haben außerdem ein paar gleiche Interessen und passen wirklich gut zusammen - man merkt also, die Autorin hat diese Beziehung gut verpackt und sich um eine authentischer Darstellung bemüht.
Für mich schon vorauszusehen war eine ordentliche Ladung Kitsch. So "schlimm" und überladen wie ich dachte, ist "Timeless" allerdings gar nicht geworden. Ein bisschen ist enthalten, anders wäre dieser Roman in einigen Sachen gar nicht umsetzbar gewesen und obwohl es mir persönlich an einer Stelle etwas zu viel wurde, hält sich alles jedoch wirklich in Grenzen.
Fazit:
"Timeless" ist es Roman für Leser, die es gerne märchenhaft mögen und mit ein bisschen Kitsch kein allzu großen Problem haben. Gut möglich, dass dem ein oder anderen die ge-nauen Beschreibungen der Umgebung zu viel werden - mir hat jedoch gerade das gefallen. Besonders Protagonistin Michele mochte ich sehr, die natürlich auch nicht fehlerfrei ist, aber trotz allem bodenständig bleibt und sich nicht für etwas besseres hält. Die größte Schwachstelle im Buch ist für mich die Liebesgeschichte, aber auch das ist auszuhalten. 4 Sterne!