Serie: Vergangene Zukunft Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wer Jack London hört, denkt zuerst einmal an Goldgräber, Abenteuer und Bücher wie Wolfsblut. Vor einiger Zeit erschien bei FanPro sein Bevor Adam, und Hermann Schladt legte mit Die Scharlachseuche nach. Damit wurden in kurzer Zeit zwei weniger bekannte Werke des Autors wieder dem deutschen Publikum zugänglich gemacht.
Im Jahre 2013 kam der Rote Tod über das Land, und quasi über Nacht starben zwei Drittel der Menschen. Mit dem Tod kam der Verfall der Zivilisation, und die Menschheit kleidet sich wieder in Felle. Dies ist die Geschichte des Großvaters und seines Enkels Edwin, die sich in einer Kultur der Jäger und Sammler befinden. Jack London erzählt uns von dem Trauma der Menschen, die wieder auf dem Weg sind in die alten Fehler der Zivilisation zu verfallen. Die Warnung, die der Autor uns vor hundert Jahren mit auf den Weg geben wollte, gilt immer noch. So sozialkritisch wie in dieser Erzählung habe ich ihn noch nie gesehen. Und mit dem Datum 2013 hat er uns ein Ziel vor Augen gesetzt, das wir bald erreichen können. Wir werden sicher nicht von der Scharlachseuche bedroht werden, aber ein Untergang der Menschheit ist immer zu erwarten.
Band 2:
"Hier spricht Edgar Wallace". Wer kennt ihn nicht diesen berühmten Ausspruch mit dem Dutzende Verfilmungen seiner Kriminalromane ihren Anfang nahmen. Und wer kennt seinen Science-Fiction-Roman Planetoid 127? Ehrlich gesagt, ich kannte ihn auch nicht. Edgar Wallace war für mich ein Kriminalautor, und über mögliche andere Werke habe ich mir nie Gedanken gemacht. Bis in dieser Heftreihe der genannte Zukunftsroman veröffentlicht wurde.
Chap West und seine Schwester Elsie sind mit Tim Lensman unterwegs zu Professor Colson. Der Professor wohnt irgendwo in der Wildnis, und es ist nicht sehr einfach, dorthin zu gelangen. Und der Professor pflegt sehr seltsame Kontakt zu Personen, angeblich über einhundertachtzig Millionen Meilen hinweg.
Die Erzählung selbst greift die Theorie der Gegenerde auf, wie sie vor allem John Norman mit Gor propagiert. Es fällt natürlich schwer, daran zu glauben. Rein wissenschaftlich wäre es möglich, aber sehr unwahrscheinlich, wenn sich auf zwei unterschiedlichen Planeten im gleichen Sonnensystem ähnliches Leben entwickelte. Trotzdem geht es Edgar Wallace nicht darum, zu diesem Planeten zu fliegen. Vielmehr verpackt er die Erzählung in einen abenteuerlichen Krimi.
Band 3:
Eine der am wenigsten veröffentlichten und dementsprechend unbekannten Erzählungen des amerikanischen Schriftstellers ist die hier besprochene Erzählung Die unvergleichlichen Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall. Sie ist auch die Erzählung, die ich bei ihm am ehesten in den Bereich der wissenschaftlichen Dichtung, also Science Fiction, einreihen möchte. In der 1835 erstmals veröffentlichten Erzählung reist der Held in einem Ballon zum Mond. Dieser Ballon, von Hans Pfaall selbst entworfen, wird für die Titelfigur zum eigentlichen Lebensmittelpunkt. Die Erzählung ist ein wenig absurd. Aber das scheint mir auch der Grund für diese Erzählung zu sein. In vielen Punkten nehmen sich Wissenschaftler zu ernst. Edgar Allan Poes Geschichte ist die Antwort auf zu viel Wissenschaftsgläubigkeit. Anders als Jules Verne, der die Technik in den Vordergrund stellt, ist es bei Poe immer wieder der Mensch. Möglicherweise ist die Art und Weise der Erzählung der Grund, warum sie von vielen nicht ernst genug genommen wird. Eine weitere Ballonreise steht 1849 auf dem Programm, als im vorausgenommenen Jahr 2848 eine kleine Mannschaft über den Atlantik reist und kräftig über die Vereinigten Staaten herzieht, wie sie tausend Jahre zuvor bestand. Anders als Mellon Tauta befasst sich der Autor in Die unvergleichlichen Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall nicht mit Gesellschaftskritik. Edgar Allan Poe jetzt als SF-Autor zu bezeichnen, wäre etwas einseitig. Eine Vielzahl seiner Werke ist eindeutig dem Horror-Genre zuzurechnen. Die Reise zum Mond ist nicht anderes als die Erfüllung eines Menschheitstraumes. Nur eben mit sehr einfachen Mitteln. Heute kann man über diese Literatur nur lästern, ist doch eindeutig klar, dass weder Ballone noch Kanonenkugeln den Weg zu unserem Trabanten finden würden. Andererseits spielt die Geschichte mit der Sehnsucht des Menschen, einen Ausflug zum Mond zu unternehmen, und erfüllt sie, zum Teil jedenfalls. Denn Hans Pfaall schafft, was den Lesern diesen Zeiten verwehrt bleibt.
In Rotterdam landet ein Ballon aus Zeitungspapier und sorgt für Aufregung, weil er von einer nur etwa zwei Fuß großen Person gesteuert wird. Die Person wirft einen versiegelten Brief ab und steigt wieder auf. Dieser Brief gibt den Bericht von Hans Pfaall wieder, einem Blasebalgflicker aus Rotterdam. Der verschuldete Familienvater wollte mit einem Ballon zum Mond fliegen. Er lässt sich von seinen Schuldnern noch einmal etwas Geld geben, doch auf der Flucht vor ihnen, lässt er seine Werkstatt explodieren. Der Beginn der Flucht ist ein 1. April, und wer genau liest, wird sehr viele Scherze finden. Es ist klar, dass er sich nicht mehr in Rotterdam sehen lassen darf, daher auch keine spätere Landung. Hans Pfaall beschreibt, wie er neunzehn Tage lang in seinem Korb mittels eines luftdichten Kautschucksacks dem Mond entgegenfliegt, dann aber plötzlich abstürzt und letztlich sogar seinen Ballonkorb abwerfen muss, da er zu schwer ist. Nur in der Ballontakelage hängend, landet er auf dem Mond, inmitten seltsamer kleiner Leute.
Wer mehr über Edgar Allan Poe und seinen Roman erfahren will, der sei auf diesen Roman verwiesen, der bei VSS erschien. Andere Titel des VSS werden auch durch Hermann Ritter in Perry Rhodans Club-Nachrichten Erwähnung finden. Die günstigen Hefte lohnen sich in jedem Fall. Die kleine Reihe von bislang drei Romanen ist gut gelungen, preislich nicht zu beanstanden, wenngleich an verschiedenen Stellen ein erneutes Lektorat vonnöten wäre. In jedem Fall lohnt sich der Griff zu diesen Heften, und ich würde mich freuen, wenn die Reihe eine Fortführung erfährt.