Serie/Reihe: Valerian & Veronique - Band 13, 14, 15
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Nach den dramatischen Ereignissen zuletzt müssen sich nun die beiden Raum-Zeit-Agenten Valerian und Veronique der Realität stellen, dass Ihre Welt die Erde und die gesamte menschliche Zivilisation in einem Zeitparadoxon oder von etwas ähnlich fatalen verschluckt wurde. Zum Glück blieb den Helden ihr Raumschiff und die Mission, nach der Erde zu suchen.
Band 13: Die Große Grenze
Valerian und Veronique fliegen aus Mangel an besseren Zielorten in eine Vergangenheit, in der die Erde noch existiert. Im 20. Jahrhundert müssen sie allerdings feststellen, dass jemand versucht dort (mal wieder) die Apokalypse herbei zu führen. Während ihrer Nachforschungen stoßen die beiden Agenten auf Spuren des Saboteurs. Er ist ein Raum Zeit Agent wie Valerian und Veronique auch, der ebenso wie sie den Niedergang der Erde überstanden hat. Jal, so sein Name, hofft mit einer globalen Katastrophe gegen Ende des 20. Jahrhunderts den Lauf der Geschichte zu ändern. Die Menschheit würde dann einen anderen Weg einschlagen, der nicht zum Austilgen der Erde führen würde. Doch das sind nur die falschen Hoffnungen eines verzweifelten Mannes, der keine Heimat mehr hat.
Das Artwork von Mézières ist wieder großartig, doch ich hatte den Eindruck Texter Pierre Christin war zu sehr mit anderen Projekten beschäftigt und machte seinen Kollegen zu wenig Vorschriften über die Gestalt der Panels. Der Band beginnt mit einer 18 Seiten umfassenden Sequenz, die beschreibt, wie der Agent Jal eine sehr mächtige Außerirdische täuscht und hintergeht um von ihr Kräfte zu übernehmen, die er braucht um seinen Plan umzusetzen. Die Geschichte würde auch als eigenständige Kurzgeschichte funktionieren. Allerdings wird damit der Erzählfluss des Comicalbums durchbrochen, denn die Geschichte beginnt erst mit Seite 19. Aber das passt irgendwie auch zu diesem Brückenband, der die Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Zyklus der Serie herstellt.
Band 14: Lebende Waffen
Valerian und Veronique müssen schmerzlich feststellen, dass es sehr schwierig ist, sich ohne die Unterstützung der einst mächtigen Raum Zeit Organisation durchzuschlagen. Zwar kann Valerian kleinere Reparaturen am Raumschiff selbst durchführen, aber eine umfassende Wartung ist nicht zu vermeiden. Um das Geld dafür zu verdienen nimmt Valerian den Auftrag an, einen Schnarf zu liefern. Diese übermäßig aggressive Kreatur ist kaum zu bändigen, doch die Empfänger sind begeistert. Unglücklicherweise ist die Kultur auf diesem Planeten sehr kriegerisch geprägt und der Besitz dieser Kreatur verschafft nun einer Seite ganz klar einen Vorteil. Logischerweise ist Veronique von diesem heimlichen Handel alles andere als begeistert. Zusammen mit einem bunt zusammengewürfelten Wanderzirkus versucht sie das schlimmste abzuwenden.
Die Geschichte erinnert an die Frühen, meist sehr humorvollen Abenteuer der Serie. Der Wanderzirkus gab dem Team auch wieder reichlich Ideen und Möglichkeiten, auch noch die skurrilsten Gedanken auf das Papier zu bringen. Und auch wie schon in früheren Bänden bleiben trotz all des Humors die kritischen Untertöne nicht auf der Strecke. Alles in allem ist dies ein typischer Band der Serie im positiven Sinne.
Band 15: Die Kreise der Macht
Die Wartung des Raumschiffs wird nun unvermeintlich, doch die Summe von 700.000 Blutoks, die für die Reparaturen notwendig wären, können die beiden nicht auftreiben. Zum Glück (oder zum Unglück) kommen mit den Shinguz Bekannte ins Spiel, die bereit sind, die Reparatur zu bezahlen. Natürlich fordern die Händler einen Gefallen und Valerian und Veronique wissen, dass dieser Gefallen jeden einzelnen der Blutoks wert ist. Die Welt Rubanis ist durch und durch korrupt und nicht lange und die beiden Helden sind in die Machtkämpfe der einzelnen Fraktionen verstrickt. Schlimmer noch: Die Machtspiele beginnen zu eskallieren.
Das interessanteste zu diesem Band sind weder Zeichnung noch Text (beides durchaus im Rahmen der Serie), sondern die Verbindung zu Luc Bessons Film „Das vierte Element“. Anfang 1992 erhielt Mézières den Auftrag, die ersten Entwürfe für den Film zu machen und die Arbeit war untrennbar mit dem Comic verbunden, denn der Zeichner stecke bereits mitten in der Planung zu diesem Band. Comic und Film verzögerten sich und es ist nicht ausgeschlossen, dass das Erscheinen des Comics 1994 Luc Besson Anreiz gab, endlich 1996 mit den Dreharbeiten zu beginnen.
Der nun bereits fünfte Band der Sammelausgabe kommt wieder mit einem 12 Seiten umfassenden sekundärliterarischen Teil. Dieser befasst sich nicht nur mit dem Film von Luc Besson, sondern um die Tätigkeitsfelder der beiden Verfasser über die Comicserie hinaus.
Hier ein Beispiel für Mézières großartiges Können.
Man muss sich in die neue Ausrichtung der Serie erst mal reinfinden, aber wenn einem das gelungen ist, dann stellt man fest, dass die Comics der restlichen Serie kaum nachstehen. Nach dem unumstrittene Höhepunkt der Reihe in den Bänden davor neigt man dazu ein wenig enttäuscht zu sein, aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Insgesamt bieten die Bände gute und überdurchschnittliche Unterhaltung. 8 von 10 Punkten.