Titel: Vinzent |
Phantastische Filme aus Deutschland sind relativ selten. Und wenn jemand den Mut findet, einen Genrefilm zu drehen, so wird dieser auf jeden Fall im Heimatland nicht belohnt. Deutschland tut sich schwer mit dem Phantastikgenre. Horror oder Mystery werden als trivial verurteilt. Die Begründungen berufen sich in der Regel auf unbegründete Vorurteile. Sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, kommt für die meisten Kritiker erst gar nicht in Frage. So bleibt dem deutschen phantastischen Film leider nur ein Schattendasein übrig. Im Ausland dagegen werden diese Filme sehr hoch geschätzt. So wurde der Episodenfilm "Tears of Kali" des Regisseurs Andreas Marschall rund um den Globus mehrfach nominiert und ausgezeichnet. Immerhin zweifach ausgezeichnet wurde der Film "Vinzent" des Regisseurs Ayassi.
In diesem düsteren Thriller geht es um den Unterschriftensammler Vinzent, der eines Tages ein äußerst merkwürdiges Haus betritt. Unversehens gerät er mitten in eine sonderbare Trauerfeier, wo er auf einmal das Bewusstsein verliert. Wieder zu sich gekommen, glaubt er in einer Nachbarwohnung seine verschwundene Freundin zu sehen. Die Suche nach ihr wird für Vinzent zu einer Reise durch die verstaubten Labyrinthe dieses alten Hauses. Dabei scheint Vinzent seine eigene Identität nach und nach zu verlieren, bis ihn seine eigene Vergangenheit einholt...
"Vinzent" begeistert von Anfang an. Die kafkaeske Geschichte ist überzeugend erzählt. Die leichte Ironie, die dabei mitschwingt, lässt den Zuschauer immer wieder schmunzeln. Die natürlichen Kulissen des Gebäudes verbreiten eine durchaus gespenstische Atmosphäre, sodass man am Anfang geneigt ist, das alte Gebäude für ein Geisterhaus zu halten, dessen Merkmale durchaus das Unheimliche in dem Film mitbestimmen. Doch der Regisseur entwickelt seine Geschichte weiter, lässt die dunklen Gänge, Geheimtüren sowie das endlos erscheinende Treppenhaus zu Symbolen versteckter Geheimnisse, von Schuld und Perversion werden. Die interessanten Kamerafahrten und Perspektiven geben dem Film eine zusätzliche surreale Note, die durch das Alptraumhafte der Geschichte noch verstärkt wird. Damit ist "Vinzent" ein sehr gelungenes Werk aus deutschen Landen, und man darf hoffen, dass sich Regisseur Ayassi bald wieder in den Bereich der Phantastik verirren wird.