Titel: Total Recall Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Im Jahr 2084 sind auf der Erde nur noch zwei Orte bewohnbar. Die Konförderation Groß Britanien und die Kolonien, das heutige Australien, Lebensraum ist knapp. Douglas Quaid lebt in den Kolonien, arbeitet in Britanien als Mechaniker. Sein Leben ist, abgesehen von wiederkehrenden Alpträumen, in denen er als Geheimagent enttarnt und gefangen genommen wird, langweilig und trist. Ablenkung erhofft er sich von Rekall, einem Unternehmen, welches seinen Kunden lebensechte Erinnerungen einpflanzen kann. Die “Reise” verläuft jedoch nicht so, wie Quaid es sich erhofft hat, denn plötzlich findet er sich auf eine sehr reale Art und Weise in seiner “Erinnerung” wieder.
Kritik:
Ich muss gestehen, dass es mir relativ schwer gefallen ist, diesen Titel unvoreingenommen anzusehen, bin ich doch ein großer Fan von Verhoevens Version von “Total Recall”, Schwarzenegger inklusive. Schuld daran waren zum Teil natürlich auch die vielen Meinungen, die man vorab gehört hat (und die wenigsten davon waren positiv) sowie der doch im krassen Unterschied zur steyrischen Eiche stehende Hauptdarsteller Colin Farrell (welchen ich allerdings auch sehr schätze, wie ich gleich vorab erwähnen möchte).
Schon zu Beginn des Filmes beginnt sich sehr schnell der Eindruck aufzudrängen, dass Mr. Wiseman nicht so recht wusste, wie er den Film denn nun angehen soll. An jeder Ecke und an jedem Ende finden sich Versatzstücke aus anderen (großen!) Science Fiction-Filmen. Beispielhaft sei hier zum Beispiel der erste Auftritt der Polizisten genannt, bei welchem ich fast schon erwartet habe, dass gleich der “Imperial March” angestimmt wird und ein gewisser Herr Vader ins Bild tappst. Viele weitere Versatzstücke lassen sich selbst bei weniger genauem Hinsehen schnell entdecken, beim Genrefreund werden sich irgendwann zwangsläufig Erinnerungen an den “Blade Runner” einstellen, auch die mechanischen Cops kamen mir irgendwie erschreckend bekannt vor, auch wenn ich nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, woher. Und dann ist da natürlich noch die Handlung selbst, die nun auch schon einmal da gewesen ist. Zwar wechselt der Schauplatz vom Mars auf die Erde und aus den Mutanten werden Widerständler, davon ab ist ein Großteil des Films aber schon eine recht genaue Kopie des “Total Recall” von Paul Verhoeven. Eine gewisse Eigenständigkeit findet sich zwar durch “den Fall”, aber das vermag auch nicht davon abzulenken, dass über weite Strecken ziemliche Ideenlosigkeit bei den Autoren sowie den Maskenbildnern geherrscht haben dürfte. Dennoch muss man eines zugestehen: die Atmosphäre und das Erzähltempo der Geschichte stimmen. Wiseman hat es zumindest also geschafft, seinen Mix aus bekannten Werken so zu erzählen, dass keine Langeweile aufkommt, auch wenn es mir dennoch schwer gefallen ist, die angesprochenen Kritikpunkte komplett auszublenden.
Auf darstellerischer Seite gibt sich “Total Recall” solide. Colin Farell und Jessica Biel harmonieren gut miteinander und geben ihr schlag- und schußfertiges Pairing so zum Besten, dass es dem Zuschauer zu gefallen mag. Zwar scheint der gute Quaid nicht sonderlich viele unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu haben, aber hey – vorher war´s schließlich auch Arnold. Und da hat’s ja auch keinen gestört. Kate Beckinsale hingegen war meiner Meinung nach keine optimale Besetzung für die im Original von Sharon Stone (und in gewissem Sinne auch Michael Ironside) verkörperte Rolle. Ihr Versuch “tough” zu wirken schien mir irgendwo doch sehr bemüht und leider wenig überzeugend. Das mag vielleicht schon daran liegen, dass mich die Rolle doch sehr an die “Underworld”-Titel erinnert hat, die Protagonistin dort jedoch ganz andere Voraussetzungen hatte (eine unkaputtbare Vampirin kann halt doch mehr einstecken als eine normale Frau). Ein Eyecatcher war sie zweifelsfrei, mehr aber auch nicht.
Wo “Total Recall” nun wirklich punkten kann, ist auf der Effektseite. Ja, es ist überladenes Action-SciFi-Popcorn-Kino. Aber das dürfte wohl den meisten Zuschauern schon vorher bewusst gewesen sein, man hatte also die Gelegenheit, sich darauf einzustellen. Und wenn man den Streifen als einen solchen betrachtet, funktioniert er auch gut. Die Effekte sind knallig aber gut umgesetzt. Wiseman setzt hier auf Nonstop-Action und präsentiert das auch ganz offen nach außen. Mir persönlich wäre zwar die eine oder andere Verschnaufpause ganz recht gewesen, wenn man sich dafür ein bisschen mehr auf die Tiefe der Handlung konzentriert hätte, aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Dafür passt aber die allgemeine Optik wieder. Die Settings sehen gelungen aus, auch wenn man wieder darauf hinweisen muss, dass “Total Recall” sich hierbei schon sehr dreist bei bekannten Vorlagen bedient hat – tut der Sache aber keinen Abbruch, was gut aussieht, sieht nun einmal gut aus. Zumindest da hat Wiseman eigentlich alles richtig gemacht.
Fazit:
“Total Recall” 2012 kann in keinem Punkt mit dem “Original” Verhoevens mithalten. Er hat keinen eigenen Stil und bietet letztlich nichts neues. Das althergebrachte ist jedoch nett aufbereitet, so dass der Titel zumindest ein gewisses Unterhaltungspotential hat – und nach dem Ansehen schnell wieder aus dem Gedächtnis gestichen werden kann.
Bewertung: 5/10 Punkten