Titel: Töte John Bender Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann
|
Inhaltszusammenfassung:
Es sollte eigentlich ein Seminar wie jedes andere werden. Eine Gruppe von Führungskräften, ein Team von Coaches und eine Insel in der dänischen Südsee. Tom Breuer macht das nicht zum ersten Mal, allerdings scheint bei diesem Lehrgang einiges anders zu sein. Zuerst entdeckt die Gruppe Spuren eines anderen Anwesenden, dann geschehen seltsame Dinge. Was steckt hinter dem Unbekannten? Ist er derjenige, der das Seminar sabotieren will? Und warum? Tom versucht heraus zu finden, was vor sich geht. Schnell scheint die ganze Gruppe in Gefahr zu schweben.
Kritik:
Wer regelmäßig hier mitliest, weiß ja bereits dass mir Vincent Voss’ zweiter Roman “Faulfleisch” schon sehr gut gefallen hat. Mit “Töte John Bender” schlägt der Autor nun einen anderen Weg ein, weg von den brachialen Untoten und hin zu einem sehr viel subtileren, dafür stellenweise deutlich intensiveren Thriller. Ich kann allerdings vielen anderen Rezensenten, die den Roman unbedingt in eine Mysterie-Schiene stecken möchten nicht zustimmen – ich persönlich finde es passender, ihn als Survival-Thriller zu behandeln.
Gleich einleitend möchte ich sagen, dass Voss an seine alten Stärken anknüpft. Er nimmt sich Zeit für den Aufbau eines Spannungsbogens, ohne dass “Töte John Bender!” dabei in Gänze langweilig wird. Bereits vom Start weg wird dem Leser klar, dass dieser Ausflug vermutlich nicht so laufen wird, wie er geplant wurde – was genau jedoch passiert und wer dahinter steckt ist zunächst einmal nicht absehbar. Der Autor baut in der Startphase die eine oder andere Spannungsspitze ein, die jedoch zumeist recht schnell wieder abflaut. Ich hätte mir am Anfang des Romans etwas mehr Intensität gewünscht, dass hätte dem Lesevergnügen sicherlich gut getan. Man möge mich nicht falsch verstehen, ich hatte nie das Gefühl, das Buch weglegen zu wollen, die volle Wirkung entfaltet es jedoch in dieser Hinsicht erst nach dem ersten Drittel. Was jedoch zu jeder Zeit stimmt, ist die Atmosphäre. Es kommt tatsächlich sehr schnell Inselfeeling auf, was in erster Linie der erneut sehr gelungenen und plastischen Darstellung der Lokalitäten zu verdanken ist. Zum Finale hin konnte ich das Buch dann schließlich nicht mehr aus der Hand legen, ich möchte fast sagen, dass Voss hier eines der wohl packendsten und atmosphärischsten Enden zu Papier gebracht hat, welche ich in diesem Jahr bislang gelesen habe. Hier entwickelt sich “Töte John Bender!” dann tatsächlich noch zu einem echten Pageturner. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl, als ich gestern Abend mit dem Hund gegangen bin, da zwischen der Wetterlage hier und der auf der dänischen Insel schon ziemliche Parallelen zu entdecken waren. Normalerweise stört mich das nicht, dieses Mal jedoch… nun ja, Respekt möchte ich sagen.
Auf charakterlicher Seite kann man sich nicht beschweren. Ein Großteil der Figuren wird mit einem guten Hintergrund versehen, der es schafft, für die meisten von ihnen auch Sympathien, zumindest aber Verständnis aufzubringen. Ihre Handlungsweisen sind nachvollziehbar und zumeist passend zum jeweiligen Akteur. Besonders schön fand ich, dass das vermittelte Hintergrundwissen um die Teilnehmer das schöne Katz-und-Maus-Spiel, welches “Töte John Bender!” ausmacht, nicht gestört hat. Hier kann man ganz klar sagen, dass Voss da weiter macht, wo er in “Faulfleisch” aufhörte. Passend und stimmig.
Stilistisch gibt es schon einige Änderungen gegenüber dem Vorgänger-Roman zu vermelden. Zunächst einmal ist da die Tatsache, dass “Töte John Bender!” eben kein Regional-Roman mehr ist, weswegen natürlich der für den Hamburger Raum typische Jargon, welcher mir in seinem letzten Werk gut gefallen hat, wegfällt. Das ist zwar irgendwie schade, aber natürlich nur eine logische Konsequenz. Was man jedoch sagen kann, ist dass Voss seine Art zu schreiben gegenüber “Faulfleisch” noch einmal verbessert hat. Wo mir zuletzt noch hier und da die eine oder andere Stilblüte aufgefallen ist, kann ich dergleichen hier gar nicht mehr ausmachen. Zudem habe ich den Eindruck gehabt, dass er auch sprachlich noch einmal eine Schippe zugelegt hat. Sein genereller Stil, kurz und auf den Punkt, hat sich jedoch glücklicherweise dadurch nicht geändert.
Fazit:
“Töte John Bender!” ist für mich das bislang beste Buch von Vincent Voss. Spannend, jedoch nicht reißerisch, besonders zum Finale hin äußerst atmosphärisch und gut geschrieben war es eine runde Sache, die dem geneigten Thriller-Freund ruhigen Gewissens empfohlen werden kann.
Bewertung: 8/10 Punkten