Reihe: Ugly - Pretty - Special Band 1 Eine Rezension von Sonja Zeiler |
Kurzbeschreibung:
Tally kann ihren 16. Geburtstag kaum erwarten, denn dann steht die fur alle vorgesehene Schönheitsoperation an. Sie wird von einer Ugly zur Pretty werden, in New Pretty Town leben und keine Sorgen mehr haben. Tallys Freundin Shay dagegen sträubt sich gegen die Operation. Sie will nicht, dass andere über sie bestimmen. Als Shay flüchtet, lernt auch Tally die hässliche Seite der Pretty-Welt kennen. Denn die Behörden stellen sie vor eine furchtbare Wahl ...
Meine Meinung:
Tally steht kurz vor ihrem 16. Geburtstag. Noch genau 3 1/2 Monate sind es bis dahin dann wird sie endlich eine Pretty sein! Sie wird wunderschöne große Augen erhalten, eine schmale Nase und volle Lippen, wodurch sie endlich hübsch sein wird. Und nicht nur darauf freut sie sich, sondern auch, ihren besten Freund endlich wieder zu sehen. Er ist bereits ein Pretty und nie hätte sie gedacht, dass der Altersunterschied zwischen ihnen einmal so ein großes Loch hinterlassen würde. Doch nun, da er bereits in Pretty-Town ist und sie nicht zu ihm kann, vermisst sie ihn noch mehr. Bald wird sie ihm folgen, doch so lange möchte sie nicht mehr warten und schleicht sich heimlich nach Pretty-Town um ihn nur kurz zu besuchen.
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wird sie fast in Pretty-Town aufgegabelt und muss ziemlich schnell zurück in ihr Wohnheim nach Ugly-Town zurück. Denn in Pretty Town haben Uglys absolut nichts verloren. Auf dem Heimweg lernt sie Shay kennen, deren Freunde sich ebenfalls alle bereits in Pretty-Town befinden. Diese ist von der Operation, auf welche Tally seit Ewigkeiten wartet nicht sehr angetan, was Tally gar nicht nachvollziehen kann und Shay´s Fluchtplänen zwar nicht im Weg steht, sie jedoch auf gar keinen Fall begleiten möchte. Denn wer möchte schon hässlich sein, wenn ihm die Möglichkeit offen steht, endlich schön zu werden.
"Ugly", wird aus der auktorialen Erzählperspektive erzählt. Tally ist zu Beginn zwar für mich keine sonderlich sympathische Protagonistin, dennoch wirkt sie gerade dadurch sehr authentisch. Von klein auf wird ihr vorgepredigt, dass alle Menschen, die keine Operation hinter sich haben hässlich sind. Und dadurch geben sich schon die kleinsten Kinder "gemeine" Spitznamen, welche die Schwächen eines jeden noch einmal hervorheben. Tally sieht dies genauso und freut sich deshalb sehr, dass ihr der erlösende Eingriff bald bevorsteht.
Scott Westerfeld hat eine Welt erschaffen, wie sie sich einige vielleicht manchmal wünschen würden. Alle Menschen sehen gleich aus. Dass die "Ugly´s" in der Welt der "Pretty´s" nichts zu suchen haben, wird als vollkommen selbstverständlich angesehen. Sobald die Kinder mit circa 12 Jahren ihr niedliches Aussehen verlieren, kommen sie von ihren Eltern weg in Wohnheime, wo sie auf den Eingriff zu ihrem 16. Lebensjahr vorbereitet werden - denn keiner möchte einem Pretty das Gesicht eines Uglys zumuten. Die Umstände, weshalb dem so ist, werden zu Beginn nur kurz angeschnitten und nach und nach im Laufe der Handlung weiter ausgeführt. Auch die eigentlichen Beweggründe kommen erst ziemlich zum Ende ans Licht - bis es jedoch so weit ist, steht Tally einiges bevor.
Die Umsetzung der erschaffenen Welt sowie der Ausbau der Charaktere ist dem Autor sehr gut gelungen. Gespannt habe ich die Handlung von Tally verfolgt, welche unfreiwillig vor eine folgeschwere Wahl gestellt wird. Die Einstellung von Tally sowie deren charaktere Eigenschaften sind authentisch dargestellt und so wurde sie mir nach und nach immer sympathischer, wenn ich sie auch stellenweise ziemlich gerne geschüttelt und auf den Boden der Tatsache zurückgeholt hätte. Wenn auch für mich die Vorstellung immer in die gleichen Gesichter blicken zu müssen leichte Panik hervorrufen würde - für Tally war das von Kindesbeinen an normal. Wer würde da schon viel hinterfragen? Doch genau das ist es, womit der Autor den Leser auch zum Nachdenken anregt. Möchte ich lieber der Masse folgen und mich allem anpassen oder bin ich doch auch ein Individuum und akzeptiere mich selbst so, wie ich bin?
Der Schreibstil liest sich leicht und ist sehr bildlich. Hier wäre manchmal weniger etwas mehr gewesen denn durch die detaillierten Beschreibungen haben sich manche Passagen etwas schleppend gelesen. Dennoch fand ich die Geschichte um Tally sehr gelungen. Denn der Autor beschreibt, was ein doch großes Thema ist, sehr nachvollziehbar: den Schönheitswahn.
Das Ende lässt einen als Leser mehr als gespannt zurück, weshalb ich sehr froh bin, den zweiten Band "Pretty" bereits hier stehen zu haben.
Mein Fazit:
"Ugly" ist ein gelungener Einstieg in die "Ugly - Pretty - Special" - Reihe von Scott Westerfeld. Mit dem doch auch kritischen Thema sowie der von ihm erschaffenen Welt hat sich der Autor sehr auseinandergesetzt, was man an dem gut durchdachten Aufbau sofort merkt. Die Handlung ist spannend aufgebaut, liest sich ab und an jedoch durch die sehr ausführlichen Beschreibungen etwas zäh. Dies tut der Leserfreude jedoch keinen Abbruch, und ich freue mich schon sehr auf den Folgeband "Pretty".
4 von 5 Bücherjunkies