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Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Soramaru lässt sich zu einem wahnwitzigen Unterfangen überreden: Er soll als Gefangener getarnt ins Gokumuonjo gehen – in das gigantische Gefängnis, in das er und seine Brüder Verbrecher überführen. Dort herrscht ein unglaubliches Gerücht unter den Insassen, dem Soramaru nachgehen soll. Er will unbedingt so stark wie sein großer Bruder Tenka werden und ignoriert die Gefahr, in die er sich begibt. Als Tenka erfährt, wo sich sein jüngerer Bruder aufhält, ist er außer sich. Er bittet seinen Ninja-Freund Shirasu, Soramaru aus dem Gefängnis zu holen …
Unterm Wolkenhimmel scheint allmählich in die richtig heiße Phase zu kommen, denn nach Soramarus Gefängnisbesuch wird der Leser gleich mit mehreren Erkenntnissen konfrontiert, die sich teilweise schon im zweiten Band angedeutet haben, aber deswegen nicht weniger erschütternd sind. Zudem erfährt man endlich mehr über den geheimnisvollen Shirasu, der Tenka ergeben dient – dabei ist Shirasu das Oberhaupt eines alten Ninja-Clans. Doch mit dieser Vergangenheit scheint er abgeschlossen zu haben. Er hat mit Tenka und seinen Brüdern eine neue Familie gefunden, doch diese droht auseinander gerissen zu werden. Shirasu erfährt von Tenka, dass er nicht mehr lange zu leben hat und der Schock, den man ihm deutlich ansieht, zeigt die tiefe Verbindung der beiden Freunde.
Der jüngste Bruder, Chutaro, spielt weiterhin eher eine Nebenrolle. Er mischt zwar hier und da mit, ist aber noch zu klein, um wirklich etwas zu bewegen. Er ist ganz vernarrt in Tenka und hat noch keine Ambitionen, seinen großen Bruder irgendwann zu überflügeln. Soramaru hingegen will endlich als Mann wahrgenommen werden und gibt sich alle Mühe, irgendwann einmal so gut beziehungsweise besser kämpfen zu können wie Tenka. Dazu bittet Soramaro die Wölfe, eine militärische Gruppe, der Tenka einmal angehört hat, ihn zu trainieren. Nur deswegen lässt er sich auf den Gefängnisbesuch ein. Soramaro ist ein starrsinniger Kerl, der so viel Eifer an den Tag legt, dass man ihn einfach mögen muss. Am interessantesten bleibt weiterhin Shirasu, der noch einige Geheimnisse zu haben scheint und der von seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Auch im dritten Band kann sich der Leser über dynamisch gezeichnete Kämpfe und gruselige Gegner freuen. Karakarakemuris Stil besitzt hohen Wiedererkennungswert und kommt vor allem bei actiongeladenen und humorvollen Szenen zur Geltung, doch auch nachdenkliche und traurige Gesichter gelingen ihr gut. Vor allem Soramaro durchlebt von Wut über Enttäuschung bishin zu Erleichterung ein Wechselbad der Gefühle, während Tenka weiterhin alle Probleme wegzulächeln scheint. Doch dieses Mal stößt der stets gut gelaunte Tenka an seine Grenzen und muss sich einer bitteren Wahrheit stellen. Und so sieht man zum Ende dieses Bandes hin einmal eine ganz andere Seite von ihm.
Fazit
Unterm Wolkenhimmel entwickelt sich rasant weiter und hält einige überraschende und auch verstörende Erkenntnisse parat. Die Story kommt so richtig in Schwung und bietet dem Leser weiterhin dynamische Kämpfe, aber auch Einblicke in die Vergangenheit der Protagonisten, die allesamt auf ihre Art ziemlich sympathisch sind. 4,5 von 5 Punkten.