Serie / Zyklus: Pell Zyklus Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
C.J. Cherryh gehört unzweifelhaft zu den besten SF-Autorinnen, deren Werke bereits seit Jahrzehnten auch hierzulande veröffentlicht werden. Auch wenn viele ihrer Werke bereits seit langem nicht mehr aufgelegt wurden, so lohnt sich die Lektüre ihrer Romane immer wieder. Mit „Tripoint“ wurde der siebte Roman aus dem PELL-Zyklus vom Heyne-Verlag nun endlich verlegt. Die Romane des PELL-Zyklus gehören lose zusammen, d.h. man kann sich ohne Kenntnis der vorhergehenden lesen. Etwas anderes bleibt dem SF-Leser auch gar nicht übrig, will er nicht die ersten Romane dieses Zyklus, die bereits seit langem vergriffen sind, für eine stattliche Summe bei Seconhand-Händler einkaufen.
Der vorliegende Roman beschreibt einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben von Tom Bowe-Hawkings, einem jungen Mann, der als Computerfachmann auf dem Raumer Sprite lebt. Dieses Kauffahrerschiff handelt auf den bekannten Routen mit Waren aller Art. Eigentlich keine aufregende Angelegenheit, wenn nicht zufällig die Sprite eines Tages bei der Raumstation Viking auf die Corinthian, die von Augustin Bowe geführt wird, trifft. Bei Augustin Bowe handelt es sich um den Vater von Tom, der diesen in einem Akt von Gewalt zeugte, was ihm Toms Mutter Marie ihr Leben lang nicht verziehen hat. Nun, 28 Jahre später, bietet sich für Marie die Gelegenheit, um Bowe und die Corinthian zu vernichten. Schon lange munkelt man in Kauffahrerkreisen, dass die Corinthian Geschäfte am Rande der Legalität abwickelt und im Krieg für die Seite der unterlegenen Flotte tätig gewesen ist. Marie versucht Informationen zu sammeln, um ihre Rache endlich vollziehen zu können. Tom hingegen, der aufgrund seiner Abstammung von den Familienmitgliedern der Hawkings immer mit Argwohn betrachtet wurde, sieht sich auf einmal im Mittelpunkt der Geschehnisse. Durch einen dummen Zufall gerät er in die Gefangenschaft der Corinthian und wird von dieser mitgenommen auf ihrer Reise nach Pells Stern. Während dieser Fahrt muss er sich nicht nur in eine völlig andere Mannschaft einfügen und versuchen zu überleben, sondern auch erkennen, dass die Gerüchte um die Corinthian nur allzu wahr sind.
Die Handlung hier präziser darzustellen, würde den Rahmen dieser Rezi sprengen. Der Roman bietet dem Leser genau das, was er von einem guten Cherryh-Roman erwartet. Die Charakterisierungen der Figuren sind wieder einmal sehr ausführlich und glaubhaft. Hier liegt unzweifelhaft die Stärke der Autorin. Wie immer läst sie sich bei der Handlung Zeit, was nicht heißen soll, dass keine Action gegeben ist. Aber diese steht nicht im Vordergrund, sondern ist mehr als Beiwerk zu verstehen. Die Autorin erzählt einfach eine weitere Geschichte aus einem ihrer Universen, wobei die einzelnen Figuren im Vordergrund stehen und weniger die Gesamthandlung. Zwar erweitert sie diesen Zyklus um einige Hintergründe und baut gerade am Ende einen sehr guten Spannungsbogen auf, aber als Action-Roman würde ich „Tripoint“ nicht werten.
Wer bereits den einen oder anderen Roman aus ihrer Feder gelesen hat und Cherryhs ausführliche Charakterisierungen mit langen Dialogen mag, wird auch diesen Roman genießen können. Ich bedauere es jedenfalls zutiefst, dass aktuell nur so wenige Romane von ihr bei Heyne noch lieferbar sind. Eine überarbeitete Neuauflage ihrer SF-Werke würde sicherlich seine Leserschaft finden, was die hohen Summen, die in den verschiedensten Internetbörsen für Cherryh-Romane geboten werden, deutlich vor Augen führt.