Artikel von Jürgen Eglseer
Grundsätzlich kann man in Sagen, Legenden und Geschichten zwei Arten von Drachen unterscheiden. Während die westliche Welt seit jeher eher den bösen Drachen "bevorzugt" und die Geschichten sich eher auf den Helf beziehen, der das "Monster" besiegt, widmet sich die asiatische Welt dem guten Drachen, der die Menschen beschützt und als Sinnbild von Weisheit, Stärke und Güte gilt.
Westliche Drachen
Im westlichen Mythos ist der Drache hauptsächlich in der Antike geprägt worden, auf Steinreliefs im orientalischen und römischen Raum. Das Christentum nutzte die Fugur des Drachens um das Böse darzustellen, er galt als Satan der besiegt werden musste. So wird zum Beispiel in der Geheimen Offenbarung des Johannes von einem Drachen gesprochen, der besiegt werden muss, damit das "Böse" endgültig von der Erde verschwindet. "Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Häuptern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht." "Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen?" Mittelalterliche Sagen, wie zum Beispiel die des "Drachentöter St. Georg", der Tatzelwurm und der Drache aus der Nibelungensage verstärkten das Bild des Monsters aus der Vorzeit. Ritter Wirnt von Gräfenberg beschreibt in seinem Epos "Wigalouis": "Von einem gekrönten Tier wird er nach Korntin geführt; vor dem Schloß verwandelt sich das Tier in einen Mann, dem sich Wigalois jedoch nicht zu nähern vermag: Es ist der tote König von Korntin, der dem Helden eröffnet, daß er der Sohn des Gawein sei und darauf hoffe, von ihm erlöst zu werden. Dazu müsse Wigalois ein Ungeheuer töten, das ihn und andere quäle. Eine klagende Frau, die ihren Mann an das Ungeheuer verloren hat, bestärkt den Ritter in seinem Vorhaben. Er findet das Untier, das mit Schuppen übersät ist, einen grünen Bauch, rote Augen und einen großen schwarzen Kopf mit langem Schnabel hat, und kann es mit Mühe überwinden, wobei er jedoch selbst ohnmächtig liegen bleibt (V. 4173-5141). "
Wenn man die Zunge eines Drachen isst, soll man angeblich unwiderlegbare Argumente aussprechen, das Blut eines westlichen Drachen schützt vor Stuichwunden (Nibelungen), das Herz eines Drachen verleiht einem die Fähigkeit, Vögel zu verstehen - welchen Sinn das auch haben mag. Die Wikinger schmückten ihre Holzschiffe mit geschnitzten Drachenköpfen, da sie glaubten, das dies ihnen mehr Mut und Kraft verleihe.
Jedoch gibt es auch im westlichen Kulturkreis Ausnahmen, darunter fällt der "Goldene Drache" (auch als Kaiserdrache beschrieben). Perfekt und rein schützt dieser in der Legende den Ritter bei seinen Abenteuern. Jedes Element ist diesem Drachen vertraut.
Aus einem anderen Holz - zumindest auf dem ersten Blick - ist der Feuerdrache geschnitzt, welcher im inneren aktiver Vulkane lebt. Hier spielt sich der Grossteil seines Lebens ab - nur zum Fressen kehrt er auf die Erdoberfläche zurück. Das er dabei ganze Landstriche in Flammen setzt, ist ihm egal, das dabei diverses Getier knusprig gebraten wird nur recht. Das Verbreitungsgebiet dieses Drachen ist eher im Norden, in den Erdspalten Islands bis nach Schottland.
Der Erddrachen hingegen ist die am meisten verbreitete Spezies unter den Drachen. Seine enorme Grösse (Flügelspannweite zsichen 15 und 30 Metern) macht ihn zwar nicht zu einem eleganten, jedoch zu einem ausdauernden Flieger. Manche Unterarten können Feuer speien - jedoch nicht so gewaltig wie die Feuerdrachen.
Der Wasserdrache wiederrum gehört zu den selteneren Exemplaren, er lebt in grossen Flüssen und Gewässern. Durch seine grosse Lungenkapazität und die Fähigkeit, Sauerstoff im Magen zu speichern, kann er lange Zeit unter Wasser bleiben - wo er ausgezeichnete Schwimmeigenschaften aufweist.
Östliche Drachen
Der östliche Drache ist wesentlich kleiner als der westliche und besitzt meistens keine Flügel. Beschrieben wird er als äusserst intelligent und weise. Man unterscheidet drei Familien der Ost-Drachen: drei, vier und fünfzehige Drachen.
Die dreizehigen kommen aus dem japanischen Kulturkreis, die vierzehigen aus dem Bereich Korea und Indonesien sowie der fünfzehige aus China. Hier unterscheidet man weitere drei Unterarten: Tien-lung, der himmlische Drache, der das Reich der Götter beschützt; Shen-Lung, der geistliche Drache, er beschützt Wind und Regen; Fut's-Lung, der Unterwelt-Drache, er besitzt wertvolle Edelsteine und Erze.
Auf den Gegenständen des chinesischen Kaisers wurde als Symbol der Macht immer ein Drache abgebildet - meist ein gelber, der als der mächtigste unter allen galt.
Weitere Drachenarten
Verschiedenlich werden weitere Drachenarten beschrieben, wie Feen-Drachen, Lindwürmer oder Baumdrachen, die alle jedoch nur vereinzelt in der Literatur vorkommen und kaum eine Rolle spielen.
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